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09.03.2016 | Wasser und Abwasser

Umweltbewusstsein schärfen

Zum siebten Mal lud Fraunhofer UMSICHT am 18. Februar die Fachwelt der Nano- und Wasserbranche zu »nANO meets water« nach Oberhausen ein. Aktuelle Neuigkeiten der Nanotechnik in der Anwendung wurden denen der Forschung gegenübergestellt. Dazu stand mit »Herausforderung Wasser 2030« traditionell ein Brennpunktthema auf der Agenda: Welche Herausforderungen kommen in den nächsten Jahren bezüglich des Themas Wasser auf uns zu? Wie können wir verschmutztes Wasser zu Trinkwasser aufbereiten? Und vor allem wie die fortschreitende Verschmutzung von Wasser verhindern?

Treffpunkt der Nano-und Wasserbranche: nANO meets water VII.

Dr. Martin Bohle: »Das Anthropozän ist die Summe aus einem anthropogenen, globalen Wandel und der Ingenieurskunst.« (Fotos: Fraunhofer UMSICHT)

Nach einführenden Worten von Prof. Görge Deerberg, stellv. Institutsleiter Fraunhofer UMSICHT, eröffnete Dr. Martin Bohle mit seiner Keynote die Vortragsrunde. Dr. Bohle war außerdienstlich als Vertreter der IAPG (International Association for Promoting Geoethics) in Oberhausen, um über das Thema Geoethik zu referieren. In seinem Vortrag definierte er das Anthropozän, also den Zeitraum, seit dem der Mensch in zunehmendem Maße Einfluss auf die natürliche Umwelt nimmt, als Summe aus einem anthropogenen, globalen Wandel und der Ingenieurskunst. Er wies auf die vielen Schnittstellen zwischen Alltag und Geowissenschaften hin, mit denen jedermann nahezu täglich zu tun hat. Hierzu zählen z. B. die genaue Berechnung von Fundamenten für Gebäude, der Wetterbericht und nicht zuletzt das GPS. 

Schwermetalle aus Wässern abtrennen

Dr. Karl Mandel vom Fraunhofer Institut ISC in Würzburg stellte die von ihm entwickelten superparamagnetischen Nanopartikel vor. Es handelt sich dabei um schaltbare Magnete, mit denen z. B. Schwermetalle aus Wässern abgetrennt werden können. Aus mehreren nanoskaligen Eisenoxidpartikeln in einer Siliciumdioxid-Matrix schafft der Forscher ein System von Mikropartikeln, an denen zunächst Schwermetalle adsorbieren. Anschließend werden diese Schwermetalle über das »Einschalten« der Magnete aus der Lösung abgetrennt; die Schwermetalle werden desorbiert, die Magnete recycelt und dem Prozess wieder zugeführt.

Wie viele Nanopartikel – unter Laborbedingungen – aus Lacken, Fassadenanstrichen o. ä. durch Verwitterung oder andere Umwelteinflüsse in die Umwelt gelangen können, weiß Dr. Heike Hildebrand vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf, Forschungsstelle Leipzig. Mit einer von Dr. Hildebrand entwickelten Methode auf Basis radioaktiver Marker konnte beispielsweise festgestellt werden, dass bereits nach 220 Stunden ein erster Austrag aus Lacken stattfindet. In einem noch laufenden Forschungsprojekt wird nun überprüft, ob diese freigesetzten Nanopartikel z. B. von Pflanzen aufgenommen werden.

Brennpunktthema Wasser – heute und morgen

Im Rahmen ihres Vortrags zum Brennpunktthema »Herausforderung Wasser 2030« gab Dr. Ilka Gehrke, Leiterin der Abteilung Prozessintensivierung bei Fraunhofer UMSICHT, einen Überblick über die Wassersituation im Jahre 2016, gefolgt von einem Ausblick auf zukunftsweisende Wasserrecyclingkonzepte und Wassernutzungskonzepte.

Prof. Dr. Sven-Uwe Geißen von der TU Berlin ging anschließend insbesondere auf das von der Industrie genutzte Wasser ein. Denn 20 Prozent des Gesamtwasserverbrauchs entfallen auf industrielle Anwendungen, wovon wiederum 90 Prozent nach Gebrauch abgeleitet werden. D. h., das Wasser wird gebraucht, aber nicht verbraucht. Prof. Geißen wies ausdrücklich auf die »Macht des Konsumenten« hin. Wenn die Gesellschaft etwas von der Industrie fordere, werde auch versucht, diese Forderung zu erfüllen. Auf diesem Fakt fußt auch der Begriff »Green Labeling«: Firmen bemühen sich ökologisch zu agieren, um ihr Umweltbewusstsein auch nach außen zu dokumentieren.

Die Teilnehmenden von nANO meets water VII diskutierten angeregt und ausgiebig über die Themen der einzelnen Vorträge. Die Zeit während der Pausen und im Anschluss der Veranstaltung wurde intensiv genutzt, um Kontakte zu knüpfen oder zu vertiefen.

nANO meets water VIII findet im Februar 2017 statt.