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02.06.2016 | Beschaffungspraxis

BME: Deutsche Industrie weiter im Aufwind

Die deutsche Industrie hat im Mai nochmals leicht an Dynamik gewonnen. Das signalisiert der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der binnen Monatsfrist um 0,3 Punkte auf 52,1 stieg. Damit wurde nicht nur ein Viermonatshoch erreicht, sondern auch der Langzeit-Durchschnittswert von 51,9 Punkten übertroffen. Mit der höchsten Notierung seit Jahresbeginn zeigt der Mai-EMI zudem, dass sich die deutsche Industrie weiter im Aufwind befindet. Der Index liegt bereits den 18. Monat in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Das viel beachtete Industrie- und Konjunkturbarometer spiegelt das Ergebnis der Mai-Umfrage unter 500 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in einem Wert wider.

Der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) erreichte im Mai mit 52,1 Punkten ien Viermonatshoch. (Foto: celeste clochard / Fotolia)

„Trotz zahlreicher internationaler Krisenherde bleibt die deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs. Ihre robuste Verfassung stimmt uns auch für die kommenden Monate optimistisch“, betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Donnerstag in Frankfurt.

„Langsam, aber stetig – so bewegt sich der EMI in den vergangenen Monaten nach oben und dies trotz all der vermeintlichen Risiken wie Brexit oder der Abschottungstendenzen einzelner Länder, auch wenn diese zumindest bislang nur verbal geführt werden. Aber sowohl ein Brexit, als auch ein Nichtzustandekommen des TTIP bedeuten Belastungen für die stark exportorientierte deutsche Industrie“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME. So bleibe zu hoffen, dass diese beiden Risiken sich nicht materialisieren. Traud: „Wir erwarten den Brexit ‚nur‘ mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent. Die Umfragen liegen im Moment aber noch Kopf an Kopf. Dass TTIP tatsächlich noch vor den Präsidentschaftswahlen in dem USA unterzeichnet wird, halte ich für deutlich unwahrscheinlicher.“ Erfreulich sei der Anstieg des Ölpreises für die rohstoffexportierenden Länder. Bei einer dortigen Stabilisierung dürften auch die deutschen Exporte in diese Regionen wieder zunehmen.

Nach Ansicht von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, „lassen große politische Themen wie Brexit oder die US-Präsidentschaftswahl die deutschen Unternehmen kalt. Sie handeln nur die Fakten, nicht die Möglichkeiten.“ Somit lägen die größten Herausforderungen für den Konjunkturausblick derzeit in der langsamen Straffung der Geldpolitik der US-Notenbank. „Lässt sie neuerlich die Wechselkurse von Schwellenländern purzeln, käme Unruhe in die Weltwirtschaft, die auch die deutschen Unternehmen nicht ignorieren könnten“, sagte Kater dem BME.

„Die Industrie wächst weiterhin nur moderat, richtiger Schwung ist nicht da. Zuwächse gibt es allein auf Grund der starken Binnenkonjunktur“, kommentierte DIHK-Konjunkturexperte Dr. Dirk Schlotböller die aktuellen EMI-Daten. Das Wachstum der Auslandsnachfrage hingegen bleibe deutlich hinter den guten Exportjahren seit der Wiedervereinigung zurück. Bedenklich für den konjunkturellen Ausblick stimme der Rückgang der Nachfrage nach Vorleistungsgütern. „Ein geringer Bedarf an Vorleistungsgütern ist häufig Vorbote einer langsameren Gangart der Konjunktur“, sagte Schlotböller dem BME.

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion: Trotz des Vier-Monatshochs der Produktionssteigerungsrate fiel diese im Mai niedriger aus als im Durchschnitt der zurückliegenden 37 Monate seit Beginn der Ausweitung. Im Konsum- und Investitionsgüterbereich wurde diesmal mehr hergestellt als im Vorleistungsgüterbereich.

Auftragseingang: Wie bereits seit Dezember 2014 wies der Auftragseingang der Global Player und KMU auch im Mai dieses Jahres ein Plus aus; es fiel in etwa so hoch aus wie im Durchschnitt der zurückliegenden vier Monate. Laut Umfrageteilnehmern zeigte sich vor allem die Binnennachfrage intakt. Der Bedarf von den Exportmärkten hingegen schwächelte eher.

Deutsche Industrieerzeugnisse wurden vom Ausland noch weniger nachgefragt als im April, weshalb der Zuwachs aktuell nur noch minimal ausfiel. Während die Konsum- und Investitionsgüterhersteller ein Plus verbuchten, schlug im Vorlestungsgüterbereich erneut ein Minus zu Buche.

Beschäftigung: Die Beschäftigung stieg genauso stark wie im April, womit der entsprechende Teilindex weiter über dem Jahresdurchschnitt von 2015 notiert. Besonders viele Neueinstellungen gab es bei den Konsumgüterherstellern, und auch die Investitionsgüterhersteller schufen im Mai neue Arbeitsplätze. Im Vorleistungsgüterbereich gingen hingegen Stellen verloren.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Aufgrund der Verbilligung einiger Rohstoffe und erfolgreicher Preisverhandlungen verlangsamte sich der zehnte Rückgang der Einkaufspreise in Folge im Mai weiter und fiel schwächer aus als in den vier Vormonaten.

Wegen weiter rückläufiger Einkaufspreise, aber auch wegen Überangeboten wurden die Verkaufspreise den fünften Monat in Folge reduziert, diesmal jedoch nur noch minimal. Bei der überwiegenden Mehrheit der Befragten blieben die Verkaufspreise konstant.

Der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, Henley-on-Thames, erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).