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07.06.2016 | Wasser und Abwasser

Ammerseewerke mit dem Leuchtturm 2016 ausgezeichnet: Projekt nutzt Industrieabwasser als Treibstoff

Die Ammerseewerke gKU wurden im Rahmen der Branchenmesse IFAT in München vom Bayerischen Umweltcluster mit dem Leuchtturm 2016 prämiert. Ausgezeichnet wurde ein gemeinsames Projekt mit dem Verband AWA-Ammersee Wasser- und Abwasserbetriebe gKU, dem Abwasserproduzenten inge GmbH sowie dem Ingenieurbüro GFM GmbH, bei dem Industrieabwasser durch den Einsatz stoffstromspezifischer Behandlungstechnologien als Treibstoff für die Kläranlage Ammersee genutzt werden konnte.

(Foto: GFM Beratende Ingenieure GmbH)

Anlass für die Kooperation war eine Produktionserweiterung bei der inge GmbH in Greifenberg, die anschlussfertige Membranmodule herstellt: Seit Ende 2014 entstehen dadurch zusätzliche Industrieabwässer, die sich aus dem Lösungsmittel NMP (N-Methyl-2-pyrrolidon) sowie Glycerin zusammensetzen und von der Kläranlage Ammersee verarbeitet werden müssen. Die Beteiligten einigten sich bereits im Vorfeld darauf, dass das hochkonzentrierte Abwasser separat in Tanklastzügen abgeholt und zur 2 km entfernten Kläranalage transportiert werden sollte, wo es anaerob behandelt wird. So kann es sinnvoll zur Energieerzeugung genutzt werden: Durch die direkte Faulung des Substrats werden täglich 1.000 m³ energetisch verwertbares Gas produziert, so dass im Gegensatz zu einer konventionellen aeroben Behandlung jährlich 900 MWh Strom und 500 t CO2 eingespart werden können. Zusätzlicher Klärschlamm, der entsorgt werden müsste, fällt dabei nicht an.

Das Projekt zeigt das Potenzial einer stoffstromspezifischen Behandlung von Abwässern und damit die Vorteile eines angepassten und nachhaltigen Umgangs mit vorhandenen Reststoffressourcen auf. Es verdeutlicht somit, dass Abwasserbehandlung und Energieerzeugung keinen Widerspruch darstellen. Die Projektpartner zeigten sich über die Auszeichnung sehr erfreut: „Es ist schön, der Öffentlichkeit zeigen zu können, dass ein Abfallstoff als Wertstoff zur Entlastung der Umweltressourcen und als Beitrag zur Energiewende genutzt wird“, so Dr.-Ing. Ralf Mitsdoerffer, geschäftsführender Gesellschafter bei der GFM Beratende Ingenieure GmbH, die für die Projektstrategie maßgeblich verantwortlich zeichnete. Die Preisverleihung fand am 31.05.2016 auf der IFAT in München statt.

Die Ammerseewerke sind ein gemeinsames Kommunalunternehmen der Gemeinden Dießen, Eching, Finning, Greifenberg, Raisting, Schondorf, Utting und Windach und wurden im April 2012 gegründet. Als Rechtsvorgänger dieses Kommunalunternehmens war seit dem Jahr 1954 der Zweckverband zur Abwasserbeseitigung Ammersee-West für die Abwasserentsorgung und Abwasserbehandlung auf der Westseite des Ammersees zuständig. Ab dem Gründungsjahr wurde sukzessive die Erschließung der einzelnen Gemeinden verwirklicht und so das Ökosystem des Ammerseebereichs bereits Mitte des letzten Jahrhunderts gestärkt und bewahrt. Nach der Fertigstellung der Kanalbauabschnitte wurde im Jahr 1968 mit dem Bau der Kläranlage Ammersee in Eching am Ammersee begonnen und diese 1972 in Betrieb genommen. Ab Mitte der 1980er bis Ende der 1990er Jahre erfolgte die Erschließung der Randgemeinden zum Ammerseebereich, womit eine großflächige Abwasserentsorgung gesichert wurde.

Die GFM Beratende Ingenieure GmbH wurde vor etwa 90 Jahren als Büro für Tragwerksplanung in München gegründet. Vor circa 30 Jahren kam die Sparte Abwassertechnik hinzu. Heute ist das Unternehmen ein unabhängiges Ingenieurbüro mit rund 40 Mitarbeitern, das in den Bereichen Infrastruktur, Gebäude und Energie komplette Ingenieurdienstleistungen aus einer Hand anbietet. GFM ist seit 2005 nach ISO 9001 und ISO 14001 sowie seit 2015 nach ISO 50.0001 "Energiemanagement" zertifiziert.