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27.07.2016 | Gesundheitswesen und Hygiene

Statement von Joachim Schäfer zur MEDICA 2016 in Düsseldorf

Die Medizintechnik bleibt ein faszinierender Wachstumsmarkt. Die sehr starke Phase insbesondere zu Beginn des Jahrtausends, als die Unternehmen im internationalen Branchendurchschnitt mehrere Jahre in Folge zweistelliges Umsatzwachstum erzielten, scheint zwar vorüber. Jedoch wird das Medizintechnik-Business quer durch die zahlreichen Marktreports weiterhin als zukunftsträchtig beschrieben. Starkes Indiz für eine unverändert gute Markt-Perspektive ist die Innovationspower der Anbieter. Der Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Relation zum Umsatz liegt beispielsweise bezogen auf die deutschen Medizintechnik-Unternehmen bei neun Prozent und damit deutlich höher noch als in der Chemieindustrie oder der verarbeitenden Industrie. Und laut Europäischem Patentamt gab es auch im Jahr 2015 keinen Technologie-Bereich, aus dem weltweit so viele Patentanträge eingereicht wurden wie aus dem der Medizintechnik.

Joachim Schäfer, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf GmbH (Foto: Messe Düsseldorf)

Verändert hat sich für die Unternehmen der Zugang zu ihren Kunden und das ist eine Entwicklung, die auch in diesem Jahr wieder die weltweit führende Medizinmesse MEDICA in Düsseldorf (Laufzeit: 14. – 17. November 2016/ Montag - Donnerstag) als Trend-Barometer des Marktes dominant kennzeichnen wird. Während über Jahrzehnte Medizintechnik-Anbieter direkt mit Ärzten und Direktoren einzelner Kliniken verhandelten, erfolgen heutzutage Investitionen durch Kooperationen in Einkaufsverbünden oder in großen Klinikkonzernen durch übergeordnete, zentral agierende Instanzen. Eine starke Stellung gebührt darüber hinaus dem Handel, über den Anbieter insbesondere im Exportgeschäft vergleichsweise einfach in präferierten Ländern Marktpräsenz realisieren können. In der Summe dieser Entwicklungen sehen sich die Anbieter mit einem härteren Wettbewerb und verstärktem Preisdruck konfrontiert.

Bei der MEDICA spiegelt sich die Konzentration der Einkaufsmacht in einer hohen Entscheidungskompetenz der Besucher und in einer Zunahme der Besucher aus nicht medizinischen Bereichen wie etwa dem Klinikmanagement und dem national wie international agierenden Handel. Mehr als 80 Prozent der MEDICA-Besucher (2015: 130.000) sind maßgeblich oder fachlich beratend an Einkaufsentscheidungen beteiligt.

Anbieter in Top-Form – Digitalisierung schreitet voran

Für die Anbieter ergibt sich bei einer jeden MEDICA die Chance, sich diesem entscheidungskompetenten und vertriebsrelevanten Publikum in Top-Form zu präsentieren. Das erscheint mehr denn je geboten, denn den skizzierten Marktentwicklungen begegnet die Medizintechnik mit wertorientiertem Verkauf. Im Mittelpunkt steht dabei nicht isoliert der Preis medizintechnischer Produkte, Geräte und Systeme, sondern eine Kosten-Nutzen-Betrachtung über den kompletten Produktlebenszyklus. Berücksichtigung finden dabei etwa After-Sales-Services wie die Gerätewartung, Anwenderschulungen oder auch die passende Finanzierung.

Was die Neuheiten anbetrifft, wird die MEDICA 2016 mit erneut gut 5.000 Ausstellern aus ca. 70 Nationen wieder im besonderen Fokus des Interesses der weltweiten Gesundheitswirtschaft stehen. Denn das Marktgeschehen ist hinsichtlich wichtiger Angebotstrends von Dynamik geprägt. Wer `up to date´ bleiben will, für den ist ein Besuch in Düsseldorf Mitte November demnach ein Muss.

So schreitet die Digitalisierung des Gesundheitswesens unaufhaltsam voran und das betrifft alle Bereiche, den ambulanten wie den klinischen, sowie gleichermaßen Arzt und Patient. Bezogen auf Deutschland dürfte das jüngst verabschiedete E-Health-Gesetz dafür sorgen, dass die Vernetzung der Akteure im Versorgungsprozess endlich durch eine effektivere Erfassung und Nutzung von Patientendaten wesentlich optimiert wird – so lautet zumindest die klare Zielsetzung. Der bislang vorherrschende „digitale Flickenteppich“ von in sich zwar modernen, aber wenig aufeinander abgestimmten Lösungen könnte nun im Sinne einer konsistenten Datenintegration zu einem besseren großen Ganzen verwoben werden.

Neuheiten im Fokus und viel Prominenz „am Start“

Wie die digitale Zukunft im Gesundheitsbereich aussehen wird, davon werden sich Besucher der MEDICA 2016 bei den Ausstellern mit ihren vielen Neuheiten überzeugen können sowie auch in Vorträgen und Präsentationen etwa beim MEDICA CONNECTED HEALTHCARE FORUM (mit MEDICA App COMPETITION) oder dem MEDICA HEALTH IT FORUM (jeweils in Halle 15).

Insbesondere „Wearables“ und Smartphones in Kombination mit speziellen Health-Apps, die auch durch den Patienten selbst angewendet werden können, haben das Potenzial künftig zum unverzichtbaren Bestandteil der vernetzten Gesundheit zu werden. Zahlreich waren dazu schon die bei der MEDICA 2015 vorgestellten Neuheiten, beispielsweise ein mobiles 22-Kanal-EKG-System für Tablet-PC und Smartphone oder auch ein Analyse-Tool zur Erfassung von Schlafaktivitäten – qualitativ so gut wie auf Schlaflaborniveau. Unzählige weitere Mobile Health-Anwendungen sind derzeit in der Entwicklung, wobei sich vieles um Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes sowie Therapie-Fernüberwachung dreht. Denn hier kann künftig bezogen auf die Patientenzahlen von einem besonders hohen Anwenderpotenzial ausgegangen werden.

Nicht minder spannend bleibt die Big Data-Thematik, wobei es wohl besser Smart Data heißen sollte. Im Kern geht es um die Zusammenführung und Auswertung enorm vieler Patientendaten, so dass daraus Erkenntnisgewinne gezogen werden können hinsichtlich der Entstehung und der wirkungsvollen Therapie bestimmter Krankheiten. Es spricht für beste Zukunftsaussichten, dass neben vielen Start-ups auch Big Player der Digital Economy wie Google, Apple, Microsoft oder IBM im Gesundheitssektor aktiv werden und derzeit riesige Summen investieren, z. B. in die Entwicklung Künstlicher Intelligenz. Das Ergebnis ist innovative Software, die teils sensationelle Optionen bietet. Das gilt beispielsweise für die Erforschung und Entwicklung von Algorithmen zur automatisierten Bildgebungsanalyse. Auf dem Gebiet des Schlaganfalls gibt es hier bereits eine vielversprechende Lösung mit dem Ziel, die fachliche Expertise von Neurologen in der Auswertung von CT-Bildern softwarebasiert allgemeinzugänglich zu machen. Auf diese Weise können zum Beispiel in der Notaufnahme auch ohne Präsenz eines Neurologen schnellere Entscheidungen im Hinblick auf Verdachtsfälle von Schlaganfall gefällt werden.

Mit den Chancen und Folgen der Digitalisierung des Gesundheitswesens wird sich auch das MEDICA ECON FORUM beschäftigen. Das gemeinsam von der Techniker Krankenkasse und der Messe Düsseldorf organisierte Forum (in Halle 15) hat sich als Plattform für den gesundheitspolitischen Dialog fest etabliert, wie die Zusagen prominenter Gäste für dieses Jahr wieder zeigen. Bereits jetzt haben u. a. ihre Teilnahme bestätigt: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens oder auch Maria Klein-Schmeink, Gesundheitspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen.

Die dritte Dimension hält Einzug in die OP-Säle

Aber nicht nur Bits & Bytes bewegen die Gesundheitswirtschaft. Auch die Medizintechnik hat spannende Themen zu bieten. Aktuell sind vor allem Innovationen für die interventionellen Verfahren prägnant. Bei modernen OP-Verfahren ist „integriertes“ Vorgehen angesagt. Daten aus der bildgebenden Diagnostik fließen mit ein in die Steuerung chirurgischer Assistenzsysteme. Sie können mitunter sogar intraoperativ durch im OP vorhandene Bildgebungssysteme zusätzlich generiert werden, so dass der Eingriff präzise und schonend erfolgen kann. Hier stehen vor allem Fortschritte auf dem Gebiet der Endoskopie und der Instrumente für die minimalinvasive Chirurgie für großen Nutzen.

Derzeit hält die dritte Dimension verstärkt Einzug in die OP-Säle. Bei so genannten 3-D-Laparoskopiesystemen befinden sich am Ende des Endoskops zwei exakt aufeinander ausgerichtete Bildsensoren, die dem Operateur ein naturgetreues endoskopisches 3-D-Bild während des minimalinvasiven Eingriffs liefern. Die räumliche Darstellung erleichtert es dem Chirurgen, die Anatomie und den Instrumenteneinsatz besser abzuschätzen. So kann beispielsweise die Nadel beim Nähen besser erkannt werden, was genaueres und schnelleres Agieren ermöglicht.

Konferenzen an der Schnittstelle zur Fachmesse

Solche wesentlichen Medizintechnik-Trends werden bei der MEDICA nicht nur durch die Neuheiten der Aussteller thematisiert, sie spiegeln sich auch in den Programmen der begleitenden Konferenzen.

Anzuführen sind beispielsweise die MEDICA MEDICINE & SPORTS CONFERENCE, die u. a. den Einsatz körpernah eingesetzter Applikationen und „Wearables“ für das Vital-Monitoring aufgreift, oder auch die MEDICA EDUCATION CONFERENCE.

Sie wird in diesem Jahr zum dritten Mal veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und bietet den Teilnehmern eine Top-Gelegenheit, sich im Rahmen einer wissenschaftlichen Fortbildungsveranstaltung in Parallelität zur weltgrößten Medizinmesse über neue Techniken und deren medizinische Anwendung zu informieren und auszutauschen. Von den vier Konferenztagen steht jeder einzelne unter einem thematischen Schwerpunkt. Dabei bilden „Neue operative Techniken in der Chirurgie“ u. a. mit den bereits erwähnten Innovationen auf dem Gebiet 3-D-Laparoskopie den Auftakt.

An den weiteren Tagen widmet sich die MEDICA EDUCATION CONFERENCE Bildgebung und interventionellen Verfahren (z. B. Magnetresonanztomografie und Sonografie), Zukunftstechnologien für die Innere Medizin (z. B. Fernmonitoring bei chronischen Erkrankungen) sowie am letzten Veranstaltungstag der Diagnostik in der Inneren Medizin, Labormedizin, Toxikologie und Hygiene.

In Bezug auf das Konferenzprogramm der MEDICA werden ferner der 39. Deutsche Krankenhaustag als Leitveranstaltung für die Direktoren und das Management deutscher Kliniken, die internationale DiMiMED Konferenz für Spezialisten aus der Bereich der Wehr- und Katastrophenmedizin sowie die MEDICA PHYSIO CONFERENCE eine enge inhaltliche Verknüpfung zu den Themen der Fachmesse realisieren – ausgerichtet an den spezifischen Interessen ihrer jeweiligen Teilnehmer-Zielgruppen.

Komplette Bandbreite für ambulante und klinische Versorgung

Eine zentrale Stärke der MEDICA ist und bleibt, dass sie an einem Ort und zu einem Zeitpunkt nicht nur Lösungen für einzelne medizinische Fachdisziplinen thematisiert, sondern für den kompletten „Workflow“ der Patientenbehandlung.

So werden die fast 5.000 Aussteller die MEDICA 2016 nutzen, um auf über 116.000 Quadratmetern gebuchter Fläche die komplette Bandbreite an neuen Produkten, Dienstleistungen und Verfahren für den Einsatz im ambulanten oder klinischen Einsatz zu präsentieren.

Nach Hallen klar strukturierte Schwerpunkte der MEDICA Fachmesse sind: Elektromedizin/ Medizintechnik (mehr als 2.500 Aussteller), Labortechnik/ Diagnostika, Physiotherapie/ Orthopädietechnik, Bedarfs- und Verbrauchsartikel, Informations- und Kommunikationstechnik, medizinisches Mobiliar sowie spezielle Raumeinrichtung für Kliniken und Praxen.

COMPAMED – Hotspot für komplexe Hightech-Lösungen

Parallel zur MEDICA findet in diesem Jahr bereits zum 25. Mal die COMPAMED statt. Mit jährlich immer neuen Top-Werten in Bezug auf die Zahl der Aussteller und Besucher hat sie sich längst zur international führenden Markt- und Kommunikationsplattform für die Zulieferer der Medizintechnik-Industrie entwickelt. Aber nicht nur die Zahlen stimmen mit knapp 800 Ausstellern. Auch die Qualität des Angebots hat sich über die Jahre hinweg gewandelt und im Gleichschritt mit den Veränderungen des Medizintechnik-Marktes stetig verbessert. Wurden einst von den Ausstellern vorrangig einfache Komponenten, Bauteile und Ausrüstungen für technische Geräte und Medizinprodukte präsentiert, so ist die COMPAMED heute Hotspot für komplexe Hightech-Lösungen.

Besonders im Trend liegen hier Mikrosystemtechnik-Lösungen für mobile Diagnostik-, Monitoring- und Therapiesysteme. Anzuführen sind beispielsweise smarte Sensoren und Energiespeicher zur Verwendung in „Wearables“, Mikrotechnik-Applikationen für intelligente Implantate oder auch gedruckte Elektronik. Außerdem gewinnen die Auftragsfertigung und das Outsourcing von Dienstleistungen zu allen Prozessketten-Elementen (u. a. Entwicklung, Produktion, Lieferketten-Management, Qualitätsmanagement, Ersatzteil-Handling) weiter an Bedeutung. Denn gleich ob es sich bei den Kunden aus der Medizintechnik-Industrie um Großkonzerne oder kleine Familienunternehmen handelt, die Zulieferer bieten sich ihnen als kompetente Partner an. Das ermöglicht die Konzentration auf die jeweiligen Kernkompetenzen und Effizienzsteigerungen durch Auslagerung von Prozessen, die nicht dazugehören.

Mit 18.800 Besuchern verbuchte die COMPAMED im Vorjahr ihren bislang besten Zuspruch. Einer der Grunde hierfür: Die Verlängerung der Fachmesse auf vier Tage. Auch in diesem Jahr wird die Veranstaltung von Montag bis Donnerstag und damit komplett parallel zur MEDICA geöffnet sein (in den Hallen 8a und 8b). Das gibt den Zulieferern und ihren Kunden – vorrangig sind dies die Produktentwickler, Produktionsverantwortliche oder Einkaufsentscheider der MEDICA-Aussteller – ein wertvolles Plus an Zeit für Gespräche über gemeinsame Projekte.

In ihrer weltweit einzigartigen Kombination bilden MEDICA und COMPAMED die gesamte Prozesskette und das vollständige Angebot medizinischer Produkte, Geräte und Instrumente ab. Sie belegen zusammen das komplette Düsseldorfer Messegelände (19 Hallen).

Der Besuch beider Veranstaltungen ist wie in den Vorjahren mit nur einem Ticket möglich. 

Termin: 14. – 17. November 2016, Montag bis Donnerstag.

Öffnungszeiten: 10 bis 18:30 Uhr.