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29.02.2016 | Messen

Die CeBIT-Highlights aus dem „Forschungslabor“ in Halle 6

Wohin führt uns der digitale Wandel? Woran tüfteln die Wissenschaftler führender Forschungsinstitute? Die CeBIT gewährt vom 14. bis 18. März einen Blick hinter die Kulissen der Labore und zeigt, was heute technisch machbar ist und morgen Realität sein kann. Die Bandbreite der Exponate in Halle 6 reicht vom Touchdisplay mit 3D-Inhalten über mobile Konstruktionsroboter bis zum sicheren Schlüssel für die Cloud.

(Abbildung: Deutsche Messe AG)

Wer mit eigenen Augen sehen möchte, wie sich ein gewöhnliches Touchdisplay mit 3D-Inhalten erweitern lässt, sollte auf der CeBIT den Fraunhofer-Gemeinschaftsstand ansteuern (6, B36). Ein kleines, pyramidenförmiges Accessoire namens JUWL befreit Multimedia-Inhalte aus der Zweidimensionalität eines gewöhnlichen Bildschirms und macht sie holographisch erfahrbar. Dank der flexiblen Softwarearchitektur soll sich das Exponat von Fraunhofer IAO (Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation) für zahlreiche Anwendungen eignen – zum Beispiel als interaktive Ergänzung bei Ausstellungen.

Smarte Fabrikation im Lego-Look und Deep Learning mit dem größten Bilderschatz der Welt

Wie künftig die Produktion in einer smarten Fabrik aussehen kann, demonstriert das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI; 6, B48). In einem innovativen Szenario zeigt der Lego-Showcase den Einsatz von Methoden des Geschäftsprozessmanagements im Kontext von Industrie 4.0. Zunächst wird ein flexibler Prozess für die Fertigung von Traktoren in mehr als 30 Varianten geplant. Davon ausgehend erfolgt die vollautomatisierte Steuerung und Überwachung der tatsächlichen Produktion in einem cyberphysischen System. Unter Berücksichtigung menschlicher Arbeitsschritte wird der Fertigungsprozess in Echtzeit am Modell visualisiert und analysiert, um unmittelbar auf eventuell auftretende Fehler reagieren zu können. Ein weiteres DFKI-Projekt beschäftigt sich mit Deep Learning. Ein neuer Aspekt des Maschinellen Lernens ist das Erkennen von Empfindungen aus Bildern. Diese Fähigkeit wird auf der CeBIT mit dem derzeit größten Bilddatensatz der Wissenschaft demonstriert, dem Yahoo Flickr Creative Commons 100 Million (YFCC100m), und ermöglicht eindrucksvolle Anwendungen für Industrie, Medien und Gesellschaft.

Innovative Recherche-Tools für die Medien, intelligente Roboter auf der Baustelle und Smartphone-Steuerung wie von Geisterhand

Um Journalismus in Zeiten von Big Data geht es im Forschungsprojekt News-Stream, das vom Fraunhofer IAIS (Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme)  am Stand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vorgestellt wird (6, A34). Mit wenigen Klicks können sich Journalisten Tausende von Inhalten aus Videoplattformen, RSS-Feeds, Medienarchiven oder sozialen Medien auf den Bildschirm holen, vergleichen und automatisiert auswerten lassen.

„Was bewegt die Welt?“, fragen auch die Initiatoren des Projekts DataTwiSt. Die innovative Software aus dem Institut für Informatik der Universität Osnabrück wertet die Nachrichtenströme von Twitter aus und ermöglicht es damit Politikern und Unternehmern, sich einen Eindruck über das aktuelle Meinungsbild in der Bevölkerung zu bestimmten Themen zu verschaffen. Die Ausgabe der Ergebnisse erfolgt in ansprechenden Grafiken (6, A18).

Roboter sind im Kommen. Dass der Einsatz digitaler Technologien bei der Konstruktion von Gebäuden völlig neue Ansätze ermöglicht, zeigt die ETH Zürich aus dem CeBIT-Partnerland Schweiz mit ihrem „In situ Fabricator“ (6, D30). Das mobile Robotersystem transferiert die Leistungsfähigkeit und Flexibilität einer digitalen Fabrikation direkt auf die Baustelle. Auch den CeBIT-Stand der Hochschule hat der „In situ Fabricator“ konstruiert.

Geräte steuern ohne Tippen: Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) macht diesen Traum wahr. Mit der Software Kinemic lassen sich PCs, Smartphones und Datenbrillen freihändig steuern – durch simple Gesten oder das einfache Schreiben der Wörter in die Luft. Dabei werden die Hand- oder Armbewegungen von einem Sensorarmband oder einer Smartwatch erfasst und automatisch in Kommandos und Texte übersetzt. (6, A30).

Drohnen als Umwelthelfer, Ladestrom aus der Crowd und Experteneinblicke in die Zukunft des Internets

Mit der Konstruktion unbemannter Luftfahrzeuge beschäftigt sich die Technische Hochschule Wildau. Auf der CeBIT zeigen die Forscher ihr Konzept für eine Drohne, die mit modernster Technik zur Partikel- und Schadstoffmessung ausgestattet ist, um Einsätze unter extremen Umweltbedingungen zu fliegen. In einem weiteren Projekt wird ein Fluggerät für die Landwirtschaft entwickelt, das große Ackerflächen überwachen kann.

Ein Problem für die Besitzer von Elektroautos ist die geringe Zahl an Ladesäulen. Abhilfe schaffen will das Projekt CrowdStrom, das auf der CeBIT am Gemeinschaftsstand der Hochschulen NRW vertreten ist (6, C30/D29). CrowdStrom entwickelt Technologien und Geschäftsmodelle, damit private Elektromobilisten ihre Steckdose in der Garage während ihrer Abwesenheit öffentlich zugänglich machen können.

Seit Jahren nehmen die Berichte über Cyberangriffe auf Regierungseinrichtungen, Banken und Krankenhäuser zu. Wie können solche Attacken vermieden werden, und welche neuen Gefahren entstehen durch das Internet der Dinge oder durch Connected Cars? Diese Fragen werden auf der CeBIT vom Horst Görtz Institut für IT-Sicherheit an der Ruhr-Universität Bochum beantwortet. (6, D29). Täglich präsentieren Wissenschaftler des Instituts aktuelle Forschungsergebnisse, beispielsweise zu neuartigen Strategien für die Passwortvergabe oder zur Entwicklung effizienter Verschlüsselungsverfahren.

Interaktiver Ampelaufsatz, App für Klettersportler und ein sicherer Schlüssel für die Cloud

Im Rennen um den prestigeträchtigen CeBIT Innovation Award 2016 haben sich drei junge Forscherteams für das Finale qualifiziert. Die Preisträger werden im März in Hannover ausgezeichnet und stellen am Stand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (6, A34) ihre Projekte vor. ActiWait von der Urban Invention GbR ist ein interaktiver Aufsatz für einen Signalanforderungstaster an Fußgängerampeln, der nicht nur die Verkehrssicherheit erhöht, sondern auch als WLAN-Hot-Spot genutzt werden kann. Mit climbtrack vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz können Klettersportler mit geringem Aufwand ihren Trainingsfortschritt analysieren und dokumentieren. Darüber hinaus ermöglichen Augmented-Reality-Lösungen eine spontane Definition von Kletterrouten. Der von zwei Bonner Informatikstudenten entwickelte Cryptomator ist die erste zuverlässige, clientseitige Open-Source-Verschlüsselung für den Cloud-Speicher, die plattformunabhängig einsetzbar ist und sich auch für technisch weniger erfahrene Nutzer eignet.