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21.09.2015 | Büromöbel

Ein Designklassiker im Bundesverfassungsgericht

Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe wurde zwischen 2011 und 2014 umfassend saniert und renoviert. Im letzten Herbst konnte es nun wieder bezogen werden. Das ursprüngliche Gebäudeensemble, am 6. Mai 1969 eingeweiht, hatte der Berliner Architekturprofessor Paul Baumgarten entworfen.

Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe (Foto: Girsberger Holding AG)

Erhaltung und Modernisierung des Ensembles erforderten umfangreiche Baumassnahmen. Dazu zählten eine grundlegende energetische Sanierung mit weitgehender Erneuerung der Haustechnik, die Gewährleistung der Brandsicherheit und eine Schadstoffsanierung. Die Projektierung und Koordinierung dieser Arbeiten sowie die Planung der Neumöblierung übernahm das Staatliche Hochbauamt Karlsruhe. Die Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes erscheint heute optisch unverändert, ist aber komplett erneuert. Zum Innenausbau gehörten die Erneuerung der Sanitäranlagen sowie der Austausch von Heizkörpern, Bodenbelägen und Möblierung.

Ein halbes Jahrhundert lang hatten im grosszügigen Foyer dieselben Sessel den Besuchern komfortable Sitzgelegenheiten geboten, nämlich Loungesessel des Typs Modell 1600 des Schweizer Möbelherstellers Girsberger. Für die Planer des Hochbauamts stand fest, dass dieser Sessel auch nach der Grundsanierung in der Empfangshalle stehen sollte, und so begann man dessen Geschichte zu recherchieren.

Wilhelm Girsberger hatte als einer der beiden Enkel des Firmengründers 1961 persönlich den Entwurf des Sessels auf Packpapier skizziert. Er wollte einen der klassischen Moderne verpflichteten Loungesessel mit grossem Sitzkomfort schaffen. Für Bequemlichkeit sorgten dehnbare Gurte als Unterfederung sowie weiche Polsterkissen. Zweieinhalb Quadratmeter Leder aus einem Stück – also eine komplette Kuhhaut – wurden für jeden Sessel verarbeitet. Das Besondere am Modell 1600: Erstmals brachte Girsberger einen nicht aus Holz gefertigten Stuhl auf den Markt. Wilhelm Girsberger bestand aber stets darauf, nicht selbst als Designer des Modells genannt zu werden. Nach seinem Dafürhalten waren zu viele andere Personen am Entwurf beteiligt, als dass er die Autorschaft hätte beanspruchen können. Konstruiert und detailliert hatte den Sessel der Konstrukteur Ernst Lauclair. Heute werden originale Exemplare des Möbelstücks als moderne Klassiker gehandelt.

In den 1960er-Jahren waren Sitzgruppen in Chefbüros, Wartebereichen oder Empfangshallen sehr modern – als das Modell 1600 im Jahr 1963 auf den Markt kam, traf es denn auch den Geschmack der Zeit und wurde schnell populär. Um den deutschen Markt besser bedienen zu können, entschieden die beiden Girsberger-Brüder, speziell für dieses Produkt ein kleines Werk in Deutschland zu errichten. Sie wählten dafür eine leerstehende Zigarrenfabrik in Endingen am Kaiserstuhl. Zunächst waren es nur drei Mitarbeiter, die dort das Modell 1600 montierten. Bald aber wuchs die Zahl der Mitarbeiter, wobei über Jahre hinweg nur dieses eine Produkt das Werk verliess.

Bei der Grundsanierung des Bundesverfassungsgerichts stand zur Diskussion, ob die ursprünglichen Loungemöbel aufgepolstert und neu mit Leder bezogen werden sollten. Für diese Art von Aufträgen unterhält Girsberger einen eigenen Geschäftsbereich, das „Remanufacturing“. Allerdings entschloss sich die Firma, zum fünfzigjährigen Bestehen ihres Standortes in Endingen, wo inzwischen 120 Mitarbeiter tätig sind, das Erfolgsmodell aus den 1960er-Jahren neu aufzulegen. Das neue Modell 1600 ist etwas breiter geworden und bietet noch mehr Komfort. Und so fiel letztlich die Entscheidung, für das Bundesverfassungsgericht komplett neue Exemplare zu erwerben. Der originale Charakter des Foyers und die Handschrift des Architekten blieben so bewahrt.

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