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19.11.2015 | Gesundheitswesen und Hygiene

Neue Lauftage der MEDICA und COMPAMED stoßen auf breite Zustimmung

Die neuen Lauftage Montag bis Donnerstag sind bei den Fachbesuchern der weltgrößten Medizinmesse MEDICA 2015 sowie der parallelen Zuliefererfachmesse COMPAMED 2015 auf breite Zustimmung gestoßen und wurden vom Start weg in diesem Jahr gut angenommen.

(Foto: Messe Düsseldorf GmbH)

„Die 19 Messehallen waren durchweg stark frequentiert. Die Konzentration der MEDICA + COMPAMED auf die normalen Wochenarbeitstage bietet dem Fachpublikum vielfältigere Möglichkeiten der Reiseplanung. Das hat sich auch diesmal direkt positiv ausgewirkt auf die gut besuchten Fachmesse-Foren sowie die begleitenden Konferenzen. Hier fanden die vielen Programm-Highlights an allen Tagen regen Zuspruch“, zieht Joachim Schäfer, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, Bilanz.

Vom 16. – 19. November kamen 130.000 Fachbesucher aus rund 120 Nationen nach Düsseldorf (Vorjahr: 128.500). Der Anteil internationaler Besucher lag bei über 50 Prozent, auffällig viele kamen aus den Überseemärkten USA, Lateinamerika und verstärkt aus dem Iran und den arabischen Ländern. „Die MEDICA ist und bleibt über alle Ländergrenzen hinweg ein Top-Event für Entscheider“, ergänzt Joachim Schäfer im Hinblick auf die Tatsache, dass 96 Prozent der Besucher über Entscheidungskompetenz verfügen. Den für Investitionen besonders relevanten Experten aus Kliniken, Praxen, Labors, Handel sowie aus Reihen der Industrie und der Kostenträger (Krankenkassen) wurde von den erstmals fast 5.000 Ausstellern aus 70 Nationen das komplette Neuheiten-Spektrum für die ambulante und klinische Versorgung geboten.

Vom hohen Internationalitätsgrad der MEDICA auf der Besucherseite profitieren die Aussteller in besonderem Maße. Denn die Medizintechnik-Industrie entwickelt sich unverändert dynamisch, vor allem getrieben durch das Exportgeschäft. Die im Bundesverband Medizintechnologie e. V. (BVMed) organisierten Unternehmen erwarten für das laufende Jahr ein weltweites Umsatzwachstum von 6,8 Prozent, wohingegen in Bezug auf den deutschen Markt ein Wachstum um 4,3 Prozent prognostiziert wird. Die Branchenverbände SPECTARIS und ZVEI bestätigten zur MEDICA 2015 für ihre Mitgliedsunternehmen ebenfalls ein deutliches Wachstum von mindestens 6 Prozent, auch resultierend aus „soliden“ Zuwächsen im Westeuropa-Geschäft. Das Umsatzvolumen der deutschen Hersteller liegt demnach bei derzeit gut 27 Milliarden Euro bei einer Exportquote von 68 Prozent. Immerhin bleibt der unmittelbar vor den Messetoren der MEDICA gelegene deutsche Markt aus Sicht der Industrie unverändert lukrativ. Er gilt nicht nur hinter den USA und knapp hinter Japan als drittgrößter Markt für Medizintechnik und Medizinprodukte. Deutschland kann auch mit seiner guten Infrastruktur des Gesundheitswesens punkten, einem hohen Versorgungsniveau für Patienten sowie gut ausgebildeten Medizinern und einem hohen Standard der klinischen Forschung.

Gröhe und Wanka setzten politische Akzente

Damit dieses im weltweiten Vergleich hohe Niveau gesichert bleibt, nutzten gleich zwei Mitglieder aus den Reihen der Bundesregierung die MEDICA als publikumsträchtige Plattform zum Dialog und der Kommunikation aktueller politischer Anliegen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe unterstrich zur Eröffnung der MEDICA 2015 beim 38. Deutschen Krankenhaustag die Bedeutung des geplanten Krankenhausstrukturgesetzes zur Verbesserung der finanziellen Ausstattung deutscher Kliniken und diskutierte im Anschluss beim MEDICA ECON FORUM über aktuelle gesundheitspolitische Themen. Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka stellte zum Auftakt beim MEDICA HEALTH IT FORUM das richtungsweisende Förderkonzept Medizininformatik der Bundesregierung vor. Es setzt genau da an, woran es derzeit noch vielfach hapert: Viele medizinische Daten sind verstreut gespeichert in Kliniken, Praxen oder anderen Versorgungseinrichtungen – oft nicht einmal in digitaler Form. Gefragt sind demnach innovative IT-Lösungen zur besseren Daten-Zusammenführung, wie Bundesministerin Wanka hervorhob: „Einer der großen inhaltlichen Schwerpunkte der MEDICA ist die Digitalisierung der Medizin. Darum war die MEDICA 2015 für die Vorstellung des Förderkonzepts Medizininformatik der geeignete Ort. Uns geht es vor allem darum, dass medizinisch relevante Daten zum Wohle der Patienten genutzt werden. Wenn diese Daten systematisch ausgewertet werden, können daraus genauere Diagnosen und verbesserte Therapien abgeleitet werden.“

Die digitale „Revolution“ könnte vom Patienten ausgehen

Dass die digitale Zukunft auch im Gesundheitsbereich schon sehr konkrete Formen annimmt, davon konnten sich die MEDICA-Besucher im Hinblick auf zahlreiche von Ausstellern präsentierte Neuheiten überzeugen, aber auch in den Vorträgen und Präsentationen etwa beim MEDICA CONNECTED HEALTHCARE FORUM (mit MEDICA App COMPETITION) oder dem MEDICA HEALTH IT FORUM. Hier wurden u. a. Projekte und IT-Anwendungen vorgestellt für eine „Live“-Verbindung des Patienten vom Klinikbett in ein Klassenzimmer mittels Internet, Tablet-PC und steuerbarem Robotor oder auch das Projekt einer telemedizinischen Sprechstunde zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum.

Insbesondere „Wearables“ und Smartphones in Kombination mit speziellen Health-Apps, die auch durch den Patienten selbst angewendet werden können, haben das Potenzial zum unabdingbaren Bestandteil einer Zukunft der vernetzten Gesundheit zu werden. Zu den Produktneuheiten der MEDICA 2015 zählten etwa das erste mobile 22-Kanal-EKG-System für Tablet-PC und Smartphone. Das System ermöglicht nicht nur die Diagnose von Herzrhythmusstörungen sondern auch von Durchblutungsmängeln (als Vorboten eines Infarktes). Viel Beachtung fanden auch ein mobiles Analysetool zur Messung von Emotionen für ein optimales Stressmanagement oder ein Frisbee-Scheiben ähnliches Gerät mit Mobiltelefon-Anbindung zur perfekten Analyse der Schlafaktivitäten – auf Schlaflaborniveau, aber zur unkomplizierten Anwendung unter der Matratze im heimischen Bett. Wohin „die Reise geht“ und mit welchen Analyse-Daten womöglich demnächst schon Patienten ihre behandelnden Ärzte konfrontieren, davon konnte jeder auch einen Eindruck gewinnen bei der „Wearable Technologies Show“ (in Halle 15). Die Vielfalt der Geräte reicht von Lifestyle-Produkten wie Fitness-Trackern, über intelligente Brillen und Hörgeräte bis hin zum neuesten Trend – intelligenten Pflastern, die über Sensoren kontinuierlich Körperdaten abrufen, aber beispielsweise auch minimal-invasiv Medikamente verabreichen können.

Überhaupt hält der Miniaturisierungstrend in der Medizintechnik weiter an. Das gilt auch in Bezug auf Geräte und Systeme, die wirklich nur durch die „Profis vom Fach“ genutzt werden sollten. Dazu zählen zum Beispiel äußerst kompakte Geräte im Jackentaschen-Format für die medizinische Bildgebung, wobei selbst das noch auf die Spitze getrieben werden kann. Denn vorgestellt wurde bei der MEDICA 2015 zudem ein Ultraschall-Gerät, das einzig aus einem Schallkopf und der Verbindung zu einem Tablet-PC mit passender App besteht. Ebenfalls neu: ein System mit kabellosem Schallkopf für besondere Bewegungsfreiheit bei der Ultraschall-Untersuchung.

Rahmenprogramm kommt auch international an

Wie derartige Medizintechnik-Neuheiten im Alltag der verschiedensten medizinischen Fachrichtungen den optimalen Nutzen bringen, wurde auch in den begleitenden Konferenzen thematisiert. Anzuführen sind die DiMiMED für die Wehr- und Katastrophenmedizin, die wie die MEDICA MEDICINE + SPORTS CONFERENCE mit ihren englischsprachigen Vorträgen auch auf gute internationale Teilnehmerresonanz stieß, sowie die MEDICA PHYSIO CONFERENCE speziell für physiotherapeutische Behandlungskonzepte.

Viele interdisziplinäre und internationale Programm-Höhepunkte bot mit 168 Referenten, u. a. auch aus Großbritannien, Holland, Schweden, Österreich und Polen, in 56 Veranstaltungen die MEDICA EDUCATION CONFERENCE, organisiert von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und der Messe Düsseldorf. „Die Verbindung von Wissenschaft und Medizintechnik zog sich als roter Faden durch die Vorträge. Die vier gewählten Tages-Schwerpunkte schlugen mit Themen wie Chirurgierobotik, Gerontotechnologien, Bildfusion und interventionellen Therapien damit ideal die Brücke zu den Innovationen der MEDICA-Aussteller und wurden von den Teilnehmern gut angenommen“, sieht Konferenzpräsident Prof. Dr. Hendrik Lehnert das inhaltlich fokussierte Konzept der Fortbildungsveranstaltung bestätigt.

Der 38. Deutsche Krankenhaustag, der diesmal turnusgemäß wieder ergänzt wurde von der international ausgerichteten 3. European Hospital Conference, widmete sich unter dem Motto „Reform 2015 – vom Patienten her gedacht“ einerseits drängenden gesundheitspolitischen Fragestellungen. Aber auch „Handfestes“ fand sich im Programm für die rund 1.900 Teilnehmer aus dem Bereich des Klinikmanagements. In den Sessions der IT-Initiative ENTSCHEIDERFABRIK wurde beispielsweise aufgezeigt, wie sich der Unternehmenserfolg durch IT-Einsatz steigern lässt. Ein präsentiertes, aktuelles Klinik-Projekt widmet sich etwa der Prozessoptimierung in den als kostenintensiv geltenden Notfallambulanzen – unter Einbezug aller relevanten „Schnittstellen“ durch verbesserte Kommunikation und Datenaustausch (z. B. zwischen Notaufnahme, OP-Bereich und Bettendisposition).

Zulieferer als Partner für die komplette Wertschöpfungskette

Bereits zum 24. Mal in Verbindung mit der MEDICA und nun erstmals an vier Lauftagen fand die COMPAMED statt, als die international führende Fachmesse für die Zulieferer der Medizintechnik-Industrie. Die Rekordzahl von 779 Ausstellern präsentierten den 18.800 Fachbesuchern in den Halle 8a und 8b Technologielösungen und Services für die gesamte Medizintechnik-Wertschöpfungskette – von der Entwicklung über die Zulassung bis hin zur Serienfertigung und den Vertrieb sowie das Ersatzteil-Handlung. Den anhaltenden Trend zur Miniaturisierung, immer kompakteren und doch zugleich komplexeren Systemen thematisierte zum Beispiel der Gemeinschaftsstand des IVAM – Fachverband für Mikrotechnik sowie auch die beiden in die COMPAMED integrierten Fachforen. Als Highlights der COMPAMED 2015 anzuführen sind u. a. smarte Sensoren zur Verwendung in „Wearables“, Mikrosystemtechnik-Applikationen für intelligente Implantate oder auch gedruckte Elektronik (in einer Session des IVAM-Forum thematisiert durch das VTT Technical Research Centre of Finland).