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01.11.2015 | Stadtplanung

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke besucht Schloss und Park Babelsberg

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) schließt 2015 die – Fassade und Dach umfassende – Hüllensanierung des Schlosses Babelsberg in Potsdam frist- und kostengerecht ab. Im Rahmen eines Arbeitsbesuchs hat sich der Ministerpräsident des Landes Brandenburg, Dietmar Woidke, über den aktuellen Stand der im Frühjahr 2013 begonnenen Baumaßnahmen an der ehemaligen Sommerresidenz Kaiser Wilhelms I. (1797-1888) informiert.

Blick über den Pleasureground zum Schloss Babelsberg. Foto: SPSG/Holger Plickert

Ermöglicht wurden die Wiederherstellungsarbeiten durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die Länder Brandenburg und Berlin zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben.

Nach einem Rundgang durch das Schloss wurde im Park Babelsberg die laufende Instandsetzung des Brauchwassernetzes vorgestellt, das von 2016 an wieder Brunnen und Fontänen im Park versorgen soll. Ein Probelauf des Wasserfalls an der Gotischen Fontäne vermittelte hier einen ersten Eindruck. Die als „Komplexerschließung Park Babelsberg“ bezeichnete Maßnahme wird ebenfalls mit Mitteln des Sonderinvestitionsprogramms realisiert.   

Schloss Babelsberg soll 2017 für die Dauer einer Sonderausstellung, die die SPSG dem Gartenkünstler Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) widmet, wieder für Besucherinnen und Besucher zugänglich sein. Die Schau wird in den noch nicht restaurierten Schlossinnenräumen und im Park das Wirken Pücklers in Babelsberg und am preußischen Hof thematisieren.

Die Sanierungsmaßnahmen
Bis zum Beginn der Sanierungsarbeiten im Frühjahr 2013 bot Schloss Babelsberg einen eher trostlosen Anblick. Abgängige Putzflächen, korrodierende Metallteile, ungestrichene Fenster und Türen, geschwärzte Ziegel und Sandsteinflächen und undichte Dächer bestimmten das Schadensbild.

Die Restaurierung der in Sichtziegelbauweise errichteten Fassade umfasste darum die Festigung loser Materialien, die Schließung von Rissen und Fehlstellen und den Austausch von Fremdmaterial aus unsachgemäßen Reparaturen. Die Original-Eichenholzfenster (mit insgesamt 550 m² Fensterfläche) wurden aufgearbeitet und von ihrer Nadelholz-Notversprossung aus dem Jahr 1945 befreit. Überdies ist die gesamte Fassade materialgerecht und substanzschonend gereinigt worden. Hinzu kamen statisch bzw. holzschutztechnisch bedingte Zimmermannsarbeiten im Dachbereich und die komplette Erneuerung der Dachhaut.

So zeigt sich das seit 1990 zur UNESCO-Welterbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ gehörende Haus nun wieder ganz in der kaiserzeitlichen Pracht der Zeit zwischen 1870 und 1890. Dies ist ein wichtiger Meilenstein im Jubiläumsjahr 2015, in dem „25 Jahre Zugehörigkeit zum UNESCO-Welterbe“ gefeiert werden. Um jedoch nach dem erfolgreichen Abschluss der Hüllensanierung das Schloss auch im Inneren wiederherstellen zu können, sind weitere finanzielle Mittel in den kommenden Jahren dringend erforderlich.

Als außergewöhnliche Herausforderung erwies sich die Wiederherstellung der fünf – das Schloss umgebenden – Terrassen mit ihren Brunnen, Setzstufen und Stützmauern aus Naturstein. Dekontaminationsmaßnahmen auf der Abdichtungsebene waren ebenso erforderlich wie die Restaurierung stark geschädigter Metall- und Kunststeinvasen, Fialspitzen, Wasserspeier, Tierskulpturen und der ca. 100 Meter langen gusseisernen Brüstungsgeländer in Maßwerkform.

Die Blaue Terrasse soll wieder neue Pflanzflächen und Wege aus weißem Mosaikbelag mit blauen Bändern erhalten. Auf der Porzellan-Terrasse wird der Städte-Brunnen restauriert, der um 1863 als Geschenk der Dombauhütte Köln zum Dank für die Bemühungen Friedrich Wilhelms IV. (1796-1861) und Wilhelms I. um die Vollendung des Kölner Domes errichtet wurde. Die Anfertigung einer Kopie der von Christian Mohr (1823-1888) geschaffenen Brunnenfigur des 1271 verstorbenen Dombaumeisters Gerhardt van Ryle ermöglicht eine großzügige Spende von Gerd Harry Lybke über die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.

Die Arbeiten an den Terrassen bzw. Außenanlagen werden voraussichtlich Mitte 2016 abgeschlossen sein.
 
Die Kosten
Die Gesamtkosten der Sanierung der Außenhülle von Schloss Babelsberg einschließlich der umliegenden Terrassen liegen bei ca. 9,7 Millionen. Euro. Dabei entfallen etwa 2/3 auf das Gebäude und 1/3 auf die Außenanlagen.

Herausragendes Gartenkunstwerk

Der ab 1833 angelegte Park Babelsberg ist ein herausragendes Gartenkunstwerk, das seit 1990 zum UNESCO-Welterbe gehört. Gleich zwei bedeutende Gartenkünstler haben den 124 Hektar großen Landschaftspark im Auftrag des Prinzen Wilhelm, des späteren Kaisers Wilhelm I. geschaffen: Peter Joseph Lenné (1797-1866) und Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Ein ca. 20 Kilometer langes Wegenetz bietet ein vielfältiges Sichten-Programm.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Park durch seine Lage an der innerdeutschen Grenze zwischen 1961 und 1989 schwer in Mitleidenschaft gezogen. Seit 1990 konnte die SPSG die durch den Bau der Grenzanlagen zerstörten Parkareale und -bauten wiederherstellen, die am Schloss gelegenen Zweckbauten aus der Nachkriegszeit rückbauen (2008) und den Geysir in der Glienicker Lake (2006) wieder in Betrieb nehmen.

Komplexerschließung Park Babelsberg
Zur Ausstattung des Parks gehörten einst zahlreiche Brunnen und Fontänen, Seen und Teiche, Bachläufe und Wasserfälle. Die meisten Anlagen wurden nach dem Ende der Monarchie 1918 stillgelegt. Im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms (Masterplan) werden derzeit ca. 10 Kilometer des insgesamt ca. 20 Kilometer langen gusseisernen Leitungsnetzes saniert, das von 2016 an wieder die Wasserspiele speisen und der Bewässerung des Parks dienen soll. Die Gesamtkosten des als „Komplexerschließung Park Babelsberg“ bezeichneten Projekts belaufen sich auf 5,7 Millionen Euro. Darin sind die 2006 bis 2008 getätigten Ausgaben für die Pumpenstation, die Sanierung des Hochbehälters (Achterbecken) und die Erneuerung des Geysirs mit insgesamt 1,7 Millionen Euro bereits eingerechnet.

Um die verbleibenden ca. 10 Kilometer des Brauchwassernetzes sanieren und das Flatowturmbecken und den Großen See im Südteil des Parks füllen zu können, bedarf es jedoch noch weiterer Mittel in Höhe von rund 3 Millionen Euro.

Pückler in Babelsberg – eine Ausstellung
Temporär wird das Schloss in der Saison 2017 erstmals wieder für das Publikum geöffnet sein. Von April bis Oktober 2017 richtet die SPSG im Schloss und im Park Babelsberg eine Sonderausstellung über den Gartenkünstler Hermann Fürst von Pückler-Muskau aus, der den Park zwischen 1842 und 1867 wesentlich weiterentwickelte und das heute wahrnehmbare Bild dieses Landschaftsgartens prägte.

Das Schloss und die Terrassen mit ihren Bodenmosaiken, Brunnen und Pflanzungen sind dann wieder zu erleben. Durch die restaurierten großflächigen Fenster wird sich der Blick auf die gärtnerischen Anlagen öffnen. Diese Ausblicke und weitreichenden Sichten sollen einen bewussten Kontrast zu den noch nicht wiederhergestellten Innenräumen bilden. Fehlende Vertäfelungen, geschädigte Wandfassungen oder provisorische Treppen werden den Besucherinnen und Besuchern den weiterhin erheblichen Sanierungsbedarf verdeutlichen. Erst nach der Wiederherstellung der Innenräume kann das Haus wieder regulär als Museumsschloss geöffnet werden.

Der Ausstellung in Potsdam geht 2016 eine Exposition in der Bundeskunsthalle Bonn voraus, welche die drei großen Parkschöpfungen des Fürsten Pückler in Bad Muskau, Babelsberg und Branitz präsentieren wird. Die Schau in Babelsberg soll sich, in Anlehnung an Pücklers Bildsprache, in ein „Menü“ und eine „Nachspeise“ gliedern. Als „Menü“ wird Pückler im Schloss biografisch und künstlerisch vorgestellt und damit auf den „Nachtisch“, den Spaziergang durch den als begehbares Gemälde zu begreifenden Park, eingestimmt.

Es werden Einblicke in die „Trickkiste“ des Gartenzauberers gewährt, seine Rolle am Hof des preußischen Prinzenpaares Wilhelm und Augusta erläutert und ein Überblick übers Pücklers wichtigste Lebensstationen und Parkschöpfungen gegeben. Im Zentrum steht jedoch Pücklers Wirken im Park Babelsberg, das mit einer eloquent verfassten Streitschrift („Unterthänigste Promemoria“) 1842 begann.

Zur Geschichte des Schlosses Babelsberg
Schloss und Park Babelsberg wurden ab 1833 für den preußischen Prinzen Wilhelm und seine Gemahlin Augusta von Sachsen-Weimar (1811-1890) angelegt. Über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren verbrachte das spätere Königs- und Kaiserpaar hier seine Sommertage.

Der erste Bauabschnitt wurde von 1834-35 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) errichtet. Von 1844 bis 1849 fand eine Erweiterung des Bauwerks statt. Schinkels Schüler Ludwig Persius (1803-1845) und Johann Heinrich Strack (1805-1880) hatten dabei den ursprünglichen Entwurf auf Wunsch des Bauherrn zu modifizieren. Das Kaiserpaar nahm regen Anteil an der Gestaltung seines Lieblingsdomizils und fügte bis in die 1880er Jahre immer wieder neue Ausstattungsobjekte in das Gesamtkunstwerk ein.

Wie kein zweites preußisches Schloss ist Babelsberg weitgehend Ausdruck der Epoche Wilhelms I. geblieben. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal ist das Baudenkmal auch für historisch interessierte Touristen sehenswert, die diese Zeitebene an nur wenigen authentischen Orten besichtigen können.

Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten) bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2017 insgesamt 155,03 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 77,5 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 53 Millionen Euro (2/3 von 50 Prozent) und das Land Berlin 24,53 Millionen Euro (1/3 von 50 Prozent).