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08.05.2015 | Gebäudemanagement, Krankenhaus, Sicherheit

Tonnenschwere Sicherheit

Ein Kabelbrand in einer Herzklinik hat dieser Tage in Baden-Württemberg sofort für bange Fragen gesorgt: Wie sicher sind eigentlich Patienten, wenn die Stromversorgung unterbrochen ist? Keine Sorge: Wie im Südschwarzwald ist auch das Friedrich-Ebert-Krankenhaus in Neumünster auf einen solchen Gau vorbereitet. Mit einem neuen, ausgeklügelten Batteriesystem sorgen die Techniker von SCHORISCH Systems dafür, dass die Energieversorgung im Klinikum jederzeit gesichert ist.

Neumünster bei der Notstromversorgung in ihren zehn neuen Operationssälen. Martin Tiews, Serviceleiter bei SCHORISCH Systems in Reinbek, hat das Klinikum zu einer Batteriegestützten Stromversorgung (BSV) geraten. (Foto: SCHORISCH Systems)

Wo es täglich um das Leben von vielen Menschen geht und jährlich an die 9000 Patienten operiert werden, wäre eine Stromunterbrechung schlicht unverantwortlich und würde vom Gesetzgeber auch zu Recht nicht toleriert werden. Also haben sich die Verantwortlichen des Klinikums Neumünster bei der Einrichtung der zehn neuen Operationssäle für eine Batteriegestützte Stromversorgung (BSV) entschieden. Die BSV mit einer Leistung von 50 Kilovoltampere (kVA) versorgt permanent sämtliche medizinischen Geräte, die der Operateur für seine diffizile Arbeit einsetzt.

Fällt das Netz des Energieversorgers aus oder kommt es – wie jetzt in Bad Krozingen – zu einem Brand, stellt die Anlage automatisch unterbrechungsfrei auf Batteriebetrieb um, bis das Dieselaggregat die weitere Versorgung übernimmt. Der Stromausfall wird im OP auf einem Meldetableau signalisiert.

Zwei weitere Anlagen vom Typ BSV-OP versorgen Hauptleuchten und Satellitenlampen. Letztere hängen dicht über dem OP-Tisch, um alles gut auszuleuchten. Damit von diesen speziellen Leuchtmitteln keine Gefahr für Leib und Leben des Operationsteams und des Patienten ausgehen kann, wandelt die BSV-OP die 400 Volt-Wechselspannung von vorneherein in 24 Volt-Sicherheitskleinspannung um.

Alle BSV-Anlagen im Klinikum Neumünster werden renundant eingespeist, also sowohl über die Allgemeine Versorgung (AV) als auch über die Sicherheitsversorgung (SV). Fällt das AV-Netz aus, muss das Dieselaggregat innerhalb von 15 Sekunden die Versorgung der Verbraucher übernehmen. Die BSV-Anlagen bleiben permanent in Betrieb. Einmal im Monat wird ein automatischer Funktionstest eingeleitet.

Jährlich werden die Anlagen von Martin Tiews und seinem Serviceteam gewartet. Der Serviceleiter bei SCHORISCH Systems zeichnet für Inbetriebnahme, Wartung und Einweisung beim Kunden verantwortlich. Er weiß, dass die Dieselaggregate zwar absolut notwendig sind, weil sie über einen sehr langen Zeitraum die Stromversorgung für die gesamte Klinik garantieren. Doch wenn das AV-Netz ausfällt, verlässt er sich lieber auf die sechs Tonnen schweren und recycelbaren Bleibatterien auf dem Dach. Die sind nämlich immer geladen. Deshalb hat er die BSV-Anlage auch der Firma Tesche Elektroanlagen aus Gelbensande empfohlen, die das Gesamtkonzept für die Stromversorgung erstellt hat.

„Auch in heutiger Zeit kommt es vor, dass es Stromunterbrechungen aus den unterschiedlichsten Gründen gibt", sagt Kirsten Schönharting, Vorstand der SCHORISCH Gruppe in Reinbek. Das beweise der aktuelle Fall in Baden-Württemberg. Doch könne man derartige Sicherheitslücken schließen.

Die höchste Sicherheitsstufe 3 schreibt vor, dass die Batterieanlage im Extremfall mindestens drei Stunden Strom liefert. Das Klinikum Neumünster ist bei der Installation ihrer Notstromversorgung auf Nummer sicher gegangen. „Eine BSV-Anlage, die 50 kVA Leistung hat, ist eher selten", sagt Martin Tiews, „damit können sich Arzt und Patient tatsächlich in Sicherheit wiegen." Die beiden kleineren BSV-OPs hingegen haben eine Leistung von je 2100 Watt. Mit 700 Kilogramm gehören ihre Batterien zu den Leichtgewichten.