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13.05.2015 | Arbeitsschutz, Gesundheitswesen und Hygiene, Schul- und KITA-Einrichtung

Sicher und gesund arbeiten in der Kita

Die oft körperlich belastendenden Arbeitsbedingungen in Kitas sind ein Dauerthema in der öffentlichen Diskussion. Aktuelle Daten zu Muskel-Skelett-Belastungen bei Erzieherinnen und Erziehern fehlen allerdings in Deutschland. Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) hat mit mehreren Projektpartnern die Belastungssituation des pädagogischen Personals untersucht. In der Folge wurden Maßnahmen entwickelt, die wirksam helfen, Beschwerden und Erkrankungen vorzubeugen. Die Ergebnisse des sogenannten ErgoKita-Projekts liegen jetzt vor.

530 000 Personen arbeiten in Deutschland in der vorschulischen Erziehung in Kindertageseinrichtungen. Die Anforderungen an diese Berufsgruppe steigen mit dem Ruf nach mehr Qualität in der Erziehungsarbeit. Gleichzeitig nimmt auch die Zahl der unter Dreijährigen in Tagesbetreuung zu. .

Vor diesem Hintergrund hat das IFA gemeinsam mit dem Institut für Arbeitswissenschaften der TU Darmstadt und dem Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Goethe-Universität Frankfurt die gesundheitliche Situation von Erzieherinnen und Erziehern in Kitas untersucht. „Mit Messungen und Befragungen haben wir zunächst ermittelt, in welchem Umfang das Muskel-Skelett-System an diesen Arbeitsplätzen belastet ist und welche Arbeitsbedingungen dafür Ausschlag gebend sind“, sagt Professor Rolf Ellegast, stellvertretender IFA-Leiter. „Dann sind wir noch einen Schritt weiter gegangen, haben in sechs Einrichtungen beispielhaft Veränderungen vorgenommen und anschließend noch einmal geschaut, welchen Effekt diese Interventionen in der Praxis tatsächlich haben.“

So ist es den Forschern gelungen, einen Katalog von Maßnahmen zu identifizieren, die Muskel-Skelett-Belastungen im Kita-Alltag erfolgreich vorbeugen. Sie reichen von ergonomischen Möbeln, die Zwangshaltungen verhindern, über feste Funktionsräume, die Umräumarbeiten reduzieren, bis hin zu Verhaltensschulungen als Hilfe zur Selbsthilfe. In jedem Einzelfall wurde darauf geachtet, dass die gewählten Maßnahmen in das pädagogische Konzept der Kita passten und eng mit den Erziehungskräften abgestimmt waren.

Nicht nur die Vorher-/Nachher-Messungen belegen, dass sich ungünstige Körperhaltungen so nachhaltig vermeiden lassen; auch die Erzieherinnen und Erzieher bestätigen diesen Eindruck. Ellegast: „Die Kita-Beschäftigten sprechen sogar von positiven Effekten für ihr Gesundheitsbewusstsein generell, also auch außerhalb des Arbeitsplatzes. Das ist für uns ein ganz besonderer Erfolg!“

Die Projektergebnisse lassen sich für die Praxis auf vielfältige Weise aufbereiten: zum Beispiel für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern, in Form von Checklisten zur Gefährdungsbeurteilung oder als Handlungshilfe für die gesundheitsgerechte Kita-Gestaltung. Aktuell sind sie Grundlage für den Bau einer ergonomischen Muster-Kita, die die Unfallkasse Rheinland-Pfalz mit einem städtischen Träger baut.