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03.03.2015 | Beschaffungspraxis, Umfragen

EMI: Einkaufsmanager vorsichtig optimistisch

Die deutschen Einkaufsmanager sind vorsichtig optimistisch für die weitere Konjunkturentwicklung. Mut machen ihnen vor allem der anhaltende Anstieg bei Industrieproduktion und Neuaufträgen, der, wenn auch marginale, Stellenaufbau sowie der sich fortsetzende Preisverfall bei wichtigen Rohstoffen. Das signalisiert der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der im Februar mit 51,1 (Januar: 50,9) erneut oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten lag. Allerdings blieb er unter seinem langjährigen Mittel von 51,9 und wies nur eine leichte und insgesamt unterdurchschnittliche Wachstumsbeschleunigung auf.

„Die Beschaffung von Rohstoffen ist für Einkäufer so günstig wie lange nicht. Das gilt sowohl für Rohöl als auch für die meisten Industriemetalle und trägt zur Kostenentlastung in den Unternehmen bei“, betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt.

„Während der deutsche Leitindex DAX von einem historischen Hoch zum nächsten eilt, bewegt sich der EMI eher behäbig. Eine leichte Konjunkturerholung zeigt der EMI zwar an. Von Euphorie kann aber keine Rede sein“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME. Die üblicherweise zu beobachtende Korrelation zwischen DAX und EMI sei derzeit gebrochen. Entweder lege der EMI in den nächsten Monaten richtig zu, oder der DAX korrigiert deutlich. „Ich halte die zweite Variante für wahrscheinlicher. Selbst wenn der DAX also in den nächsten Wochen heftig korrigierten sollte, wäre dies kein Grund für Pessimismus. Lediglich die aktuelle Übertreibung würde abgebaut“, so Traud weiter. Ein Wachstum des deutschen Bruttoinlandsproduktes in Höhe von 1,6 Prozent sei aufgrund des hohen statistischen Überhangs auch dann noch drin – d.h. ein Wachstum über Potenzial mit einer weiteren Besserung am Arbeitsmarkt.

„Erfreulich ist, dass die unternehmerischen Erwartungen sich trotz Grexit-Diskussion und weiterhin schwelender Spannungen in Osteuropa nicht wieder ins Schneckenhaus zurückgezogen haben“, kommentierte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, die aktuellen EMI-Januar-Daten. Das spreche dafür, dass die Konjunktur zurzeit gut abgestützt ist: durch niedrige Zinsen und Ölpreis, einen schwachen Wechselkurs und weiteres Aufholen in den europäischen Krisenländern. Kater abschließend: „Die deutsche Konjunktur erhält Rückenwind aus allen Richtungen.“

Für DIHK-Chefvolkswirt Dr. Alexander Schumann taut die Stimmung in der deutschen Wirtschaft dagegen nur langsam auf. „Das Startquartal 2015 dürfte kaum an den überraschend guten Jahresausklang 2014 anknüpfen können“, teilte er dem BME mit. Weiterhin sei es vor allem der Sonderfaktor Ölpreis, der den Konsum hierzulande befeuere und auch auf wichtigen Auslandsmärkten Kaufkraft schaffe. Schumann: „Wie lange dieser Rückenwind der Konjunktur hilft, bleibt abzuwarten.“

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion: Die Februar-Daten weisen bereits zum 22. Mal in Folge einen Produktionsanstieg für die deutsche Industrie aus. Dieser fiel allerdings ähnlich moderat wie im Januar aus und damit geringer als im Langzeit-Durchschnitt. Befragte Unternehmen schrieben den Anstieg vor allem der erhöhten Auftragsvergabe von Kundenseite zu. Die Vorleistungsgüterindustrie verbuchte insgesamt ein Minus, die Konsum- und Investitionsgüterindustrie hingegen ein Plus.

Auftragseingang: Bei den Auftragseingängen ließ sich die dritte Zunahme in Folge messen. Der Anstieg war zugleich der stärkste seit sieben Monaten, nahm sich aber dennoch relativ bescheiden aus. Positiv wirkten sich sowohl die Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds als auch der schwache Eurokurs aus.Der Teilindex für die Exportbestellungen überschritt im Februar wieder die neutrale Referenzlinie von 50 Punkten und signalisierte eine leicht erhöhte Nachfrage aus dem Ausland. Am stärksten nahm der Bedarf an deutschen Industriegütern in Asien und den USA zu.

Beschäftigung: Das Beschäftigungswachstum hielt angesichts des gestiegenen Produktionsbedarfs im Februar den fünften Monat hintereinander an, wobei die Einstellungsrate ähnlich niedrig wie im Januar blieb. Im Konsumgüterbereich wurden sogar Stellen gestrichen, in der Vorleistungs- und Investitionsgüterindustrie indes neue Arbeitsplätze geschaffen.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Seit Januar 2014 haben die Einkaufspreise für Hersteller kontinuierlich abgenommen. Die Rückgangsrate fiel zwar nicht so hoch aus wie während ihres Fünfeinhalb-Jahresrekords im Januar, blieb aber deutlich über ihrem Langzeit-Durchschnitt. Rund ein Viertel der Befragten profitierte aktuell von gesunkenen Kosten, was nicht zuletzt auf den jüngsten Ölpreisverfall zurückzuführen ist.

Die Produzenten senkten ihre Verkaufspreise im Zuge verringerter Einkaufskosten den vierten Monat in Folge. Allerdings boten sie ihren Kunden nur noch vereinzelt Vergünstigungen an. Bei der Mehrheit der Unternehmen blieben die Preise gegenüber dem Vormonat unverändert.

Der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, Henley-on-Thames, erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).