Public Manager
04.11.2014 | Nutzfahrzeuge - Elektro-Mobilität, Stadtplanung, Verkehrsmanagement

Was feststeht: Kinder von heute fahren morgen anders

In der Regel ist die Zukunft eine unkalkulierbare Größe. Etwas anders verhält es sich da beim Thema Mobilität. „Für die Mobilität der Zukunft werden elektromotorische Antriebe erheblich mehr Bedeutung bekommen. Auch wird sich das individuelle Mobilitätsverhalten deutlich ändern“, erklärt Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW heute (4. November) anlässlich der Jahrestagung des Netzwerks „Kraftstoffe und Antriebe der Zukunft“ der EnergieAgentur.NRW vor rund 200 Fachleuten im Maritim-Hotel in Düsseldorf.

Während in der Vergangenheit das Auto auch ein Statussymbol war, sieht die Zukunft viel nüchterner aus. Der Trend, viel und weit zu fahren oder gar per Flieger zu reisen, scheint rückläufig. Inzwischen verzichten vor allem in den Ballungsräumen und in Städten immer mehr Menschen auf ein eigenes Auto. Zwei Drittel der jungen Menschen in der Stadt organisieren sich die Mobilität multimodal, sie werden also – abhängig von der Weglänge  – verschiedene Verkehrsmittel nutzen. Wer heute noch Kind ist, wird als Erwachsener bereits nicht mehr nur das Auto nutzen, um sich fortzubewegen.

„Wir erleben einen Mobilitätswandel. Der öffentliche Personennahverkehr und das Radfahren werden an Bedeutung gewinnen“, so der Minister. Gerade für den Zulieferverkehr und für Flottenbetreiber ist die E-Mobilität inzwischen eine Option. Laut Shell-Studie (Pkw-Szenarien bis 2040) wird in den kommenden 25 Jahren die Anzahl der Pkw in Deutschland pro 1.000 Einwohner von 550 (2012) auf 510 (2040) sinken. In einer sich weiter verstädternden Bevölkerung werden die individuellen Mobilitätsbedürfnisse der Bürger durch immer weniger Autos erfüllt. „Das schont wiederum die Ressourcen und die Umwelt – und wirkt sich positiv auf unsere Lebensräume aus“, erklärt Remmel.

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens hat die Mobilität als eine Schlüsselherausforderung der Energiewende erkannt und unterstützt deshalb unter anderem Projekte aus dem Bereich der E-Mobilität. Die Modellregion Rhein-Ruhr bringt bis 2015 mit 50 Partnern in elf Projekten rund 470 Elektrofahrzeuge in Deutschlands größter Metropolregion zum Einsatz. Darüber hinaus werden 400 weitere Ladepunkte installiert. Das gesamte Budget beträgt etwa 43 Millionen Euro. Neue Technologie – vom Land gefördert – kommt z.B. in Hürth mit einem Brennstoffzellen-Bus im ÖPNV zum Einsatz.

Auf den Straßen Nordrhein-Westfalens fahren derzeit über neun Millionen Pkw. Der Anteil fossiler Kraftstoffe beträgt im Pkw-Bestand noch immer 98 Prozent. Allerdings: Im Jahr 2020 sollen nach den Vorstellungen der Bundesregierung bereits eine Million batteriebetriebene Elektrofahrzeuge auf den bundesweiten Straßen fahren. Ebenso konkrete Vorstellungen hat auch die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen: Ein Viertel dieser Fahrzeuge, also ungefähr 250.000 sollen hier zugelassen werden.

„In einer zunehmend interdependenten Welt ist es nur folgerichtig, dass auch die Märkte zusammenfinden. In einem Energie- und Strommarktdesign ist die Kopplung der Energiemärkte Strom, Wärme, Gas und Verkehr unabdingbar, da sich hierdurch notwendige Flexibilitäts- und Ausgleichsmöglichkeiten für Erneuerbare Energien ergeben“, steckt der Minister den makroökonomischen Rahmen ab. „Es ist dabei der Anspruch Nordrhein-Westfalens als Forschungs- und Entwicklungsstandort mit Tradition, dass ein Großteil der relevanten Komponenten am Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen produziert wird“, erklärt Dr. Frank Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW die wirtschaftliche Perspektive, die an die Mobilität gekoppelt ist.

Baumann: „Elektrofahrzeuge sind ein Faktor für den Wirtschafts- und den Wissenschaftsstandort. Sie sollen helfen, Arbeitsplätze und Wertschöpfung in die Region zu bringen oder in der Region zu halten. Mit der starken Zuliefererindustrie und Produktions- und Entwicklungsstandorten großer OEM, dem hohen Urbanisierungsgrad sowie einer einzigartigen Forschungsinfrastruktur ist NRW ein Standort mit sehr günstigen Voraussetzungen zur Erforschung und Nutzung neuer, nachhaltiger Mobilität.“

Um diesen Standortvorteil weiter zu stärken, investiert Nordrhein-Westfalen in die Forschung, Entwicklung und Demonstration von Elektromobilität bis 2015 über 100 Millionen Euro aus Mitteln der Europäischen Union und des Landeshaushaltes. „Die im Rahmen der NRW-Landeswettbewerbe geförderten Projekte, zum Beispiel aus dem Wettbewerb, ElektroMobil.NRW‘, weisen ein breit gefächertes Themenspektrum auf. Dies reicht von der Entwicklung und Optimierung leistungsfähiger Batterien und neuer Ladesysteme über Energiemanagement von E-Fahrzeugen bis hin zu neuen hybriden und vollelektrischen Antriebssträngen und der Entwicklung neuer Fahrzeugkonzepte“, so der Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, die im Auftrag des Landes das Netzwerk „Kraftstoffe und Antriebe der Zukunft“ koordiniert. Um die wirtschaftlichen Chancen zukunftsweisender Mobilitätskonzepte konsequent zu nutzen, ergänzt NRW die Bemühungen durch den Masterplan „Elektromobilität in NRW“.

Das Thema Mobilität ist in NRW breit aufgestellt. Die Schwerpunkte liegen einerseits im gewerblichen Fahrzeugeinsatz (Pkw- und Nutzfahrzeugflotten) sowie anderseits im ÖPNV (z. B. Hybridbusse). Baumann: „Darüber hinaus nimmt das Thema Wohnen und Mobilität eine wichtige Rolle ein. Hierbei geht es darum, durch intermodale Verkehrslösungen und Carsharing-Modelle verschiedene Verkehrssysteme sinnvoll miteinander zu verbinden. Neben diesen Aspekten ist eine Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch auf internationaler Basis von großer Bedeutung für uns.“

Die Jahrestagung des Netzwerks „Kraftstoffe und Antriebe der Zukunft“ der EnergieAgentur.NRW bietet allen Akteuren im Bereich zukünftiger Mobilität an, Projekte, Ergebnisse und zukünftige Strategien zu präsentieren. Das Netzwerk agiert seit neun Jahren im nationalen und internationalen Umfeld, um zusammen mit Partnern Lösungen und Konzepte für die Mobilität der Zukunft zu erarbeiten. Die Jahrestagung dient dem regelmäßigen Austausch und der gemeinsamen Entwicklung künftiger Strategien.