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06.11.2014 | Energie

Stuttgarter Forscher analysieren Bedingungen für Solarbranche in Südbrasilien

Im brasilianischen Bundesstaat Paraná will man künftig konsequent auf Solarenergie setzen und eine komplette Photovoltaik-Wertschöpfungskette aufbauen. Ob dies technisch und wirtschaftlich machbar ist, untersuchen Experten des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) zusammen mit ihren Projektpartnern.

Politikberatung sowie energiewirtschaftliche Systemanalyse betreibt das ZSW bereits seit vielen Jahren erfolgreich auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Nun bringt das Stuttgarter Institut sein Know-how auch in Südamerika ein: In Paraná soll mit Hilfe des ZSW der Einstieg in die Herstellung von Photovoltaik-Modulen bewältigt werden. Ein entsprechender Vertrag wurde am 4. November im Beisein von Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Nils Schmid in Stuttgart unterzeichnet.

Verschiedene Energie- und Wirtschaftsverbände sowie der brasilianisch-paraguayische Energieversorger Itaipu wollen im Rahmen des „Green Silicon Project“ eine komplette Photovoltaik-Wertschöpfungskette in Paraná aufbauen – angefangen bei der Herstellung von Silizium bis hin zur Solarmodul-Produktion. Pro Jahr sollen rund 10.000 Tonnen Silizium als Rohstoff für Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 680 Megawatt dienen. Ob und wie sich dieser ambitionierte Plan umsetzen lässt, soll das ZSW nun wissenschaftlich untersuchen. Die ZSW-Experten analysieren zunächst umfassend den regionalen Markt sowie den Weltmarkt für Photovoltaik. Anschließend werden die Effekte auf die Beschäftigung und die Wertschöpfung in der Region ermittelt. Dabei kann das ZSW auf langjährige Kompetenzen und Erfahrungen zurückgreifen: Seit 2004 erforscht das Institut im Auftrag der Bundesregierung derartige Effekte durch erneuerbare Energien.

„Die Studien, Analysen und Handlungsempfehlungen des ZSW stellen für die politischen Entscheidungsträger eine wichtige Unterstützung bei der Gestaltung der Energiewende in Deutschland dar. Es freut uns, wenn wir mit unserer Arbeit nun auch einen Beitrag zu einer ökologischeren Energieversorgung in Brasilien leisten können“, sagt Andreas Püttner, Volkswirt im ZSW-Fachgebiet Systemanalyse.

Die Untersuchung der Infrastruktur, lokaler Lieferketten und möglicher Auswirkungen auf die Umwelt sind ebenfalls Teil der Analyse. In rund einem halben Jahr soll die vollständige Machbarkeitsstudie vorliegen. Partner des ZSW bei diesen Aufgaben sind die Fraunhofer-Institute ISE und IPA. Das Solar Cluster Baden-Württemberg koordiniert die Arbeiten.

Paraná grenzt im Westen an Paraguay. Auf dieser Grenze befindet sich das von beiden Staaten betriebene Wasserkraftwerk Itaipu, mit einer Nennleistung von 14 Gigawatt eines der größten Kraftwerke der Welt. Die geplante Photovoltaik-Fabrik soll auf dem Gelände des Kraftwerkbetreibers errichtet und mit dem Strom aus der Wasserkraftanlage versorgt werden. Somit lassen sich dort Solarmodule völlig CO2-frei produzieren.