Public Manager
02.07.2014 | Ausschreibungen, Beschaffungspraxis, Veranstaltungen und Wettbewerbe

Autor:

Vorbilder gesucht

Im Projekt "Umweltfreundliche Beschaffung in der Praxis" können sich Kommunen für eine kostenlose Beratung bewerben

Zum alltäglichen Geschäft von Beschaffern in Kommunen gehört, sich mit zahlreichen Vergabeordnungen, Richtlinien und Budgetvorgaben auseinander zu setzen. Hinzu kommen zunehmende Ansprüche an die Umweltverträglichkeit von Produkten und Dienstleistungen. Um Kommunen dabei zu unterstützen, diese Ansprüche vergaberechtskonform zu gestalten, fördert das Umweltbundesamt das Projekt „Umweltfreundliche Beschaffung in der Praxis". Dabei werden bis zum März 2016 acht Ausschreibungen aus Bund, Ländern und Kommunen, die umweltfreundliche Kriterien beinhalten sollen, begleitet. Beschaffer, die an einer kostenlosen Unterstützung für ihr Vorhaben interessiert sind, können sich als Pilotprojekt bewerben.

Rund 32 Milliarden Euro geben die deutschen Kommunen pro Jahr im Rahmen der öffentlichen Beschaffung aus. Das sind rund zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Kommunen haben damit einen erheblichen Einfluss auf den Markt und können so den Absatz beispielsweise von umweltfreundlichen Produkten fördern. Mit dem Projekt „Umweltfreundliche Beschaffung in der Praxis" sollen Beschaffer die Möglichkeit haben, sich ein umfangreiches Know-how rund um die umweltfreundliche Beschaffung aufzubauen. Dies bedeutet, Produkte und Dienstleistungen auszuwählen, die geringere Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt haben als herkömmliche Waren, indem sie beispielsweise besonders energieeffizient sind oder bestimmte Schadstoffe nicht enthalten.

Projektpartner sind die Kommunale Umwelt-Aktion U.A. N. in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Wirtschafts- und Leistungsgesellschaft (KWL) und der Berliner Energieagentur (BEA). Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und vom Umweltbundesamt (UBA) gefördert.

Der Einkauf umweltfreundlicher Produkte hat für Kommunen viele Vorteile. Häufig lassen sich – zumindest längerfristig – Kosten sparen, weil der Energieverbrauch beispielsweise geringer ist oder die Produkte einfach langlebiger sind als vergleichbare Standardprodukte. Darüber hinaus übernehmen Kommunen eine Vorbildfunktion: Wenn diese mit umweltfreundlichen Produkten arbeiten und dies auch öffentlich machen, dann lassen sich möglicherweise lokale Unternehmen und Bürger ebenfalls dazu bewegen, ähnliche Dinge einmal auszuprobieren.

Für viele Verwaltungen bedeutet das Einpflegen umweltfreundlicher Kriterien in den Beschaffungsprozess zusätzlichen Aufwand. Es gilt, bestimmte gesetzliche Rahmenbedingungen zu beachten, darüber hinaus stellt sich die Frage, wie sich eine ökologische Einkaufsstrategie am besten in der Kommune verankern lässt. Im Rahmen von „Umweltfreundliche Beschaffung in der Praxis" sollen Beschaffer dabei unterstützt werden, Produkte und Dienstleistungen umweltfreundlich und zugleich rechtssicher einzukaufen.

Dazu werden die Kommunen während des gesamten Ausschreibungsvorgangs sowie bei der Evaluation der Beschaffung unterstützt. Sie erfahren beispielsweise, welche Anforderungen an umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen gestellt werden können und welche Nachweise Anbieter erbringen müssen. Darüber hinaus sind drei

Netzwerktreffen geplant, bei denen sich Beschaffer über ihre Vorhaben und das Thema umweltfreundliche Beschaffung austauschen können.

Die langjährigen Erfahrungen der Berliner Energieagentur haben gezeigt, dass es für die umweltfreundliche Beschaffung ungemein hilfreich ist, wenn diese von der Leitung der Verwaltung mitgetragen wird. Dadurch fühlen sich die damit befassten Mitarbeiter gestärkt und das Engagement der Kommune im Bereich Umweltschutz wird stärker wahrgenommen. Neben zumeist deutlichen Einsparmöglichkeiten spielt umweltfreundliche Beschaffung eine wichtige Rolle in der Darstellung der Kommune nach außen.

Hilfreich für die Einkäufer ist, in der Kommune eine Richtlinie für umweltfreundliche Beschaffung aufzustellen. Diese ist für Beschaffer eine Basis, auf die sie bei der Vielzahl der Produkte und Dienstleistungen, die eingekauft werden müssen, immer wieder zurückgreifen können. Diese Richtlinie sollte regelmäßig überarbeitet werden, um gesetzliche Änderungen oder veränderte Umweltstandards zu berücksichtigen. Es bietet sich an, sich zunächst auf einige Produktgruppen zu konzentrieren, wie beispielsweise Fahrzeuge, Papier, Beleuchtung oder Bürogeräte, und die Richtlinie dann schrittweise auszubauen. Dadurch haben Beschaffer die Möglichkeit, ihre Kenntnisse im Bereich der umweltfreundlichen Beschaffung Schritt für Schritt auszubauen.

Die Kommunale Umwelt-Aktion U.A.N. unterstützt Kommunen, kommunale Verbände und Unternehmen bei der Lösung von Umweltaufgaben vor Ort. Die Berliner Energieagentur berät Kommunen seit 2002 im Rahmen verschiedener Projekte im Bereich umweltfreundlicher und nachhaltiger Beschaffung. Sie hat zu diesem Thema bereits mehr als 100 Schulungen für Beschaffungsstellen durchgeführt und im Rahmen des Projekts Buy Smart + diverse Pilotprojekte begleitet. Die mit der U.A.N. ebenfalls zusammenarbeitende Kommunale Wirtschafts- und Leistungsgesellschaft (KWL) organisiert für norddeutsche Kommunen Sammelbestellungen und hilft ihnen somit, günstigere Preise im Einkauf zu erzielen.

Für das Projekt „Umweltfreundliche Beschaffung in der Praxis" kann sich jede öffentliche Beschaffungsstelle bewerben, die in den nächsten Monaten eine oder mehrere Ausschreibungen plant und dabei die Umweltauswirkungen der Waren stärker als bisher mit einbeziehen möchte. Interessenten können sich per E-Mail oder telefonisch an untenstehende Adressen richten.

Kommunale Umwelt-Aktion U.A.N. J
oachim Vollmer
vollmer(at)uan.de

Kommunale Wirtschafts- und Leistungsgesellschaft mbH
Matthias Hoppe
hoppe(at)nsgb.de

Berliner energieagentur GmbH
Saphir Robert
Teleon 030 29 33 30 - 606
Robert(at)berliner-e-agentur.de

Weitere Informationen zur umweltfreundlichen Beschaffung sowie Ausschreibungshilfen des Umweltbundesamtes: siehe Link