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29.07.2014 | Geodaten, Messen

Marktpotenziale öffentlicher Geodaten „Die Wirtschaft mitnehmen"

Die Wirtschaft braucht Geodaten. Daher liegt in öffentlichen Geodaten ein enormes Marktpotenzial. Diese Thesen sind unbestritten. Die Frage ist aber: Wächst die Nachfrage, seit immer mehr Behörden ihre Daten zum Teil frei ins Netz stellen? Auf der Suche nach Antworten. Auch auf der INTERGEO in Berlin ist das Wirtschaftspotenzial öffentlicher Geodaten als Themenslot im Kongressprogramm fest verankert.

Die Stadt Bonn steht in Sachen Open Data noch recht am Anfang, hat sich aber mit dem Ratsbeschluss vom 30. Januar 2014 auf einen klar definierten Weg gemacht. Sven Hense, Projektleiter E-Government und Leiter der Koordinationsstelle Open Data der Stadt Bonn, ist mit dabei: Er erklärt, dass die Stadtverwaltung konsequent daran arbeite, um das im Mai veröffentliche Open Data Portal inhaltlich weiter auszubauen. Bei einer zuvor geleisteten Umfrage zu den Wunschdatensätzen, die der Öffentlichkeit übergeben werden sollen, lagen Geodaten weit vorne, so Hense. „Die Georeferenzierung war das meist genannte Kriterium der Wunschdatensätze".

Erheblicher Run auf die Daten

In der Vermessungsverwaltung Berlin, der gastgebenden Stadt der INTERGEO 2014, ist man in Sachen Open Geodata schon einige Schritte weiter. Die Hauptstadt gilt neben Hamburg und Bremen als der Motor, wenn es darum geht, öffentliche Geodaten unter die Leute zu bringen – für alle zur freien Verwendung und entgeltfrei, wie es im Verwaltungsjargon heißt. Und in dieser Open-Data- Strategie sieht Thomas Luckhardt aus der Senatsverwaltung Berlin die Chance, öffentliche Geodaten nutzbringend auch in die Wirtschaft zu bringen. „Nachdem wir die Daten im letzten Jahr freigegeben haben, ist ein größerer Run auf die offenen Daten festzustellen", so der verantwortliche Leiter der Abteilung III – Geoinformation bei der Senatsverwaltung für Umwelt und Stadtentwicklung. Noch hat man nicht exakt ermittelt, wer auf welche Datensätze zugreift. Doch Luckhardt stellt fest, dass die Daten bei weitem stärker genutzt werden als zuvor. „Die Preise und teils schwer durchschaubaren Preismodelle waren definitiv ein Grund in dem Gesamtgefüge, die zuvor zu einer Zurückhaltung bei den Kunden geführt hat", so Luckhardt.

Rahmenbedingungen noch nicht optimal

Preise und Preisgefüge, Lizenzen und Lizenzmodelle, Fragen des Datenschutzes, aber auch die Auffindbarkeit öffentlicher Geodaten sind Hürden auf dem Weg von Geodaten in die Wirtschaft. Lars Behrens, stellvertretender Leiter der Geschäftsstelle der Kommission für Geoinformationswirtschaft (GIW-Kommission) kommt zu folgender Feststellung: „Immer mehr Behörden stellen ihr Angebot an Geodaten ins Netz, aber die Nachfrage aus der Wirtschaft lässt noch zu wünschen übrig." Stimmt also das eingangs formulierte und so oft postulierte Credo von der Inwertsetzung von Geodaten durch die Wirtschaft vielleicht gar nicht? „Doch, auf jeden Fall", so Behrens. Die Wirtschaft habe einen enormen Mehrwert durch den Einsatz von Geodaten, aber die Rahmenbedingungen seien noch nicht optimal. Es scheint so, als ob mit der wachsenden Anzahl der Portale behördlicher Geodaten und der anhaltenden Diskussionen um Lizenzmodelle und Datenschutzbestimmungen die Verunsicherung der Unternehmen wachse.

Doch es gibt auch Positivbeispiele: Zu den von der GIW-Kommission angestoßenen Best-Practice- Projekten zählen Anwendungen in der Waldwirtschaft, im Immobiliensektor, dem Gesundheitswesen oder der Rohstoffwirtschaft. In allen sogenannten Leitprojekten konnte die GIW-Kommission zeigen, dass Geodaten einen hohen Mehrwert für die Wirtschaft liefern können. Wenn sie denn so bereitgestellt werden, dass die Unternehmen mit den Daten arbeiten können.

Von anderen lernen

Sven Hense von der Koordinationsstelle Open Data in Bonn, hat nun den entscheidenden Vorteil, sich mit anderen Akteuren auszutauschen und Open Data inhaltlich weiterentwickeln zu können. „Wir werden gezielt kooperieren, um bei den Unternehmen der Region die Werbetrommel für das Datenportal zu rühren", so Hense. Gezielt ansprechen, Bedürfnisse abfragen, Aufmerksamkeit erzeugen und einen Austausch mit Unternehmen in Gang bringen – das sind Schritte, um das Wirtschaftspotenzial der Geodaten auszuschöpfen. Ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um das Potenzial der Geodaten zu entfalten, bleibt abzuwarten. „Wir müssen die Wirtschaft mitnehmen, soviel steht fest", so Hense.