Public Manager
12.02.2014 | Gebäudemanagement, Gebäudesanierung, Messen

Light + Building 2014 zeigt marktreife Technologien für energieoptimierte Gebäude und Quartiere

Großstädte wie Berlin sind zweifelsohne "Energiefresser" und damit auch zu 80 Prozent für den weltweiten Ausstoß von Klimagasen verantwortlich. Daher muss die Energiewende vor allem dort vorangetrieben werden. Berlin zeigt sich dabei kreativ und avantgardistisch, entwickelt anspruchsvolle Ideen.

Dazu gehört das Projekt "Energiestrategie Berlin Adlershof 2020" am renommierten Wissenschafts- und Technologiestandort Adlershof im Südosten der Stadt. Die Betreiber wollen die Effizienzpotenziale am Standort erheben und dafür innovative Technologien etablieren, gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Wirtschaft. So soll es gelingen, 30 Prozent Primärenergie bis 2020 in Adlershof einzusparen. Ein hehrer Anspruch: Denn das Projekt integriert 450 Gebäude in unterschiedlichem Zustand, über 900 Unternehmen, 16 wissenschaftliche Einrichtungen und ebenso 23.000 Menschen, die hier forschen, studieren, produzieren, Dienstleistungen anbieten und wohnen.

Und: Adlershof wächst weiter! Der Standort gilt als das größte innerstädtische Entwicklungsgebiet europaweit. Da, wo einst Otto Lilienthal sein erstes Motorflugzeug startete und bis 1989 die Akademie der Wissenschaften der DDR zu Hause war, stehen heute auf 467 Hektar sanierte Plattenbauten, denkmalgeschützte und unsanierte Gebäude, preisgekrönte Glasarchitektur, futuristische Forschungslabors der Biotechnologie, Photovoltaik, Optik, Informationstechnologie, Mikrosystemtechnik sowie moderne Hörsäle der Humboldt-Universität. Bis 2020 wird auf 14 Hektar des Areals ein neues "Wohngebiet am Campus" entstehen.

Dr. Beate Mekiffer von der Betreibergesellschaft WISTA Management leitet das gesamte Energieprojekt: "Der Primärenergiebedarf steigt perspektivisch von derzeit 360 auf etwa 825 Gigawattstunden - wenn wir nichts tun. Es besteht also dringend Handlungsbedarf!"
Der Bund sieht dies ebenso und fördert das deutschlandweit einzigartige Clusterprojekt "Energiestrategie Berlin Adlershof 2020". Gebäudeeffizienz und intelligente Stromnetze, sowohl auf vorhandenen bebauten Flächen als auch auf neu zu bebauenden, stehen dabei im Focus. Was die Sache nicht einfach gestaltet. Denn bisherige und künftige Investoren gilt es zu vernetzen.

Dr. Beate Mekiffer: "Das Interesse, energieeffizient zu arbeiten, ist bei allen Beteiligten sehr groß. Deshalb konnten wir bereits gemeinsam mit der TU Berlin und dem lokalen Versorger anhand exemplarischer Gebäude Effizienzpotenziale aufzeigen."
Wenn allein hier die Beleuchtungssysteme modernisiert werden, so besagt die Standortanalyse, sinkt der Energieverbrauch für die Beleuchtung fast um die Hälfte. Deshalb sollen künftig Bewegungsmelder mit Hilfe elektronischer Sensoren den Lichtbedarf managen. Zudem kommen Dimmer zum Einsatz, um die Helligkeit in den Räumen intelligent zu steuern und dem Tageslicht anzupassen.

Besonderes Augenmerk liegt auf dem Bau der künftigen Siedlung "Wohnen am Campus". Etwa 100 der geplanten 1.300 Wohnungen entstehen in einer Plusenergiesiedlung, wo mehr Energie erzeugt als verbraucht wird. Dazu ist der Bau einer leistungsstarken Solaranlage und Kraftwärmekopplung zur dezentralen Stromversorgung vorgesehen. Die TU Berlin prüft zudem mit Partnern die Integration einer Smart Grid Lösung für ein intelligentes Stromnetz. Ein großes Sparpotenzial sehen die Adlershofer auch bei Einrichtungen mit energieintensiven Forschungsprozessen wie z.B. das Max-Born-Institut für nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) oder die Humboldt-Universität mit ihren naturwissenschaftlichen Instituten. Sie benötigen viel Energie zum Kühlen. Es liegt also nahe, Kälteanlagen zu optimieren, zu verknüpfen und Energiespeicher zu integrieren. Erzeugungsspitzen aus erneuerbaren Energien könnten so intensiv genutzt werden. Eine Maßnahme sieht vor, zwischengespeicherte Kälte oder Abwärme aus oberflächennahen Grundwasserleitern (Aquifer) bedarfsgerecht einzusetzen. Als Energiespeicher sind auch Salzlösungen (hygroskopische Solen) denkbar, die viel Feuchtigkeit aufnehmen und gleichzeitig Wärme für Trocknungs- und Klimatisierungsabläufe freisetzen.

Neben der Energieeinsparung setzen die Bertreiber auf den vermehrten Einsatz regenerativer Energien. Bislang setzte Adlershof vor allem auf Photovoltaik. Künftig soll diese mit Geothermie, Windenergie aus dem brandenburgischen Umland oder mit dezentralen BHKW ergänzt werden.
Dr. Beate Mekiffer: "Wir kooperieren bei all dem eng mit Wissenschaftlern Österreichs und der Schweiz, die ebenfalls Energiepotenziale in Modellquartieren erforschen. Das Projekt "Energiestrategie Berlin Adlershof 2020" soll dabei Vorreiter sein."