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10.12.2014 | Energie

BME: Aktionsplan für Energieeffizienz unrealistisch

Nach Einschätzung des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) sind die von der Bundesregierung formulierten Ziele für mehr Energieffizienz in ihrer jetzigen Form nicht umsetzbar. „Das Vorhaben, den Energie- und Stromverbrauch binnen fünf Jahren um 20 Prozent zu senken und dabei auf unternehmerische Selbstverantwortung zu setzen, ist nicht haltbar - nicht in den Privathaushalten, und erst recht nicht in den Unternehmen“, kommentiert der BME-Energieexperte Matthias Berg den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE).

Dieser sieht vor, dass Verbraucher, Wirtschaft und Kommunen bis 2020 im Kollektiv mindestens 390 Petajoule Energie einsparen, was rechnerisch ungefähr dem Energieverbrauch der Bundesländer Bremen und Thüringen entspricht. Die Tendenz der vergangenen Jahre ist jedoch eine andere: 2013 ist der Verbrauch in Deutschland gegenüber dem Vorjahr sogar noch einmal um knapp drei Prozent auf fast 14.000 Petajoule gestiegen.

„Bislang konnten keine entscheidenden Fortschritte gemacht werden, obwohl die Unternehmen nicht untätig sind. Schon aus wirtschaftlichen Gründen steht die Effizienz bei den großen Energieverbrauchern weit oben auf der Agenda“, sagt Berg. Seiner Meinung nach wird alleine das angestrebte Wirtschaftswachstum dafür sorgen, dass der absolute Energieverbrauch in dieser kurzen Zeit nicht in diesem Größenmaß gesenkt werden kann.

Angenommen, das Bruttoinlandsprodukt werde bis 2020 im Schnitt um zwei Prozent pro Jahr zulegen und entsprechend auch mehr Energie verbraucht, müsse die Effizienz der Unternehmen in dieser Zeit um nahezu ein Drittel gesteigert werden, um eine absolute Senkung um 20 Prozent herbeizuführen. „Dies ist ein utopischer Wert. Gerade in stromintensiven Industrien wie etwa den Stahl- oder Chemiesektoren kann dies nur erreicht werden, wenn die Produktion und damit der Strombedarf in das günstigere Ausland verlagert wird – eine Tendenz, die in den letzten Jahren ohnehin schon zu spüren ist“, warnt Berg vor möglichen Folgen für die heimische Wirtschaft.

Um die Senkung herbeizuführen, sieht der Aktionsplan für bestehende Gebäude unter anderem Effizienzprogramme und für Neuanlagen spezielle Effizienzstandards vor. Außerdem sind Sonderabschreibungen für gewerblich genutzte Elektrofahrzeuge und Verpflichtungen zu Energieaudits geplant. Vernetzung soll außerdem dafür sorgen, dass erfolgreiche Maßnahmen anderen Unternehmen als Beispiel dienen sollen. Der BME hat diesen Austausch bereits im Rahmen der Fachgruppe für strategischen Energieeinkauf etabliert, wo die Teilnehmer ihre Erfahrungen seit 2008 als Best Practice an andere weitergeben. „Wir merken in der Arbeit der Fachgruppe, dass Unternehmen längst Maßnahmen ergriffen haben, um effizienter mit Energie umzugehen. Dennoch konnte bislang keine Senkung des absoluten Verbrauchs erreicht werden“, gibt er zu bedenken.