Public Manager
05.08.2014 | Allgemeine Meldungen, Beschaffungspraxis

EMI zeigt im Juli noch einmal Stärke – wachsende Sorge vor geopolitischen Risiken

Das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland hat im Juli seine Produktions- und Auftragsraten erhöht. Der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) legte gegenüber seinem 8-Monatstief im Juni leicht zu und kletterte von 52,0 auf 52,4 Punkte. Damit blieb die deutsche Industrie auch im Juli weiter auf Wachstumskurs. Allerdings ist die Expansionsrate gering und liegt unter den zu Jahresbeginn gemessenen Werten.

„Die aktuellen Ergebnisse der EMI-Umfrage zeichnen ein gemischtes Bild von der Lage im deutschen Industriesektor. Zwar nehmen die von den Herstellern zu entrichtenden Einkaufspreise kontinuierlich ab und sorgen für sinkende Kosten in den Unternehmen. Gleichzeitig wächst aber die Sorge vor geopolitischen Risiken“, betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt.

 „Im Juli hat der EMI noch einmal Stärke gezeigt. Dies sollte aber nicht als eine Trendwende nach oben gedeutet werden“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME. Einerseits sei der EMI immer noch auf einem recht hohen Niveau. Andererseits nähmen die Belastungsfaktoren aber weiter zu. Zu nennen seien insbesondere die verschärften Sanktionen gegenüber Russland. Traud: „Dies dürfte in den nächsten Monaten das Geschäftsklima der deutschen Unternehmen belasten. Deshalb ist bald wieder mit einer Abschwächung des EMI zu rechnen. Bislang gehen wir noch davon aus, dass das Wachstum des deutschen BIP in diesem Jahr rund zwei Prozent betragen wird. Im nächsten Jahr dürfte dieser Wert aber nicht mehr erreicht werden.“

 „Die Konjunktur ist im Begriff, ihre kleine Frühjahrsdelle zu überwinden. Vor allem die US-Nachfrage hat wieder ordentlich angezogen“, teilte DIHK-Konjunkturexperte Dr. Dirk Schlotböller dem BME mit. Fraglich bleibe, wie sehr die Russland-Krise auf die Weltkonjunktur durchschlägt. Auch die Beschäftigung entwickle sich nicht so dynamisch wie in den Wachstumsphasen der vergangenen Jahre.

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion: Die Produktionsrate der deutschen Hersteller stieg hauptsächlich dank vermehrter Neuaufträge im Juli wieder leicht an; allerdings blieb sie im Vergleich zu den Anfangsmonaten dieses Jahres weiterhin gering. Am stärksten nahmen die Fertigungsvolumen in der Vorleistungsgüterindustrie zu.

Auftragseingang: Die Auftragseingänge der Global Player und KMU erhöhten sich den 13. Monat in Folge und zugleich stärker als in den beiden Vormonaten – primär bedingt durch eine erfolgreiche Kundenakquise und zunehmende Auslandsnachfrage. Allerdings lag die Steigerungsrate unter dem bisherigen Jahresdurchschnitt. Die Exportgeschäfte zogen ebenfalls wieder an. Infolgedessen bewegte sich der entsprechende Teilindex auch im Juli über der neutralen 50-Punkte-Grenze und erreichte mit 52,6 den höchsten Stand seit fünf Monaten. Bestellungen gingen vor allem aus Österreich, der Schweiz, den USA und Asien ein.

Auftragsbestände/Beschäftigung: Die Auftragsbestände wuchsen im Juli erneut nur minimal an und zeugten von einem insgesamt schwachen Druck auf die Produktionskapazitäten. Zwar nahmen die Auftragspolster bei über einem Fünftel der befragten Unternehmen zu, bei fast 19 Prozent verkleinerten sie sich jedoch.

Wie der Teilindex Beschäftigung zeigt, setzten die Unternehmen erneut Mitarbeiter frei. Die Entlassungsrate blieb allerdings gering, da bei den meisten Firmen die Zahl der Arbeitsplätze unverändert blieb. Die begrenzten Stellenstreichungen dienten nach Angaben der Befragten in erster Linie Rationalisierungszwecken.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Die Einkaufspreise gaben den sechsten Monat in Folge nach. Wie bereits im Juni gestaltete sich der Preisrückgang jedoch minimal. Vereinzelt wurden Verteuerungen bei einigen Rohmaterialien gemeldet, im Allgemeinen verringerten sich die Materialkosten aber infolge des Überangebots und geschickter Preisverhandlungen.

Die Produzenten konnten im Juli abermals ihre Preise im Durchschnitt leicht anheben. Wiederum ging die Preiserhöhung nur von einzelnen Firmen aus, der Großteil der Befragten hielt die Preise weiter konstant. Am deutlichsten stiegen sie im Konsumgüterbereich.

Der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, Henley-on-Thames, erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).