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07.03.2013 | Allgemeine Meldungen, Beschaffungspraxis

EMI: Deutsche Industrie wächst wieder

Die deutsche Wirtschaft ist im Februar wieder auf Expansionskurs gegangen. Beflügelt vom stärksten Auftragszuwachs beim Export seit Mai 2011 konnte auch die Industrieproduktion erneut zulegen. Das zeigt der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der im Februar gegenüber dem Vormonat um 0,5 Zähler auf 50,3 nach oben kletterte.

Der wichtige Konjunktur-Frühindikator schaffte damit zum ersten Mal seit einem Jahr wieder den Sprung über die 50-Punkte-Marke, ab der Wachstum signalisiert wird. Dem Langzeitdurchschnitt von 51,9 hinkt er allerdings weiter hinterher.

"Die jüngsten Produktionszuwächse bestärken uns darin, dass die Wirtschaftsflaute der vergangenen Monate definitiv beendet ist. Erfreulich ist auch, dass die Einkaufspreise weiter sinken. Dieser Trend dürfte sich ebenfalls günstig auf die Geschäfte des Verarbeitenden Gewerbes im Februar ausgewirkt haben", betonte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), in Frankfurt.

"Der EMI signalisiert eine konjunkturelle Aufwärtsbewegung in diesem Jahr. Auch die heftige Diskussion über Währungskriege konnte ihn nicht ausbremsen", sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME.

Einmal mehr sei deutlich geworden, dass an der Höhe des Euro-Wechselkurses immer herumgemeckert werde. So sei er mal zu niedrig und mal zu hoch. Traud: "Zum Glück lassen sich die meisten deutschen Unternehmen davon nicht anstecken und schauen auf die zugrundliegende Nachfrageentwicklung ihrer Güter im In- und Ausland. Wechselkursschwankungen gehören dazu. So sollte bei einer fortgesetzten weltwirtschaftlichen Erholung im Laufe dieses Jahres auch die Aufwertung des Euro bis auf 1,40 US-Dollar die Unternehmen nicht zu sehr belasten. Wir erwarten weiterhin einen Anstieg des Bruttosozialprodukts um rund 1,0 Prozent in diesem Jahr."

"Zumindest Deutschland hakt die Konjunkturdelle vom Jahressende 2012 ab. Der EMI landet folgerichtig wieder im Wachstumsbereich", teilte Alexander Schumann, Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), dem BME mit.
Gerade im Dienstleistungssektor stünden die Zeichen auf mehr Schwung. Die Industrieproduktion belebe sich ebenfalls.
"Wieder einmal ist es die Auslandsnachfrage, die den Anstoß für eine bessere konjunkturelle Entwicklung hierzulande gibt. Auch der Lagerabbau dürfte allmählich abgeschlossen sein. Allerdings bleibt das Europa-Umfeld schwach, weshalb die Bäume 2013 nicht in den Himmel wachsen", so Schumann abschließend.

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion:
Zum zweiten Mal in Folge wurde im Februar Produktionswachstum gemessen. Die Leistung nahm im Vergleich zum Vormonat allerdings nur moderat zu und lag unter der Wachstumsrate vom Jahresbeginn. Mit Blick auf den Jahresdurchschnitt für 2012 erreichte der Teilindex im Berichtsmonat aber immerhin ganze drei Punkte mehr.
Höhere Produktionslevels wurden aus allen drei Industriesektoren gemeldet, angeführt von den Herstellern von Vorleistungsgütern.

Auftragseingang:
Der Februar bescherte sowohl Global Playern als auch KMU wieder deutlich besser gefüllte Auftragsbücher. Im Vergleich zum Vormonat legte die Nachfrage nach Produkten "Made in Germany" kräftig zu. Die jüngste Wachstumsrate beendete den 19-monatigen ununterbrochenen Rückgang bei den Exportbestellungen. So erholte sich vor allem die Nachfrage nach deutschen Produkten aus Asien und von anderen außereuropäischen Märkten. Gewinner waren dabei die Vormaterial- und die Investitionsgüterindustrie.

Auftragsbestände:
Zum ersten Mal seit August 2011 nahmen die Auftragsbestände in der Industrie wieder zu. Hauptgrund dafür waren die zahlreichen Neubestellungen der Unternehmen.

Beschäftigung:
Gut gefüllte Auftragsbücher im Februar sorgten für einen deutlich niedrigeren Stellenabbau als noch zu Jahresbeginn. Saisonbereinigt verbesserte sich der Teilindex von seinem 6-Monatstief im Januar, verharrte aber zum fünften Mal in Folge im Schrumpfungsbereich.
Beim Vergleich der drei Industriesektoren wurde der Rotstift immer noch am häufigsten im Investitionsgüterbereich angesetzt.

Fertigwarenlager/Vormateriallager:
Die Einkaufsmanager hielten auch im Februar und damit den siebten Monat in Folge am Abbau der Fertigwarenlager fest. Bessere Abverkäufe im laufenden Monat, aber auch anhaltende Lagerabbauprogramme gaben die Einkäufer als Grund für den verstärkten Rückgang an. Dies betraf alle drei Industriesektoren gleichermaßen. Die Vormateriallager leerten sich im Februar noch rascher als vier Wochen zuvor. Der Abbau hält damit bereits seit eineinhalb Jahren an. Die relativ schwache Nachfrage im vergangenen Jahr und Bemühungen, den Geldfluss zu optimieren, wurden als Hauptgründe genannt.

Lieferzeiten:
Die Lieferfristen verkürzten sich im Februar wieder, so wie auch in zehn der vergangenen zwölf Monate. Hauptgrund dafür war die geringe Kapazitätsauslastung der Lieferanten.

Einkaufspreise:
Eine deutliche Entspannung zeigte sich an der Preisfront: Die Einkaufspreise gaben zum dritten Mal in Folge und im Vergleich zum Vormonat sogar signifikant nach. Die Deflationsrate war die stärkste seit Juli 2012. Die deutlich gefallenen Einkaufspreise sorgten auch dafür, dass sich der Druck auf die Gewinnspannen minderte, was wiederum der Beschäftigung zugutekam.

Verkaufspreise:
Nach acht Monaten fallender Angebotspreise gelang es den Herstellern im Februar erstmals wieder, zumindest teilweise höhere Preise durchzusetzen. Allerdings war der Spielraum dabei gering. Im Sektorvergleich konnte vor allem die Konsumgüterindustrie höhere Verkaufspreise erzielen.

Der "Markit/BME-Einkaufsmanager-Index" (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, London, erstellt. Der Index beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (PMI).