Public Manager
24.01.2013 | Messen, Moderner Staat

eGovernment und mobile Bürgerdienste im Fokus der CeBIT

Studie zeigt großen Nachholbedarf bei Internetangeboten der Verwaltung – Neue Serviceplattform GovApps für bürgerfreundliche Smartphone-Apps – Trend zu Open Data ermöglicht viel versprechende Businessmodelle

In vielen deutschen Städten und Gemeinden ist der Internetservice der öffentlichen Verwaltungen noch unzureichend. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie "Die kommunale eGovernment-Landschaft in Deutschland" von McKinsey & Company.
Als Vorreiter in Sachen Internet-Bürgerservice dürfen sich der Untersuchung zufolge Berlin, Hamburg, Nürnberg, Bonn und Düsseldorf fühlen. München, Köln, Frankfurt oder Stuttgart schneiden in der Bewertung ihrer Onlineangebote etwas schwächer ab, die meisten kleineren Städte noch schlechter.

Insgesamt untersuchte McKinsey das Onlineangebot von 200 Kommunen in Deutschland. Für die Berater zeigt die Studie, dass eGovernment-Lösungen auf Bundes- oder zumindest auf Landesebene einheitlich angegangen werden sollten. Wichtig sei zudem die Bereitstellung von Standardkomponenten für die Kommunen.

CeBIT zeigt interessante Praxisbeispiele für Bürger und Behörden
Das Bundeskabinett hat das eGovernment-Gesetz auf den Weg gebracht, das die weitgehende Standardisierung der Verwaltungs-IT und die Förderung der digitalen Verwaltung in Deutschland vorsieht. Gemeinsame Projekte und Initiativen von Bund und Ländern, die zum Teil im Rahmen der Zusammenarbeit im gemeinsamen Entscheidungsgremium IT-Planungsrat entstanden sind, werden auf der CeBIT im März zu sehen sein.
Insgesamt sind neben der Bundesverwaltung sieben Bundesländer auf der CeBIT als Aussteller vertreten.

Der neue Personalausweis mit der Online-Ausweisfunktion (eID) und De-Mail bieten zwei gesetzlich verankerte Sicherheitsinfrastrukturen für die elektronische Kommunikation. Die eID-Funktion ermöglicht den sicheren elektronischen Identitätsnachweis im Internet sowie an öffentlichen Terminals und Automaten. Mit De-Mail können Firmen oder Bürger elektronische Nachrichten einfach verschlüsselt versenden und die fristgerechte Zustellung einer Nachricht nachweisen.

Schwerpunktthema im Bereich "Sichere Identität" auf dem Messestand der Beauftragten der Bundesregierung für Informationstechnik auf der CeBIT 2013 sind Musterprojekte, die im Rahmen der eGovernment-Initiative für De-Mail und den neuen Personalausweis gemeinsam mit Behörden von Bund, Ländern und Kommunen umgesetzt werden. Zu den Exponaten zählen zwei Bürgerterminals, Informationen zu verschiedenen Kartenlesegeräten und die elektronische Übermittlung von Lichtbildern per De-Mail. Ergänzt wird die Präsentation mit Fachinformationen des Bundesverwaltungsamtes und des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik.

Auf der neu geschaffenen Plattform www.GovApps.de finden Interessenten Apps für Smartphones, die von staatlichen Stellen bereitgestellt werden, aber auch Anwendungen privater Entwickler, die einen besonderen Mehrwert für die Allgemeinheit darstellen.

"Wenn man Angebote von Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen sucht, wird man mittlerweile auch im mobilen Internet fündig. Viele Stellen bieten Apps für iPhone, Android, Windows oder mobile Webanwendungen an. Mit GovApps haben diese mobilen Angebote nun einen gemeinsamen Platz - sozusagen das Rathaus im mobilen Internet", erklärt die Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik, Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe.
Daneben verbindet GovApps öffentliche Stellen, Anbieter und Entwickler der Smartphone-Programme und beflügelt dadurch die Entwicklung weiterer Apps mit öffentlichem Mehrwert - von der Bildung über die Gesundheit bis zu sozialen Netzen.

Mit smarter Technologie Bürokratiekosten abbauen
Innovative Technologien sollen nicht nur mehr Service für den Bürger bringen. Mit dem Prozessdaten-Beschleuniger P23R zeigt der Bund auf der CeBIT, wie Informations- und Meldepflichten effizient und sicher zwischen Wirtschaft und Verwaltung abgewickelt werden können. Neue beziehungsweise geänderte Gesetze und Verordnungen in diesem Bereich verursachen regelmäßig erhebliche und kostspielige Anpassungsaufwände in den IT-Systemen der betroffenen Wirtschaftsunternehmen. Mit P23R wurde eine formale Beschreibungssprache entwickelt, in der Anpassungen einmal für alle beschrieben werden. Interessierte Unternehmen können sich diese Entwicklung künftig zu Nutze machen, wodurch sich die Notwendigkeit teurer Anpassungen oder eines Neukaufs von Software bei Rechtsänderungen verringert. P23R leistet damit einen wesentlichen Beitrag zum Bürokratiekostenabbau in Deutschland.

"Open Data Government Plattform" als ein Topthema der Messe
Mit Spannung erwartet wird zudem der Prototyp der "Open Government Data Plattform Deutschland", der auf der CeBIT einem breiten Publikum vorgestellt werden soll. Auf Basis von Rohdaten sollen künftig attraktive Informationsangebote, Dienste und Applikationen entwickelt werden. Dabei reicht die Spanne von der Suche nach bestimmten Wohn- und Arbeitsoptionen bis hin zur Übersicht über aktuelle Umweltdaten für einen bestimmten Ort. Schließlich birgt Open Government Data große wirtschaftliche Chancen: Laut einer von der Europäischen Kommission beauftragten Metaanalyse steckt in den frei verfügbaren Datenbeständen ein geschätztes ökonomisches Potenzial von jährlich 40 Milliarden Euro.

"Offene Daten sind ein ökonomischer Schatz", betont Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). "Wenn diese Fachinformationen öffentlich bereitstehen, können Dienstleistungen mit Mehrwert und neue Geschäftsmodelle entstehen."

 Großer Bedarf für die Nutzung von Rohdaten der öffentlichen Einrichtungen wird auch aus dem soziokulturellen Bereich signalisiert. Die Verarbeitungskapazitäten für die wachsenden digitalen Inhalte ermöglichen zunehmend auch den Zugriff auf die Rohdaten. Dazu kommt, dass im Zeitalter des Teilens von Informationen und Ressourcen immer mehr Bürger offenen Zugang zu Wissensinhalten des öffentlichen Sektors fordern und bei wichtigen Entscheidungen frühzeitig Einfluss nehmen wollen.
Die "Shareconomy" als Leitthema der CeBIT 2013 wird nicht nur die Wirtschaft nachhaltig verändern, sondern auch die öffentliche Verwaltung. In Hannover werden die ersten viel versprechenden Schritte in diese vernetzte Welt zu sehen sein.