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05.12.2013 | Allgemeine Meldungen, Beschaffungspraxis

EMI: Industrie expandiert kräftig

Nach dem Abklingen der Finanz- und Wirtschaftskrise in der EU setzt die deutsche Wirtschaft ihren Erholungskurs fort. Das Verarbeitende Gewerbe expandierte im November nicht nur den fünften Monat in Folge, die Geschäfte liefen sogar so gut wie seit Juni 2011 nicht mehr. Das signalisiert der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der sich binnen Monatsfrist um 1,0 Punkte auf 52,7 verbesserte.

 

„Die Geschäftsaussichten für die deutsche Industrie werden von Monat zu Monat besser. Das belegen die stetig wachsenden Auftragseingänge“, betonte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Die Einkäufer profitierten zudem von moderaten Rohstoffpreisen. So hätten sich zuletzt vor allem Metalle wie Kupfer und Stahl, aber auch verschiedene Kunststoffsorten deutlich verbilligt.

 

„Nicht nur der deutsche Aktienmarkt eilt von einem Hoch zum nächsten; auch der EMI stieg im November zum fünften Mal in Folge, wenn auch die Höchstwerte aus den Jahren 2010 und 2011 nicht wieder erreicht wurden“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME. Die wirtschaftliche Dynamik sei aber so hoch, dass 2014 in Deutschland mit einem BIP-Wachstum von 2,0 Prozent gerechnet werden könne. Die Euphorie des Aktienmarktes erscheine vor dem Hintergrund der guten, aber trotzdem eher verhaltenen Wachstumsaussichten jedoch übertrieben. Deshalb müsse im kommenden Jahr trotz der zu erwartenden weiteren Konjunkturerholung mit einem Rückschlag an den Börsen gerechnet werden.

 

„Der EMI zeigt, dass die Wachstumsperspektiven momentan intakt sind. Vor allem die Auftragsentwicklung der Unternehmen ist erfreulich“, sagte Dr. Dirk Schlotböller, Leiter des Referats Konjunktur, Wachstum, Unternehmensbefragungen beim DIHK. Allerdings zeichne sich ab, dass die Beschäftigungsentwicklung künftig nicht mehr ganz so gut laufe wie in den vergangenen Jahren. Schlotböller: „Gerade die Zuwächse in der Industrie dürften geringer ausfallen – nicht zuletzt, weil die Politik mit Regulierungen und Bürokratie am Arbeitsmarkt die Flexibilität der Unternehmen einschränkt.“

 

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

 

Industrieproduktion: Infolge des anhaltend guten Auftragseingangs der Industrie weiteten sowohl Global Player als auch KMU ihre Produktion im November zum siebenten Mal hintereinander aus. Dabei fiel der Schub diesmal so stark aus wie zuletzt vor knapp zweieinhalb Jahren.

 

Auftragseingang: Der Teilindex lag fast gleichauf mit dem Produktionsindex. So waren die Orderbücher der deutschen Industrieunternehmen im November so gut gefüllt wie seit August nicht mehr. Kräftig angezogen hat binnen Monatsfrist auch die Auslandnachfrage nach Industrieerzeugnissen Made in Germany. Insgesamt verbuchten die Branchenakteure das höchste Exportorderplus seit Februar 2013.

 

Auftragsbestände/Beschäftigung: Trotz des stärksten Anstiegs der Auftragsbestände seit Mai 2011 und dem daraus resultierenden Kapazitätsdruck wurden im Industriesektor im November weiter Arbeitsplätze abgebaut. Der entsprechende Teilindex sank auf den tiefsten Wert seit fünf Monaten, wenngleich der Jobabbau insgesamt verhalten blieb.

 

Einkaufsmenge: Wegen der höheren Produktionsanforderungen weiteten die Unternehmen die Einkaufsmenge in erheblich größerem Umfang aus als im Oktober.

 

Einkaufs-/Verkaufspreise: Ungeachtet dessen hielt sich der Kostenauftrieb in Grenzen: Der Anstieg der durchschnittlichen Einkaufspreise schwächte sich gegenüber Oktober weiter ab und der entsprechende Teilindex blieb abermals unter seinem Langzeit-Durchschnittswert blieb. Gleichzeitig hoben die Branchenakteure ihre Verkaufspreise nicht nur den zweiten Monat in Folge an; die Erhöhung fiel sogar so kräftig aus wie seit August 2011 nicht mehr.

 

Der „Markit/BME-Einkaufsmanager-Index“ (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, London, erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (PMI).