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28.11.2012 | Stadtplanung, Verkehrsmanagement

BVS bewertet Parkplatzsituation für PKW und LKW in Deutschland als mangelhaft

Der Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e.V. (BVS) weist auf gravierende Mängel bei der Bemessung und Planung von PKW- und LKW-Parkplätzen hin

"Die Politik hinkt den Entwicklungen auf den deutschen Straßen um Jahre hinterher. Nötig wäre ein groß angelegtes Verkehrsinfrastrukturprogramm für Autobahnen, Bundesstraßen sowie Städte und Gemeinden", erklärt Roland R. Vogel, Präsident des BVS, und kritisiert damit die veralteten Bemessungen für Parkplätze in Deutschland.

Bereits Anfang 2012 hatte der Fachbereich Bau des BVS auf die Problematik hingewiesen und aktuelle Bemessungen gefordert. "Seit den 1970er Jahren sind die Autos zunehmend breiter produziert worden", erläutert Roland R. Vogel. "So ist ein VW Golf der neuen Generation um rund 17 Zentimeter breiter als seine Vorgängermodelle. Dem stehen Richtwerte für die Bauplanung von Stellplätzen gegenüber, die zum Teil seit den 70er Jahren nicht verändert wurden. Die Bundesländer geben in den jeweiligen Garagenordnungen die Richtwerte für Parkplatzgrößen an. Diese dienen auch heute noch den Bauplanern als Basis, sind jedoch nie aktualisiert worden. Wir fordern eine Aktualisierung der Richtlinien, die an die aktuellen Auto- und LKW-Modelle angepasst werden. Nur so lässt sich künftig eine angemessene Parkplatzbemessung durchführen", meint der BVS-Präsident.

Jüngste Studien des ADAC bestätigen die Forderung des BVS. Die aktuelle Untersuchung "Parkhaus-Test" des größten bundesweiten Autoclubs zeigt die mangelhafte und zunehmend problematische Parkplatzbemessung und -planung auf. Der BVS unterstützt die schon im Frühjahr 2012 vom BVS Fachbereich Bau erhobene und jetzt ebenfalls vom ADAC aufgenommene Forderung, die Bemessung von PKW-Stellplätzen von aktuell 2,30 Metern auf 2,50 Meter zu erweitern. *

Neben den zu engen Parkplätzen für PKW sind auch die LKW-Stellplätze in Deutschland ein Problem. Insbesondere an Autobahnen fehlt es an Parkmöglichkeiten. Der LKW-Verkehr nimmt kontinuierlich zu (OECD-Prognose: Weltweite Verdreifachung des Nutzfahrzeugverkehrs bis 2050). Das bedeutet einen immer weiter steigenden Druck auf die vorhandenen Parkplatzkapazitäten, insbesondere an deutschen Autobahnen und stellt Deutschland als wichtiges Transitland für den europäischen LKW-Verkehr vor neue Herausforderungen.

Bereits im März 2008 ließ das Bundesverkehrsministerium die LKW-Parksituation untersuchen. Ergebnis: Rund 46.400 LKW-Parkplätze sind vorhanden, davon 28.500 auf Rastanlagen. Aber es fehlten bereits damals rund 14.000 LKW-Parkplätze. Bis 2015 werden nochmals 7.000 zusätzliche Stellplätze benötigt. Ein entsprechendes Bauprogramm für LKW-Stellplätze läuft derzeit, denn bereits heute halten LKWFahrer notgedrungen auch an gefährlichen und nicht legalen Parkstellen wie Zu- und Ausfahrten, was das Unfallrisiko deutlich erhöht. Eine weitere Herausforderungen sind die neuen, erheblich größeren LKW-Modelle, genannt Giga-Liner. Diese Fahrzeugtypen nehmen im Vergleich zu herkömmlichen LKW´s nochmals erheblich mehr Parkraum ein.

"Unzureichende Parkmöglichkeiten einerseits und veraltete Baubemessungen andererseits rufen dringend zu einer kompletten Modernisierung und Neubemessung auf", so der BVS. " Nur in diesem Falle können genügend adäquate Parkmöglichkeiten zur Verfügung stehen und das Unfallrisiko miniert werden."

*Der Standpunkt "Stellplatzbreiten" steht als PDF-Datei unter
www.bvs-ev.de
> "Leistungen" > "Downloads" bzw. unter folgendem Link: http://iw.homepagepreview.de/index.php?id=92
zur Verfügung

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