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25.04.2012 | Arbeitsschutz, Veranstaltungen und Wettbewerbe

Neue Kampagne "Gesunde Arbeitsplätze": Aufruf an Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Zusammenarbeit

Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) stellt ihre neue zweijährige Kampagne "Gesunde Arbeitsplätze" zum Thema "Partnerschaft für Prävention" vor.

Die Arbeitsplätze in Europa sind im Moment so sicher und gesund wie noch nie. Dennoch gibt es jedes Jahr 6,9 Mio. Arbeitsunfälle und noch weit mehr arbeitsbedingte Erkrankungen. Wie viel menschliches Leid durch mangelnde Sicherheit und schlechten Gesundheitsschutz verursacht wird, ist nicht messbar, wohl aber die wirtschaftlichen Kosten: Diese belaufen sich auf 490 Mrd. EURO im Jahr - mehr als die Hälfte der derzeitigen Kosten des EU-Notfallfonds für die Finanzkrise.

Die neue Kampagne der EU-OSHA rückt die Bedeutung der Managementführung und der Arbeitnehmerbeteiligung bei der Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit in den Blickpunkt. Zum Start der Kampagne in Brüssel forderten der EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, László Andor, die Direktorin der EU-OSHA, Dr. Christa Sedlatschek und der Staatssekretär des dänischen Arbeitsministeriums, Bo Smith, Arbeitnehmer und Arbeitgeber dazu auf, gemeinsam die Grundsteine für eine nachhaltigere Risikoprävention in Europa zu legen.

EU-Kommissar László Andor erklärte: "Europa hat in den letzten zehn Jahren große Fortschritte im Bereich der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes bei der Arbeit erzielt. Wir müssen unsere Anstrengungen auf diesem Gebiet jedoch weiter fortsetzen. Bei der Verwirklichung unseres Ziels des aktiven Alterns im Rahmen des Europäischen Jahres 2012 spielt diese Strategie eine Schlüsselrolle. Es spricht alles dafür, dass die Priorisierung von Gesundheit und Sicherheit nicht einfach nur der richtige Schritt ist, sondern dass davon auch die Unternehmen profitieren. Die Vorteile sind: sinkende Kosten bei mehr Produktivität, eine zufriedenere und produktivere Belegschaft, weniger Fehlzeiten und eine geringere Personalfluktuation, weniger Arbeitsunfälle, eine bessere Position bei Lieferanten und Partnern, ein größeres Bewusstsein für die Gefährdungen am Arbeitsplatz und deren Kontrolle sowie ein höheres Ansehen in Bezug auf Nachhaltigkeit bei Investoren, Kunden und Gemeinschaften."

"Die wirksamstem Ergebnisse werden dann erzielt, wenn Arbeitnehmer und Manager zusammenarbeiten", fügt Dr. Christa Sedlatschek hinzu. "Die Kampagne zielt daher konkret darauf ab, auf der einen Seite Geschäftsführer und leitende Manager aufzufordern, Führungsstärke zu zeigen, indem sie sich aktiv an der Risikominderung beteiligen, und auf der anderen Seite Arbeitnehmer, deren Vertreter und andere Interessengruppen zu ermutigen, mit Managern zusammenzuarbeiten um Risiken zu mindern. Es gibt noch viel zu tun, und dabei spielt unsere Kampagne "Gesunde Arbeitsplätze" eine wichtige Rolle, da sie einfache und praktische Leitlinien für die Zusammenarbeit bietet."

Die Ergebnisse der vor kurzem von der EU-OSHA durchgeführten Gesamteuropäischen Meinungsumfrage zu Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit geben in Bezug auf den Erfolg der Kampagne Anlass zu Optimismus. Die Umfrage zeigt, dass die meisten Arbeitnehmer in der EU (74 %) davon überzeugt sind, dass Maßnahmen ergriffen werden, wenn sie ein arbeitsplatzbezogenes Sicherheits- oder Gesundheitsproblem bei einem Vorgesetzten ansprechen.
Außerdem halten sich die Europäer im Allgemeinen (67 %) für gut informiert, was Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit angeht.

Es gibt jedoch immense Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten. Daher ist es ein zentrales Ziel der Kampagne, gute praktische Lösungen auszutauschen, um die Risikoprävention in Unternehmen aller Größen, in allen Wirtschaftszweigen und überall in der EU zu stärken.

Der Arbeitsschutz in Deutschland befindet sich auf einem sehr hohen Niveau. Das Engagement der in der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) zusammenarbeitenden Akteure zeigt sichtbare Erfolge. Seit vielen Jahren ist die Zahl der Arbeitsunfälle stark rückläufig. Von 1991 bis heute hat sich die Zahl der Arbeitsunfälle nahezu halbiert. Die tödlichen Arbeitsunfälle sind in diesem Zeitraum sogar um rd. 58 % zurückgegangen.

Dies ist ein großer Ansporn, den Arbeitsschutz weiter zu verbessern. Die GDA konzentriert sich in den nächsten Jahren darauf, dass die Unternehmen den Arbeitsschutz noch mehr als bisher systematisch in die betrieblichen Prozesse einbeziehen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer kennen die Arbeitsbedingungen und praktikable Lösungen für mögliche Probleme am besten. Daher ist ihre Zusammenarbeit besonders wichtig, um weiterhin erfolgreich im Arbeits- und Gesundheitsschutz zu sein.

Die Europäische Kampagne "Partnerschaft für Prävention" wird dazu beitragen, die bisherigen nationalen Aktivitäten zu intensivieren. Untersuchungen zeigen, dass ganz unabhängig von der Größe eines Unternehmens die Führung durch die Unternehmensleitung und die aktive Beteiligung der Arbeitnehmer entscheidend für ein erfolgreiches Management von Sicherheit und Gesundheitsschutz sind.

Die Europäische Unternehmensumfrage über neu aufkommende Risiken (ESENER) zeigt, dass die Beteiligung von Arbeitnehmern in Kombination mit dem Engagement des Managements zu einer weitaus besseren Leistung im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit führt. So ist in Unternehmen mit einer hohen Beteiligung der Arbeitnehmer und gleichzeitigem großen Engagement des Managements die Wahrscheinlichkeit, dass eine dokumentierte Strategie für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit besteht, zehnmal höher als anderswo. Dazu kommt, dass diese Maßnahmen als wirksamer empfunden werden.

Die Kampagne umfasst eine Reihe von Aktivitäten auf nationaler und europäischer Ebene, darunter auch der 11. Europäische Wettbewerb für gute praktische Lösungen ("Good Practice Awards"). Der Wettbewerb, dessen Gewinner im April 2013 verkündet werden, rückt die besten Beispiele für die Zusammenarbeit von Managern und Mitarbeitern bei der Risikoprävention in den Blickpunkt.

Für den Wettbewerb, der von der EU-OSHA in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und den amtierenden EU-Ratspräsidentschaften ausgerichtet wird, können nun offiziell über die Internetseite der nationalen Focal Points von EU-OSHA (http://osha.europa.eu/de/campaigns/competitions/good-practice-award_2012-2013/) Vorschläge eingereicht werden.

Die Kampagne wird auf nationaler Ebene von den nationalen Focal Points der EU-OSHA und offiziellen Kampagnenpartnern geleitet. Den offiziellen Kampagnenleitfaden und weitere Materialien zur Kampagne (Präsentationen, Veröffentlichungen und Werbematerial in 24 Sprachen) können Sie von der Webseite zur Kampagne "Gesunde Arbeitsplätze" 2012-2013 herunterladen. Dort finden Sie auch Informationen zu Veranstaltungen der Kampagne in ganz Europa: www.healthy-workplaces.eu