Public Manager
14.03.2011 | Energie, Versorgungsnetze

VKU ZUR LAUFZEITDEBATTE

Nur ein breiter gesellschaftlicher Konsens trägt ein zukunftsfähiges Energiekonzept

Die aktuellen Geschehnisse in Japan haben zu einer erneuten Debatte über die Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke geführt. Nach Auffassung des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) war und ist nur ein zukunftsfähiges Energiekonzept für Deutschland vorstellbar, das einen breiten gesellschaftlichen Konsens findet.

„Das aktuelle Energiekonzept, im Speziellen die Laufzeitverlängerung, hat einen großen gesellschaftlichen Konflikt ausgelöst, der durch die derzeitige Lage noch verstärkt worden ist“, so Stephan Weil, Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) und Oberbürgermeister der Stadt Hannover. „Für die anstehende Energiewende benötigen wir Klarheit: Das Energiekonzept beinhaltet aus Sicht kommunaler Unternehmen ein konzeptionelles Missverhältnis zwischen dezentral geprägten Zielvorstellungen und zentralen Lösungsansätzen“, sagt Weil.

Daher fordert der VKU die Bundesregierung auf, nochmals alle relevanten Akteure zu hören, um abschließend ein überarbeitetes Energiekonzept vorzulegen: „Die Stadtwerke stehen für Gespräche zur Verfügung. Ziel muss sein, dass wir einen breiten gesellschaftlichen Konsens finden.“

„Erneuerbare Energien, Kraft-Wärme-Kopplung und Energieeffizienz sind dezentrale Ansätze, die sich mit der Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke kaum in Übereinstimmung bringen lassen“, sagt Dr. Hermann Janning, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Stadtwerke und VKU-Vizepräsident. „Das beeinflusst den Erzeugungsmarkt negativ. Dabei muss gerade der Wettbewerb gestärkt werden, um eine sichere, umweltschonende und preiswerte Energieversorgung zu gewährleisten.“

Im Sinne eines nachhaltigen Klimaschutzes und eines modernen, zukunftsgerichteten Energiesystems in Deutschland sei eine Modernisierung des Kraftwerkparks notwendig. Es ist für den VKU nicht nachvollziehbar, „wenn sich die von allen Seiten gewünschten kommunalen Investitionen in moderne, effiziente Erneuerbare-Energien-Anlagen, Kraft-Wärme-Kopplungs- und emissionsarme Kondensationskraftwerke nicht mehr rechnen oder geplante Projekte nicht mehr in Angriff genommen würden“, so Janning.

Nach den Ereignissen in Japan „ist die Kernenergie mehr denn je ein Auslaufmodell“, meint Janning. „Umschreibungen wie Brückentechnologie helfen da wenig weiter, die Halbwertszeit der Kernenergie ist überschritten. Eine schnelle Rücknahme der Laufzeitverlängerung ist deshalb unter politischen Akzeptanzgründen mehr als sinnvoll.“
Eine Stromlücke werde dadurch nicht entstehen. „Auch der vermeintliche preisliche Schutz der Verbraucher durch die Ausdehnung der Laufzeit ist nach gutachterlichen Aussagen kaum nennenswert nachweisbar.“

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt rund 1.400 kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser und Abfallwirtschaft. Mit über 240.000 Beschäftigten wurden 2008 Umsatzerlöse von rund 92 Milliarden Euro erwirtschaftet und etwa 8,8 Milliarden Euro investiert. Die VKUMitgliedsunternehmen haben im Endkundensegment einen Marktanteil von 54,2 Prozent in der Strom-, 51,4 Prozent in der Erdgas-, 77,5 Prozent in der Trinkwasser-, 53,6 Prozent in der Wärmeversorgung und 11,8 Prozent in der Abwasserentsorgung.