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17.08.2011 | Allgemeine Meldungen

E&G-Experte im Gespräch: Bodenbildung an Aktienmärkten - "Deutsche Wirtschaft stemmt sich gegen Abkühlungstrend

Der Abkühlungstrend der globalen Wirtschaft zeigte sich zuletzt vor allem in den USA. Dort war ein schwächer als erwartetes Wachstum zu beobachten, die nachhaltige Erholung am Arbeitsmarkt blieb aus und das Verbrauchervertrauen sank.

Wie die Aussichten für Deutschland und Europa sind, berichtet Michael Beck von ELLWANGER & GEIGER Privatbankiers.

Während in Südeuropa die Schuldenkrise das Wachstum hemmte, entwickelte sich die deutsche Wirtschaft positiv. Kann Deutschland sich weiter gegen die Abkühlungstendenz stemmen?

Michael Beck, ELLWANGER & GEIGER:
Entgegen aller Erwartungen markierte der Ifo-Geschäftsklimaindex im Juni noch ein neues Rekordhoch und verdeutlichte damit die gute Verfassung der deutschen Konjunktur. Doch auch hierzulande werden die Ausblicke moderater - eine leichte Abkühlung ist zu erwarten.

Und wie sehen im Vergleich dazu die Prognosen für die hochverschuldeten Peripheriestaaten aus?

Michael Beck:
In den südeuropäischen Krisenstaaten sieht die Situation schlechter aus. Der massive Zwang zum Sparen im Zusammenhang mit der Schuldenkrise belastet das Wirtschaftswachstum in diesen Staaten enorm. Wichtig ist vor allem, dass verschuldete Staaten wie Spanien oder Italien die Konsolidierung ihrer Staatsfinanzen aus eigener Kraft schaffen. Erst dann dürfte die Schuldenkrise beherrschbar sein und als Belastungsfaktor für die Finanzmärkte wegfallen.

Welche Auswirkungen haben EU-Schuldenkrise, die Rohöl- Verteuerung aufgrund der Libyen-Krise und die USKonjunkturabschwächung auf die Aktienmärkte?

Michael Beck:
All diese Faktoren hemmten zuletzt die Aktienmärkte. Die Unstimmigkeiten innerhalb der europäischen Staatengemeinschaft und äußerst unprofessionelle Aussagen wichtiger politisch Verantwortlicher verschärften die Lage eher, als dass sie zur Beruhigung beitragen.

Und wie geht es weiter?

Michael Beck:
Die rekordverdächtigen Kursstürze der weltweiten Aktienmärkte dürften nun in eine Bodenbildung münden. Für den Fall, dass sowohl in Europa als auch in den USA belastbare Konzepte zur Bewältigung der Schuldenproblematiken vorgelegt werden, sollten sich die nach wie vor ordentlichen fundamentalen Wirtschaftsdaten durchsetzen. Ein versöhnliches Jahresende rückt dann in den Bereich des Möglichen.

Wie stehen die Chancen für Bundesanleihen?

Michael Beck:
Bei zehnjährigen Bundesanleihen rechnen wir in den nächsten Monaten wieder mit leicht anziehenden Renditen und empfehlen, mit Neu- beziehungsweise Wiederanlagen etwas zu warten. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung einer "Euro-Krise" verteidigt der Euro sein hohes Niveau gegen Währungen wie den US-Dollar, das Britische Pfund oder den Japanischen Yen und dürfte nach der Leitzinserhebung der EZB auf 1,5 Prozent auch weiterhin stabil bleiben.

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