Public Manager
20.10.2010 | Krankenhaus

Fachtagung "Kommunales Krankenhausmanagement"

In der deutschen Krankenhauslandschaft werden immer mehr kommunale Krankenhäuser durch private Träger übernommen. Das Statistische Bundesamt zählte für 2009 erstmals 663 Kliniken in privater und 649 in öffentlicher Trägerschaft. Die Fachtagung - Kommunales Krankenhausmanagement - des Forum MedTech Pharma e.V. widmete sich im Rahmen der bayerischen Cluster-Aktivitäten der Frage, wie kommunale Krankenhäuser langfristige, tragfähige Strukturen schaffen können, um in der heutigen und zukünftigen Krankenhauslandschaft zu bestehen.

Dr. Udo Janßen vom Deutschen Krankenhausinstitut e.V. zeigte auf der Tagung am 13.10.2010, dass nicht alleine die alternde Bevölkerung eine Herausforderung für das Krankenhauswesen darstellt, sondern auch die Versorgungsdichte. Bevölkerungsalterung konzentriert sich in schrumpfenden Regionen, gerade hier benötigen alte Menschen aber angemessene gesundheitliche Dienstleistungen. Aufgrund des Fachkräftemangels ist schon heute in diesen Gebieten eine flächendeckende Versorgung nicht mehr sichergestellt. Würde hier das nächste Krankenhaus der Grundversorgung schließen, wäre die Verschlechterung der Erreichbarkeit kaum mehr zu verantworten.

Für Dr. Alfred Estelmann vom kommunal geführten Klinikum Nürnberg, einem Krankenhaus der maximalen Versorgungsstufe, bedeutet öffentliche Daseinsvorsorge auch, Menschen ohne Krankenversicherung oder mit "finanziell unattraktiven Krankheitsbildern" zu versorgen. Dazu gehören auch Einrichtungen und Personal für Notfälle und die Ausbildung von Fachkräften über den eigenen Bedarf hinaus. Obwohl diese Faktoren zu defizitären Leistungsergebnissen führen, sieht Estelmann keinen Widerspruch zwischen Daseinsvorsorge und wirtschaftlichem Erfolg. Allerdings dürfe der Erfolg nicht nur auf die Ausschüttung von Gewinnen fokussiert werden, so Estelmann.

Beispiele erfolgreich geführter Zusammenschlüsse veranschaulichten u.a. Andreas Ruland von den Kliniken Oberallgäu und Dr. Thomas Bahr von der UGOM GmbH aus Amberg. Synergien in der regionalen medizinischen Vollversorgung müssen geschaffen werden, damit nicht mit Krankheiten, sondern mit Gesundheit Geld verdient wird, so Bahr.

Ministerialrat Horst Seifert vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit unterstrich in seinem Vortrag, dass kommunale Krankenhäuser durchaus konkurrenzfähig sind, wenn sie auf eine zeitgemäße unternehmerische Führung setzen und Kostenvorteile durch Kooperationen mit anderen Häusern nutzen: "Für kommunale Krankenhausträger gilt nach wie vor der Sicherungsauftrag. Die Gesundheitsversorgung ist wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge und damit des Kernbereichs kommunaler Aufgaben. Ein Rückzug aus diesem Sektor würde die Frage nach der Rechtfertigung kommunaler Selbstverwaltung aufwerfen."

Laut Statistischem Bundesamt sind rund die Hälfte der 503 000 deutschen Krankenhausbetten in öffentlicher Hand. Öffentliche Krankenhäuser sind also weiterhin größer als die privaten und müssen in der Zukunft zeigen, dass es nachhaltige Konzepte gibt, die eine flächendeckende Versorgung mit entsprechender medizinischer Qualität in Deutschland möglich machen.

Das Forum MedTech Pharma ist mit 650 Mitgliedsinstitutionen aus 15 Ländern das größte Netzwerk in der deutschen Gesundheitswirtschaft. Thematische Schwerpunkte liegen in Bereichen wie Medizinelektronik, Biomaterialien, minimal invasive Technologien, Diagnostics, Klinische Prüfung und Strukturwandel im Gesundheitsmarkt. Im Rahmen des bayerischen Clusters Medizintechnik wurde die Veranstaltung "Kommunales Krankenhausmanagement" als Schwerpunktthema aufgegriffen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.medtech-pharma.de