Public Manager
22.10.2010 | Allgemeine Meldungen, Weiterbildung

Demografie-Probleme erreichen die Kommunen

Die Entwicklung der Alterspyramide wird vor allem in kleineren Kommunen in naher Zukunft deutliche Spuren zeichnen. Das betonte der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel, bei der Herbsttagung der hauptamtlichen Ortsvorsteher Baden-Württembergs in Calw-Hirsau. Der ländliche Raum wird dynamisch Schwierigkeiten bekommen, sagte der Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Calw/Freudenstadt. Deshalb erfordern die demografischen Veränderungen mehr Antworten als gedacht.

Diskutierten rege mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (Mitte) in Calw-Hirsau: die hauptamtlichen Ortsvorsteher Baden-Württembergs, darunter auch Kerstin Just aus Horb-Talheim, Heinrich Bayer aus Pforzheim-Huchenfeld, Wolfgang Leber aus Sindelfingen-Maichingen, Susanne Weiß aus Böblingen-Daggersheim, Rainer Frank aus Karlsruhe-Wettersbach und Thomas Fritsch aus Karlsruhe-Grötzingen. (Foto: k-w)

Diese Herausforderung stelle neben dem Klimawandel alle anderen politischen Themen in den nächsten Jahrzehnten in den Schatten, ist sich der Parlamentarier sicher: "Die Fakten sind schneller als die Änderung des Bewusstseins!" Bis auf unterste Ebene müsse dieses Thema angegangen werden, um die schlimmsten Auswirkungen auf den ländlichen Raum zu vermeiden.

Letztendlich könnten sich die demografischen Veränderungen bis auf die Qualität der Gesundheitsversorgung und des Schülerverkehrs niederschlagen, machte Fuchtel die Dramatik an Beispielen deutlich. Auch gelte es, die Berufsschulen im ländlichen Raum zu stärken. Denn die werde man angesichts des bevorstehenden Fachkräftemangels dringend brauchen.

Die Ortsvorsteher täten gut daran, Diskussionen in ihren Kommunen anzustoßen, um für Veränderungen zu sensibilisieren. Mit den kommunalpolitischen Gremien müssten strategische Schritte ausgearbeitet
werden.

Der Arbeitsmarkt werde sich dramatisch verändern und künftig von Arbeitskräfte-Nachfrage beherrscht, was sich auf das Lohnniveau auswirken werde. Die Arbeitsagenturen richteten sich bereits auf mehr Beratung in Sachen Fortbildung ein. In den Unternehmen sei der Ruf nach Zuwanderung größer geworden. Doch das sei zu einfach gedacht, denn die Nachbarländer hätten die gleichen und ferne Länder noch viel gewaltigere Probleme.

Deshalb sei die Bundesregierung mit der Verlängerung der Erwerbstätigkeit auf einem Weg ohne echte Alternative. Schon in naher Zukunft werde der ältere Arbeitnehmer auf Grund seiner Qualifikation und Erfahrung als wichtige Stütze der Wirtschaft mehr erkannt werden, weshalb die betriebliche Gesundheitsförderung und eine demografiegerechte Personalpolitik unabdingbar seien.

Wer der Tatsache, dass die Zahl der 20- bis 64-jährigen bis 2030 um sechs Millionen sinke, nicht begegne, gefährde den Wohlstand in Deutschland. Auch um die gut ausgebildeten jungen Frauen habe man sich bislang zu wenig gekümmert. "Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass Zuwanderung bedarfsgerecht gesteuert wird." Sehr rege nutzen die Ortsvorsteher die Möglichkeit zur Diskussion mit dem Staatssekretär, der darauf hinwies, dass der spätere Einstieg junger Leute ins Berufsleben die Lage jedenfalls nicht vereinfache. Auch sei die Zahl der Studienabbrecher zu hoch.