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29.04.2010 | Energie

EDNA-Initiative: Rahmenbedingungen für Smart Energy immer noch nicht ausreichend

Schon im Mai will die Bundesnetzagentur die Prozessbeschreibungen der WiM (Wechselprozesse im Messwesen) veröffentlichen, inkrafttreten sollen sie wie angekündigt zum 1. April 2011. Dies kündigte Jens Lück, Beisitzer der Beschlusskammer 6 der Bundesnetzagentur, im Rahmen des Fachtreffens der EDNA-Initiative am 27. April 2010 in Berlin an.

Zudem gab er bereits einen Ausblick auf wichtige Details: So wird der Zuordnungswechsel eines MSB oder eines MDL zu einer Messstelle allein durch die erste Durchführung des Messstellenbetriebs beziehungsweise der ersten Messung ausgelöst. Auf das Vorliegen einer Abmeldung des Altanbieters zum beabsichtigten Wechselzeitpunkt - wie etwa bei den GPKE- und GeLi-Prozessen - kommt es nicht mehr an.
Auch der Kündigungsprozess zwischen Alt- und Neuanbieter hat künftig keine Relevanz für Wechselprozess und muss im Streitfall auf dem Zivilrechtsrechtsweg zwischen den Anbietern geklärt werden.

Ungeachtet dieser Festlegungen im Detail zeigte die Diskussion auf der EDNA-Fachtagung deutlich, dass die Rahmenbedingungen für den Einstieg in die künftige "Smart Energy" noch keinesfalls ausreichend sind. Sowohl Robert Busch, Geschäftsführer des bne - Bundesverband Neuer Energieanbieter, als auch Heinrich Lang vom ifed - Institut für Energiedienstleistungen stellten fest, dass die derzeitigen Vorgaben keine tragfähige Basis für die Umsetzung des Smart Metering oder den Aufbau intelligenter Netze darstellen.

"Schon die notwendigen Fähigkeiten des neuen ‚Standardzählers’ sind umstritten. Die derzeit in den laufenden Pilotprojekten eingesetzten Geräte sind zudem höchst unterschiedlich und kaum kompatibel", beschrieb Robert Busch die Situation.
Die Folge: Viele Stadtwerke würden derzeit erst einmal abwarten und bremsten den Aufbau der neuen Infrastruktur deutlich. Auch sei derzeit noch nicht absehbar, wie die völlig unterschiedlichen Interessen der Marktteilnehmer in den künftigen Smart Grids unter einen Hut gebracht werden könnten. So läge es Netzbetreibern in erster Linie an einer gleichmäßigeren Lastverteilung. Anbieter, die künftig über Kunden-Pooling aktiv auf dem Regelenergiemarkt unterwegs sein werden, wären dagegen daran interessiert, bei niedrigen Preisen viel Energie einzukaufen und über verschiedene Verfahren zwischenzuspeichern, um sie bei steigenden Preisen wieder ins Netz einzuspeisen.

Heinrich Lang vom ifed-Institut vermisste in diesem Zusammenhang klare Vorgaben. "Es muss eindeutig festgelegt werden, ob es in erster Linie darum geht, Energie zu sparen oder die Erzeugung, Beschaffung, Wandlung, Verteilung und Nutzung von Energie besser zu steuern", stellte Lang fest. Seiner Ansicht nach müsse der Fokus künftig klar auf dem Steuerungsaspekt gelegt werden, der die wesentliche Voraussetzung für einen effizienteren Umgang mit Energie darstelle. Eine politisch getriebene, einseitige Priorisierung des "Energiesparens" würde dagegen vielfach eine intelligente Steuerung der Energie-Infrastruktur verhindern. Smart Meter seien in diesem Zusammenhang eine nötige Basistechnologie, mehr aber auch nicht.

Robert Busch wie Heinrich Lang kritisierten zudem die einseitige Ausrichtung auf den Ausbau der Elektromobilität. Andere Technologien wie etwa die Elektroheizung böten sehr viel höhere Potenziale. "Nachtspeicheröfen sind ideale Instrumente, Energie zwischenzuspeichern. Deswegen ist es vor dem Hintergrund der derzeitigen Entwicklung völlig unvernünftig, diese Technik weiter zu verteufeln", waren sich die beiden Referenten einig.

Im abschließenden Referat stellte Dr. Andreas Goerdeler vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie den aktuellen Stand der E-Energy-Projekte dar, mit denen der Aufbau einer intelligenten IT-Infrastruktur in Deutschland beschleunigt werden soll. Auf seinen Vorschlag hin soll die EDNA-Initiative künftig stärker in diese Projekte eingebunden werden und aktiv in den Projektgruppen "Geschäftsprozesse" und "Systeminfrastruktur" mitarbeiten. "Die EDNA-Initiative verfügt sowohl über das notwenige Know-how in der Informationstechnologie als auch in den energiewirtschaftlichen Prozessen und bringt damit die Erfahrungen mit, um E-Energy wirkungsvoll zu unterstützen", so Goerdeler.

Die EDNA-Initiative e.V. ist eine Vereinigung von Softwareherstellern, Unternehmensberatern und IT-Dienstleistern sowie Anwendern aus den Aufgabenbereichen des eBusiness in den Energiemärkten rund um die Energielogistik. Das Ziel der EDNA ist es, die Automatisierung der Geschäftsprozesse zwischen den Marktpartnern in der Energiewirtschaft zu fördern und dafür bestehende und neue Standards für den elektronischen Datenaustausch in den Softwaresystemen umzusetzen und damit "kaufbar" zu machen. Gleichzeitig soll über ein Zertifizierungsverfahren und ein EDNA-Qualitätssiegel sichergestellt werden, dass IT-Systeme die festgelegten Standards auch tatsächlich erfüllen. Für den Anwender bedeutet das eine sehr viel größere Entscheidungs- und Investitionssicherheit als bisher, weil aufwändige Schnittstellenprogrammierungen und Integrationsanstrengungen überflüssig werden. Gleichzeitig kann er über die Automatisierung von Geschäftsprozessen erhebliche Rationalisierungspotenziale erschließen.