Public Manager
27.11.2009 | E-Government, Postbearbeitung

Der Brief im Internet – ein wichtiges Element jeder E-Government-Strategie

Kurzinterview mit Dr. Johannes Helbig, CIO und Mitglied des Bereichsvorstands der Deutschen Post.

Johannes Helbig (Foto: Deutsche Post AG)

Frage: Welchen Nutzen des Onlinebriefs sehen Sie für Verwaltungen?

Helbig: In den vergangenen Jahren gab es erhebliche Fortschritte bei der Verwaltungsmodernisierung. Interne Prozesse werden zunehmend digitalisiert - trotzdem ist der Brief immer noch das meistgenutzte Mittel, wenn es um externe Schriftkommunikation mit Bürgern und Unternehmen geht.

Dadurch entsteht an der Schnittstelle zwischen interner und externer Kommunikation einen Medienbruch, der die effiziente Organisation der Arbeitsabläufe sowohl in der Verwaltung als auch in Unternehmen behindert. Der Brief im Internet wird der Verwaltung die Möglichkeit eröffnen, auch ihre vertrauliche und verbindliche Schriftkommunikation in einem medienbruchfreien elektronischen Workflow abzubilden. Damit ist der Brief im Internet ein wichtiges Element jeder E-Government-Strategie.

Frage: Wie kann man sich den Anschluss des elektronischen Briefs an die Verwaltung vorstellen?

Helbig: Wir wissen, dass der Brief im Internet in die Organisation und Technik unserer Großkunden integriert werden muss. Daher entwickeln wir auch jetzt speziell für Verwaltungen das Konzept einer elektronischen Poststelle, die wir gemeinsam mit unseren Kunden auf Grundlage eines Baukastensystems sukzessive realisieren wollen.

Frage: Was ist denn das Besondere an der elektronischen Poststelle der Deutschen Post?

Helbig: Die elektronische Poststelle der Post soll zunächst den Onlinebrief als neues Medium in die Kommunikationssysteme der Behörden integrieren, um medienbruchfreie Prozesse zu ermöglichen. Hierzu gehören Schnittstellen zu Dokumentenmanagement-, E-Mail-, Fax- und Workflowsystemen. Darüber hinaus bietet sie auch die klassischen Funktionen einer Poststelle, wie Posteingangs- und Postausgangsbearbeitung.

Frage: Was unterscheidet den Brief im Internet von der De-Mail?

Helbig: Die Deutsche Post versteht De-Mail als eine Initiative der Bundesregierung, mit der sie gesetzliche Normen und Rahmenbedingungen für verbindliche elektronische Schriftkommunikation setzen und etablieren will. Mit dem Brief im Internet transformieren wir unser Kerngeschäft - den Brief mit seinen Attributen Vertraulichkeit, Verbindlichkeit und Verlässlichkeit - in die elektronische Welt. An dieser technischen Weiterentwicklung unseres Projekts arbeiten wir - wie viele andere internationale Postgesellschaften. Unser Projekt steht also nicht im Widerspruch zur De-Mail-Initiative des Innenministeriums.

Frage: Warum braucht Deutschland ein De-Mail-Gesetz?

Helbig: Es gibt noch viele rechtliche Barrieren für elektronische Kommunikation. Hier ist noch viel Reformarbeit zu leisten, bis die elektronische Kommunikation rechtlich der Papierform gleichgestellt ist. Darüber hinaus brauchen wir eine gesetzliche Regelung zu den Sicherheits- und Interoperabilitätsstandards der verbindlichen elektronischen Schriftkommunikation. Die Deutsche Post hat erklärt, gemeinsam mit anderen Anbietern diesen Standard aktiv mitzugestalten. Wir sehen diese Normierung aber nicht nur aus der nationalen Perspektive. Viele Postdienstleister entwickeln ähnliche Angebote. Als Mitglied des Weltpostvereins wollen wir uns dafür engagieren, dass es internationale Standards für den elektronischen Brief gibt. Niemand würde Verständnis dafür haben, dass verbindliche elektronische Kommunikation an nationalen Grenzen stoppt.

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Deutsche Post AG

Charles-de-Gaulle-Str. 20
53113 Bonn

Tel.: +49 (0)228/182-9944
Fax: +49 (0)228/182-9880

Email:
Web: http://www.deutschepost.de