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12.03.2009 | Beleuchtung

EU fordert Abschaffung der energiefressenden Gasentladungslampen

Länger, heller, weiter: Energieeffiziente LED-Straßenlaternen könnten Gemeindekassen jährlich 400 Millionen Euro sparen. Knapp zehn Millionen Straßenlampen in Deutschland erzeugen pro Jahr 2,5 Millionen Tonnen CO2 und Kosten von 760 Millionen Euro.

Nach dem Beschluss der Europäischen Union geht 2015 in deutschen Straßen das Licht aus - zumindest für die herkömmlichen Straßenlaternen: zu verschwenderisch im Energieverbrauch, zu hoch der CO2-Ausstoß.
Für eine klimafreundliche Zukunft sieht die Erleuchtung anders aus, wie derzeit bereits einige Städte beweisen. Unter anderem in Düsseldorf, Ludwigshafen und Essen werden inzwischen einige Straßenzüge durch moderne LED-Laternen beleuchtet. Die aus einzelnen Leuchtdioden bestehenden Lampen benötigen rund 30 Prozent weniger Energie bei höherer Lichtausbeute. Zudem liegt ihre Lebensdauer weit über der einer normalen Gasentladungslampe, entsprechend sinkt der Wartungsaufwand.
Zwei Besonderheiten der LED-Laternen sind ihre Dimmbarkeit und das gerichtete Licht. Damit kann der Energieverbrauch bedarfsgerecht gedrosselt werden und der störende Licht-Smog gehört der Vergangenheit an.

ehn Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs dienen allein dazu, abends Straßen und Plätze zu erhellen. 760 Millionen Euro kostet diese Sicherheit im Jahr. Zu viel, wenn es nach der EU-Kommission geht. Nach dem Verbot der klimaschädlichen Glühbirne wird als nächstes den Straßen die Stromsparlampe verordnet werden: Bis 2011 sollen die herkömmlichen Leuchtstoffröhren effizienteren Modellen weichen, ab 2015 soll der Handel mit Quecksilberdampflampen ganz verboten sein.
Erste Kommunen testen - auch im Sinne der eigenen Gemeindekasse - bereits andere Straßenbeleuchtung, so zum Beispiel Düsseldorf. "Wir haben bisher recht positive Erfahrungen mit den installierten LED-Leuchten gemacht. Die erwarteten Energieeinsparungen von rund 50 Prozent gegenüber konventioneller elektrischer Straßenbeleuchtung wurden in etwa erreicht", berichtet Ralf Zischke, Leiter der Abteilung "Betriebswirtschaftliche Steuerung Netzservice" bei den Stadtwerken Düsseldorf.

Die LED-Technik stellt die derzeit aussichtsreichste Alternative dar. "Um genug Licht für eine gute Fahrbahnausleuchtung zu erzeugen, werden 20 bis 40 kleine Leuchtdioden in einem Lampenkopf zusammengefasst", erklärt Bodo Cirkel von der SAG GmbH, dem führenden Dienstleister für energietechnische Infrastruktur in Deutschland.
Das Unternehmen, das Stadtwerke landesweit bei der Umstellung auf die neue Technik unterstützt, hat auch die LED-Laternen in Düsseldorf aufgestellt, zwei komplette Straßenzüge mit rund 200 der modernen Leuchten.

Hohe Investition, hohe Ausbeute
Anders als bei den üblichen Gasentladungslampen brennt in LEDs kein Leuchtstoff, sondern der Strom durchfließt eine Diode und bringt diese zum Leuchten. "Die effizientesten LED erreichen so 100 Lumen pro Watt", so Cirkel. Zum Vergleich: Eine Halogenlampe erreicht etwa 30 Lumen pro Watt. Durch die bessere Lichtausbeute verringert sich der Stromverbrauch im Betrieb, rund 30 bis 40 Prozent Kostensenkung sind möglich - allerdings liegt die Investitionshürde mit 2.000 Euro pro Laterne sehr hoch.
Dennoch zeigen die Pilotprojekte in Deutschland, dass sich die Umstellung rechnet, denn abgesehen von den hohen Anschaffungskosten zeichnen sich die LEDs besonders durch eine hohe Lebensdauer aus. Je nach Einstellung der Intensität strahlen die Leuchtdioden 80.000 bis 100.000 Stunden, ohne ausgewechselt werden zu müssen. Das bedeutet einen Rückgang im Wartungsaufwand um etwa 75 Prozent im Vergleich zu heute herkömmlichen Straßenlaternen.

Besonders attraktiv erscheint die LED-Laterne dort, wo noch alte Gaslampen im Einsatz sind. Diese sind hochgradig ineffizient, eine solche Leuchte, die im Betrieb ein Kilowatt Strom benötigt, kann durch eine 20 Watt-LED-Lampe vollständig ersetzen. Das warme Licht, das Anwohner an den antiquierten Gaslaternen so schätzen, geht dabei nicht verloren. Der Aufbau der LED-Lampe aus vielen einzelnen Dioden, die auch gefärbt sein können, macht es möglich, den gewohnten Lichtton nachzumischen. Zehntausende energiehungrige Gaslaternen könnten so in den nächsten Jahren in Deutschland ersetzt werden, ohne den Charme der von ihnen geprägten Innenstädte zu zerstören. "Allerdings muss für die Umstellung für eine entsprechende Stromversorgung gesichert sein", gibt Cirkel von SAG zu bedenken. "Hier werden die Kommunen unter Umständen auch in den Ausbau ihrer elektrischen Infrastruktur investieren müssen."

Angepasst in Farbe und Funktion
Die Flexibilität der LED-Leuchten, was Farben aber auch Formen betrifft, ist für Städteplaner ein entscheidender Vorteil. Während die Natriumdampflampen, die derzeit oft als Ersatz für veraltete Laternen herangezogen werden, zwar sparsam im Energieverbrauch sind, stört ihr gelbes Licht oft die Anwohner. Die erste Umfrage zum Farbempfinden bei Straßenlaternen in Europa, die von der Technischen Universität Darmstadt durchgeführt wurde, ergab eine klare Tendenz zu weißem Licht.
Diese erste Kleinstudie ist noch nicht repräsentativ, dennoch zeigt sich, dass die Möglichkeit zur Farbeinstellung der LEDs für die Anwohner ein Plus an Lebensqualität bedeutet.
"Wir haben Benutzer auf der Straßen zu den Punkten Wahrnehmung und Lichtqualität angesprochen: Es gab unterschiedliche Rückmeldungen", sagt Zischke von den Düsseldorfer Stadtwerken. "So wurde am Fleher Deich in einer ruhigen Wohngegend einheitlich die Meinung geäußert, dass die Lichtfarbe zu kalt sei. Woraufhin derzeit an zwei Leuchten eine Anpassung der Lichtfarbe an warmweiß erprobt wird. Auf der Stromstraße in Düsseldorfs modernem Medienviertel gab es durchweg positive Resonanz auf die neue Straßenbeleuchtung."

Daneben lässt sich mit der neuen Technik Licht wesentlich gezielter einsetzen als bisher. Momentan ist es fast unvermeidlich, dass Straßenlaternen auch angrenzende Wohnungen zu einem gewissen Grad ausleuchten und nachts eine scheinende Glocke über die Stadt legen. Dieser so genannte Lichtsmog ist nicht nur einer der Gründe dafür, dass man nachts in Metropolen keine Sterne mehr sieht, sondern sorgt auch bei empfindlichen Menschen für Schlafstörungen.
"LEDs strahlen im Gegensatz dazu ihr Licht sehr gerichtet ab", erklärt SAG-Experte Cirkel. "Durch die verbesserte Lichtlenkung wird Lichtsmog vermieden." Je nach Gestaltung der Lampe können so durch die Vielzahl der Dioden definierte Flächen beleuchtet werden, auch Schattenlücken zwischen Straßenlaternen lassen sich so schließen.

Licht an für die Umwelt
Vor dem Hintergrund der Klimaschutzdebatte spricht noch ein weiteres Argument für die kleinen Lämpchen: Laut einer Studie der Schweizer Agentur Prognos ließen sich bei der momentan üblichen Austauschrate für Straßenlaternen von drei Prozent bis 2015 in Deutschland 380.000 Tonnen CO2 einsparen. Insgesamt liegen die Einsparmöglichkeiten sogar noch höher. "Schon mit der heute verfügbaren Technologie könnte Deutschland den CO2-Ausstoß um 1,6 Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren", schätzt Professor Tran Quoc Khanh vom Fachgebiet Lichttechnik der Universität Darmstadt.

Noch allerdings sind in vielen Gemeinden Laternen auf dem technischen Stand der 60er Jahre im Einsatz. Im Ganzen gesehen entstehen durch die Straßenbeleuchtung jährlich 2,5 Millionen Tonnen CO2. Die neue Laternen-Verordnung der EU soll das ändern.

Für die Kommunen wird es damit Zeit zum Umdenken, nicht allein um die gesetzten Fristen nicht zu versäumen. "In Düsseldorf sind lediglich noch rund 5,5 Prozent der elektrischen Leuchten mit Quecksilberdampflampen bestückt", so Zischke. "Ob hierfür LEDs eingesetzt werden können, hängt von der Preisentwicklung der Leuchten ab. Die Stadt Düsseldorf wird die LED-Beleuchtung in weiteren Pilotprojekten testen und die zukünftige Marktentwicklung beobachten."
Mit der Umstellung auf LED-Beleuchtung - so die Ansicht des Frankfurter Zentralverbandes der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) - könnten die öffentlichen Haushalte geschätzte 400 Millionen Euro jährlich einsparen.

 

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