Public Manager
30.01.2009 | Abfallwirtschaft

"Rohstoffwirtschaft der Zukunft" ist eines der Themen der Entsorga- Enteco - der internationalen Fachmesse für Kreislaufwirtschaft und Umwelttechnik

Zu Recht. Denn die Kreislaufwirtschaft hat sich längst zu einem unentbehrlichen Lieferanten von Sekundär-Rohstoffen für die produzierende Wirtschaft entwickelt.

Mehr als zwei Drittel der Siedlungsabfälle werden wiederverwertet, dazu vier Fünftel aller Bau- und Abbruchabfälle, hierdurch werden Importe von Primär-Rohstoffen im Wert von fast vier Milliarden Euro ersetzt, bis zu 90 Prozent Energie bei der Erzeugung neuer Produkte gespart und die CO2-Emissionen um 46 Mio. Tonnen vermindert.
Diese Bilanz am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland verdeutlicht eindrucksvoll: Die heutige Abfall- und Kreislaufwirtschaft versorgt die Wirtschaft mit wertvollen Sekundär-Rohstoffen, schont so knappe Primär-Ressourcen und ist zugleich gut fürs Klima.

Dabei nimmt die Bundesrepublik europaweit eine Spitzenposition ein. Die durchschnittliche Recycling-Quote aller 27 EU-Mitgliedsstaaten liegt derzeit nur bei rund 36 Prozent. Die Europäische Umweltagentur (Kopenhagen) erwartet jedoch, dass bis 2020 EU-weit über zwei Drittel der Siedlungsabfälle stofflich oder thermisch verwertet werden.
Hauptantrieb für diese Entwicklung waren in den letzten Jahren weniger gesetzliche Vorgaben. Maßgeblich waren eher drastische Preissteigerungen auf den Weltmärkten für primäre Rohstoffe - ausgelöst durch die wachsende Nachfrage aufstrebender Volkswirtschaften wie China und Indien. Dies machte sowohl die Bereitstellung als auch den Einsatz von Sekundär-Material wirtschaftlich immer interessanter.

2008/2009 machen die Sekundärrohstoff-Märkte sicher vorübergehend eine schwierige Phase durch - verursacht durch eine globale Finanzkrise, die die Weltwirtschaft spürbar in Mitleidenschaft zieht. Drastische Rückgänge bei der Nachfrage nach primären wie sekundären Rohstoffen haben bereits zu teils dramatischen Preiseinbrüchen auf den Weltmärkten geführt. Dennoch, wie tiefgreifend die Konjunktur-Krise auch ausfällt: Dass sie bewältigt wird, ist mehr als wahrscheinlich. Denn der Hunger nach Wohlstand und den hierfür benötigten Rohstoffen ist lange noch nicht gestillt - nicht bei den gestandenen Industrieländern und erst recht nicht bei den aufstrebenden Wirtschaftsnationen.
Endgültig abgewürgt werden kann dieser Antrieb nur, wenn ihm der physische Treibstoff, die Rohstoffe, ausgeht. Bei einigen seltenen Metallen und Mineralien könnte es allerdings schon bald knapp werden, befürchtet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Das betrifft etwa Molybdän, Zirkon, Tantal, Platin oder auch Kobalt, Palladium und Mangan - alles Grundstoffe, die für die Erzeugung von Hightech-Produkten wie Edelstahl, medizinische Geräte, Handys oder Computer unverzichtbar sind. Aber auch bei massenhaft benötigten Metallen wie Blei, Zink, Cadmium oder Nickel reichen die weltweiten Vorkommen voraussichtlich nur noch 20, 22, 34 oder 44 Jahre.
Hinzu kommt, dass viele wichtige Stoffe nur in wenigen Ländern vorkommen. Nicht von ungefähr hat daher die Europäische Kommission Anfang November eine neue Initiative zur Sicherung der Rohstoff-Versorgung in der EU vorgeschlagen. Neben fairen Handelsbedingungen auf den Weltmärkten und einer besseren Nutzung von Rohstoffen aus europäischen Quellen ist ihr drittes Strategie- Ziel, die Ressourceneffizienz und das Material-Recycling in den europäischen Volkswirtschaften nachhaltig zu steigern.

Damit wächst der Sekundär- Rohstoffwirtschaft zusehends eine strategische Rolle zu. In Zukunft wird sie auch auf bereits geschlossene Deponien als Rohstoff-Quelle zurückgreifen. Allein in Deutschland lagern hier geschätzte 32 Mio. Tonnen Eisen- und NE-Metalle sowie 70.000 Tonnen Zink. Darüber hinaus schlummern im Wohnbestand deutscher Städte und Gemeinden rund 10 Mrd. Tonnen mineralische Baustoffe, 220 Mio. Tonnen Holz und 100 Mio. Tonnen Metalle, die bei Rückbau oder Abbruch als Rohstoffe zur Verfügung stünden. Allerdings sind die kurz- und mittelfristigen Entwicklungen auf den Märkten für primäre Rohstoffe nicht allein verantwortlich dafür, dass Abfälle vermehrt als Rohstoff- und Energiequelle angezapft werden. Auch die gesetzlichen Vorgaben der EU zielen in diese Richtung. Hierfür steht nicht zuletzt die europäische Deponierichtlinie, wonach ab 2016 jedes Land nur noch 35 Prozent seiner biologisch abbaubaren Abfälle ablagern darf.

Die Mitte 2008 verabschiedete neue Abfallrahmenrichtlinie schreibt zudem erstmals konkrete Recyclingquoten vor, die bis 2020 erfüllt werden müssen: mindestens 50 Prozent für Papier, Glas, Metall und Kunststoffe aus Haushalten sowie 70 Prozent für Bau- und Abbruchabfälle.
Darüber hinaus wurden zwei ‚Thematische Strategien‘ verabschiedet: einerseits für ‚Abfallvermeidung und -recycling‘ sowie andererseits für die ‚nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen‘.
Haupt-Ziele: mehr Ökoeffizienz bei der Ressourcennutzung und nachhaltige Produktions- und Konsummuster.

Das technologische Niveau, das für die Erfüllung der quantitativen wie qualitativen Anforderungen benötigt wird, die von Seiten des Gesetzgebers sowie der Wirtschaft an Sekundär-Rohstoffe gestellt werden, hat inzwischen Hightech- Format erreicht. Daher gehören Anlagen und Verfahren der Kreislaufwirtschaft zu den Hoffnungsträgern unter den Umwelttechnologien. Laut Umweltwirtschaftsbericht des Bundesumweltministeriums (BMU) vom Januar 2009 hatte der Weltmarkt für Anlagen der Abfall- und Recyclingwirtschaft ein Volumen von rund 30 Mrd. Euro. Knapp ein Viertel davon entfällt auf deutsche Anbieter. Bis 2020 wird der Weltmarkt für diese Technologien teilweise in zweistelligen Jahresraten voraussichtlich auf 46 Mrd. Euro anwachsen.
Hierzu gehören Techniken zum Erfassen, Sortieren und Zerkleinern von Abfällen ebenso wie innovative Verfahren zur automatisierten Stofferkennung und Trennung sowie beispielsweise Techniken zur Kompostierung, energetischen Verwertung und umweltgerechten Deponierung. Klima- und Ressourcenschutz, im Rahmen dieses Trendthemas ist auf der Entsorga- Enteco 2009 - Internationale Fachmesse für Kreislaufwirtschaft und Umwelttechnik - vom 27. bis 30. Oktober 2009 auf dem Kölner Messergelände das umfassende Angebot an innovativen Recycling-Technologien und Dienstleistungen zu sehen, das derzeit auf dem Weltmarkt verfügbar ist - ergänzt durch ein kompetentes fachliches Rahmenprogramm.
Weitere Informationen unter: www.entsorga-enteco.de