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25.07.2008 | Energie

Das Biomasse-Kraftwerk Fechenheim ist Frankfurts größter Klimaschützer

Seit Inbetriebnahme im Dezember 2004 hat die Kraft-Wärme-Kopplungsanlage 250.000 Tonnen CO2 eingespart und damit Strom- und Wärmekunden der Mainova umweltschonende Energie geliefert.

In Sperrmüll steckt jede Menge Energie: Wer sich beispielsweise von einem "Billy"-Regal trennt, liefert gleichzeitig den Rohstoff für etwa 25 Kilowattstunden (kWh) Strom. In einem besonders umweltschonenden Kraftwerk im Allessa-Industriepark erzeugt der Frankfurter Energie- und Wasserversorger Mainova mit dem Recyclingpartner WISA aus Holzresten CO2-neutral Strom für umgerechnet rund 30.000 Haushalte. Darüber hinaus stellt das Biomasse-Kraftwerk Fechenheim (BKF) Gewerbe- und Industriekunden günstigen Prozessdampf bereit. In den ersten dreieinhalb Betriebsjahren hat Frankfurts größter Klimaschützer der Umwelt bereits 250.000 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) erspart.

"Wir haben mit der 30-Millionen-Euro-Investition im richtigen Moment die richtigen Weichen gestellt", sagte Joachim Zientek, Technik-Vorstand der Mainova AG. Wegen der derzeit explodierenden Rohstoffpreise werde der CO2-neutral erzeugte Strom aus dem BKF voraussichtlich viel früher als man es sich bei der Inbetriebnahme im Dezember 2004 vorstellen konnte mit Strom aus fossilen Quellen konkurrieren können.

"In der städtischen CO2-Bilanz schlägt das Biomasse-Kraftwerk der Mainova so stark zu Buche wie ein Windpark mit 30 Windrädern der Zwei-Megawatt-Klasse oder 20.000 Photovoltaikanlagen auf Wohnhäusern", sagte Dr. Werner Neumann, Leiter des städtischen Energiereferats. Dabei werde ausschließlich Biomasse eingesetzt, die ohnehin als Reststoff im Ballungsraum anfalle. "Das perfektionierte Altholz-Recycling dämpft in Frankfurt sogar noch die Abfallgebühren." Dank seiner besonders robusten Technik werde das Kraftwerk mit Hölzern aller Art fertig, betonte BKF-Geschäftsführer Michael Ruch.

Außer dem Frankfurter Sperrmüllholz - jährlich rund 18.000 Tonnen - wird in Fechenheim beispielsweise Grünschnitt aus dem Grüngürtel und von Autobahnmeistereien verfeuert. Die beiden mittelständischen Entsorgungsfirmen Haug und Werner, die über die WISA GmbH am BKF beteiligt sind, liefern aus dem Rhein-Main-Gebiet und Nordbayern jährlich rund 50.000 Tonnen zerkleinerte Äste und Wurzeln - Biomasse, die in Kompostierungsanlagen zu langsam verrotten würde. Das Team der Leitwarte im BKF kann diese "Knorren" mit Altholz (Material aus Dachstühlen, Treppenhäusern oder Fensterrahmen aus abgerissenen Häusern) mischen, das dann wie Zunder brennt. Eine Rauchgasreinigung nach den strengen Standards der Bundesimmissionsschutzverordnung (17. BImSchV) neutralisiert die Rückstände von Farben, Klebstoffen sowie von Holz- und Pflanzenschutzmitteln. "So hat das BKF über den Klimaschutz hinaus noch einen weiteren Umweltnutzen", hob BKF-Geschäftsführer Ruch hervor. "Auch andere Schadstoffe gelangen nicht in die Luft oder das Grundwasser."

Stündlich werden im Kessel des BKF mehr als 13 Tonnen Holz verfeuert. Die Temperatur liegt ständig über 850 Grad, das stellt eine aufwendige Regelung sicher. Von der Dampftrommel schießt dann 450 Grad heißer Dampf mit einem Druck von 65 bar auf die Turbine. Das BKF erzeugt so in einer Stunde 12.400 Kilowattstunden Strom - damit könnten rein rechnerisch alle Fernseher oder PCs in Frankfurt gleichzeitig betrieben werden. Außerdem können die Betriebe im Industriepark je nach Bedarf Prozessdampf mit einer Temperatur von 210 Grad abziehen.

Für die kluge Standortwahl mit Kraft-Wärme-Kopplung wurden die Mainova und die Stadt Frankfurt 2004 vom Klimabündnis mit dem "Climate Star" ausgezeichnet. Dr. Werner Neumann hofft, dass die Fernwärme aus dem BKF bald auch Abnehmer außerhalb des Industrieparks findet. Die Baumärkte, Möbel- oder Autohäuser an der Hanauer Landstraße könnten damit nicht nur ihre Energiekosten kalkulierbarer machen, sagte er: "Wer Solar-Bausätze und Holzkamine verkauft oder in seinen Showrooms Autos mit Hybridantrieb präsentiert, hätte auch einen schönen Marketingeffekt: Wir heizen und kühlen selbst umweltfreundlich mit Ihrem alten Holz."

Auch aus Sicht von Joachim Zientek illustriert das BKF heute schon Frankfurts Energieversorgung im Jahr 2030. Die Vision einer "Green City" könne die Stadt nämlich nicht allein mit dem Ausbau erneuerbarer Energien verwirklichen. Ebenso wichtig sei der weitere Ausbau der Fernwärme. Bei der Kraft-Wärme-Kopplung kann Frankfurt eine Pionierrolle für sich beanspruchen: Bereits seit 1927 wird die Abwärme der Stromerzeugung als Heizenergie genutzt; nirgendwo sonst in Deutschland werden neue Stadtteile so konsequent ans Fernwärmenetz angeschlossen - zuletzt der Riedberg, das Mertonviertel, der Westhafen und das Deutschherrnviertel - und bald auch das neue Quartier auf dem Uni-Campus Bockenheim.
"Wer Kraftwerke baut und in Netze investiert, bindet sich sehr langfristig", sagte Zientek: "Wir sind green mit starken Wurzeln."

BKF-Geschäftsführer Ruch kann sich gut vorstellen, dass das Modell "grünes Holzkraftwerk" bald auch von andern Ländern übernommen wird - so wie der Grüne Punkt. Die Energieerzeugung im "Holzkamin" ist so umweltverträglich, dass es im Genehmigungsverfahren keine einzige Einwendung gab. Im Jahr der Grundsteinlegung wurde schon der erste Strom eingespeist. Seitdem erzeugt das Kraftwerk täglich aus rund 300 Tonnen Holz genug Grundlast-Strom für eine ganze Kleinstadt.

Daten zum Biomasse-Kraftwerk Fechenheim Holz und das Klima
Wenn Holz verrottet, wird genau die Menge an Kohlendioxid freigesetzt, die der Baum während seines Wachstums aus der Atmosphäre aufgenommen hat. Verbrennt man das Holz stattdessen, wird diese Menge CO2 ebenfalls freigesetzt, aber man nutzt dabei seine Energie - ohne zusätzlichen CO2-Ausstoß. Daher ist der im BKF erzeugte Strom klimaneutral und wird als Ökostrom durch das Erneuerbare Energien-Gesetz gefördert.

Die vier Kategorien von Altholz
Seit 1. März 2003 ist die Entsorgung von Altholz in einer Verordnung geregelt. Dabei ist die Einstufung abhängig von der Schadstoffbelastung des Altholzes. Kategorie A I: naturbelassenes oder lediglich mechanisch behandeltes Altholz Kategorie A II: behandeltes Altholz ohne halogenorganische Verbindungen in der Beschichtung und ohne Holzschutzmittel
Kategorie A III: behandeltes Altholz mit halogenorganischen Verbindungen in der Beschichtung und ohne Holzschutzmittel. Halogenorganische Verbindungen sind eine Gruppe von mehreren tausend Stoffen, die Brom, Jod oder (meistens) Chlor enthalten
Kategorie A IV: mit Holzschutzmitteln behandeltes Altholz wie z.B. Bahnschwellen

Die wichtigsten Daten des BKF im Überblick (Stand 30.06.2008) Investitionssumme: 30 Millionen Euro Inbetriebnahme: Dezember 2004 Leistung des Generators: 12,4 Megawatt; das erlaubt die Einspeisung von bis zu 12.400 Kilowattstunden Strom pro Stunde Verbrennungstemperatur: mindestens 850 Grad Celsius Stromeinspeisung im Jahr 2007: 83,6 Millionen Kilowattstunden Wärmeabgabe im Jahr 2007: 27,7 Millionen Kilowattstunden Verfeuerte Biomasse im Jahr 2007: 120.000 Tonnen Vermiedene Kohlendioxid-Emissionen seit Inbetriebnahme: 250.000 Tonnen

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Mainova Aktiengesellschaft

Solmsstraße 38
60623 Frankfurt am Main

Tel.: +49 (69) 213 26 209
Fax: +49 (69) 213 83 502

Email:
Web: http://www.mainova.de