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12.12.2008 | Moderner Staat

Mobiles Internet bringt große Chancen für die Arbeitswelt

Erster SimoBIT-Kongress in Berlin präsentiert neue Projekte, Trends und Herausforderungen

In der Arbeitswelt steht ein Paradigmenwechsel bevor. Ähnlich wie das Internet in den vergangenen 15 Jahren wird nun die Verwendung mobiler Informations- und Kommunikationstechnologien(IKT) für weitere tiefgreifende Veränderungen sorgen. So lautet das Fazit des ersten SimoBIT-Kongresses "Mobiles Internet - Wie sich die Arbeitswelt verändert", der am 10. und 11. Dezember in Berlin stattgefunden hat.

Das Förderprogramm SimoBIT (Sichere Anwendung der mobilen Informationstechnik zur Wertschöpfungssteigerung in Wirtschaft und Verwaltung) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, BMWi, umfasst zwölf Projekte. Sie sollen Technologieentwicklung und die Markterschließung beschleunigen.
In seiner Eröffnungsrede betont der Staatssekretär des BMWi, Jochen Homann, "dass die Anwendung mobiler IKT dazu führt, dass nicht mehr wie bisher der Mensch an das Büro, sondern das Büro an den Menschen gebunden ist." Es handele sich um einen Wandel, der weit in die innerbetriebliche Organisation von Unternehmen, die Art und Weise der Kommunikation und den Alltag der Bürger hineinreiche. "Dieser Wandel erlaubt eine wirklich durchgängige Optimierung von Geschäftsprozessen über alle Wertschöpfungsstufen hinweg. Er erschließt damit das eigentliche Potenzial mobiler Lösungen - mit dem Ergebnis, dass Effizienz, Service-Qualität und Mitarbeitermotivation verbessert werden."

Die Aktivitäten der zwölf SimoBIT-Projekte erstrecken sich auf vier Anwendungsbereiche: das Gesundheitswesen, der Maschinenbau, die öffentliche Verwaltung sowie das Handwerk und kleinere Unternehmen. Damit fokussiert sich SimoBIT auf die vielversprechendsten Bereiche mobiler IKT-Anwendungen, die ein besonders hohes Wachstumspotenzial aufweisen.

Für das Gesundheitswesen weist Harald Korb, Ärztlicher Direktor von Vitaphone, darauf hin, dass durch das mobile Monitoring rund sechzig Prozent der Krankenhauseinweisungen vermieden und die Liegezeiten in den Kliniken erheblich verkürzt werden könnten. Eine Entlastung der Krankenhäuser käme unmittelbar der Behandlung der stationär betreuten Patienten zu Gute. In der Notfallmedizin ließe sich dem akuten Ärztemangel entgegen wirken, da künftig der Austausch von Informationen und entsprechende Anweisungen über die Telematik erfolgen könnten. In nur 14,3 Prozent der Notarzteinsätze ist direkt am Unfallort tatsächlich der Einsatz eines Arztes erforderlich.

An Wichtigkeit gewinnen mobile IKT-Lösungen auch im Maschinenbau. Ulrich Doll von Homag berichtet, dass neunzig Prozent der deutschen Firmen weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigen und siebzig Prozent von ihnen ihre Geräte in die ganze Welt exportieren. Gerade die Bereiche Service und Wartung ließen sich mithilfe mobiler IKT-Anbindungen wesentlich effizienter gestalten, da die Maschinen mit Hilfe von Ferndiagnosen Fehler melden. Muss künftig nicht mehr der Techniker zu Routinewartungen aus Deutschland anreisen, führt dies zu einer immensen Zeit- und Kostenersparnis. Die Überwachung von Maschinen und Anlagen erfolgt über drahtlose IKT und wird dadurch effizienter.

In der öffentlichen Verwaltung könnten die Schaffung von Interoperabilität vieler verschiedener Datenquellen und der Zugriff auf diese über mobile Endgeräte viele Prozesse vereinfachen und beschleunigen. Zum einen betrifft dies Bereiche wie die Straßenplanung oder auch die Bestandsaufnahme in deutschen Wäldern, zum anderen aber auch Maßnahmen wie die Brandbekämpfung, die schneller durchgeführt werden könnten. Beispielsweise wird die Planung und Durchführung von Tiefbaumaßnahmen wesentlich effizienter, belastende Straßenarbeiten werden reduziert.

Im Handwerk und kleinen und mittleren Unternehmen, die sich den Aufbau einer eigenen mobilen IKT-Plattform nicht leisten können, trägt SimoBIT dazu bei, dass sie sich unter gemeinsamer Nutzung einer zentralen Plattform im Verbund um Großaufträge bewerben können. So werden beispielsweise Lösungen entwickelt und erprobt, die es dem Elektrohandwerk ermöglichen, auch das wichtige Marktpotenzial von Großbaustellen mit zu erschließen. Durch eine IKT-basierte mobile Systemlösung, bei der sich mehrere KMU zu einer Art virtuellem "Groß"-Unternehmen auf Zeit zusammenschließen können, ergeben sich neue Wettbewerbschancen für die KMU.

Ein weiterer Schwerpunkt des Kongresses war auch das Thema IT-Sicherheit. Der Leiter Geschäftsentwicklung von Giesecke & Devrient, Kai Grassie, erwähnt den "schwierigen Spagat zwischen einfacher Bedienbarkeit und höchstmöglicher Sicherheit mobiler Lösungen". Dabei seien die Herausforderungen sehr groß.
Eine herausragende Bedeutung kommt jedoch der Implementierung von IT-Sicherheit und dem Datenschutz zu: Beide besitzen für fast alle mobilen IT-Anwendungen eine unverzichtbare Schlüsselfunktion. "Der Aspekt Sicherheit ist von immenser Bedeutung. Sicherheit schafft Vertrauen und Vertrauen schafft Werte. Wie wichtig Vertrauen ist, merkt man häufig erst, wenn es einmal verloren ist. Das beste Beispiel hierfür liefert die aktuelle Finanzkrise. Deshalb ist es begrüßenswert, dass das Projekt SimoBIT mit seinen Lösungsansätzen in das Kollektivgut Vertrauen investiert," resümierte Dr. Karl-Heinz Neumann, Projektkoordinator von SimoBIT und Geschäftsführer der WIK-Consult.

Weitere Informationen zu den einzelnen Projekten unter www.simobit.de.

SimoBIT ist die Abkürzung für "Sichere Anwendung der mobilen Informationstechnik zur Wertschöpfungssteigerung in Wirtschaft und Verwaltung". Das Projekt ist Teil der High-Tech-Strategie der Bundesregierung und des Regierungsprogramms "Informationsgesellschaft Deutschland 2010" (iD2010).
Insgesamt zwölf Vorhaben werden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert, um insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen als Vorbild zu dienen, damit diese unter Verwendung mobiler Lösungen ihre Geschäftsprozesse beschleunigen und effizienter gestalten können.