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01.12.2008 | Energie

Die Zukunft der Stromversorgung startet jetzt

Ein intelligentes Stromnetz mit vielen dezentralen Energieerzeugern und dazu Tarife, die sich nach Angebot und Nachfrage richten - so könnte die Stromversorgung der Zukunft aussehen.

In Mannheim und Dresden wird diese Vision jetzt Realität: Anfang Dezember startet ein Konsortium unter der Leitung des Energieversorgers MVV Energie das Projekt "Modellstadt Mannheim", das im Rahmen des Technologiewettbewerbs "E-Energy" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie ausgezeichnet wurde und vom Bundesumweltministerium gefördert wird.
Die Partner des Konsortiums befassen sich bereits seit geraumer Zeit mit der dezentralen Energieerzeugung, nachfrageabhängigem Energiemanagement und dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) zur Energieeffizienzsteigerung.
Diese Erfahrungen fließen jetzt in das Projekt "Modellstadt Mannheim" ein, in dem sie gezielt zu einem Energiemarktplatz weiterentwickelt werden. Mit einer Reihe von Feldtests in Mannheim und Dresden werden technische Machbarkeit und kundenfreundliche Umsetzung mit 3000 Endkunden der beteiligten Energieversorger (MVV Energie, DREWAG Stadtwerke Dresden) erprobt.

Zentrales Ziel des Projektes ist die Steigerung der Energieeffizienz durch den Aufbau eines virtuellen Energiemarktplatzes für Energieerzeuger, -verbraucher und -netzbetreiber. Auf dem neuen Energiemarktplatz wird es dem Kunden möglich, Herkunft und Preis seines Stroms zu erkennen und direkten Einfluss darauf zu nehmen. Mit neuen Energiediensten erhält der Verbraucher die Möglichkeit zur Energieeinsparung und zum effektiveren Energieeinsatz, um damit auch einen Beitrag für unsere Umwelt zu erbringen. In einem Multisparten-Ansatz (Strom, Gas, Wasser, Fernwärme) werden neue Geschäftsmodelle und Anreizsysteme sowie Wege zu einer stabilen Netzsteuerung untersucht.

Der Projektpartner IBM entwickelt die serviceorientierte CORE Plattform, die es erlaubt, unterschiedliche Teilnehmer auf einfache Art und Weise in die bestehenden Prozesse und damit in die angestrebte Gesamtlösung für einen virtuellen Energiemarktplatz zu integrieren.
Die Kommunikation zwischen den Modellkunden und dem Energiemarktplatz erfolgt über das echtzeitfähige Breitband-Powerline-System des Mannheimer Projektpartners Power Plus Communications. Durch die Nutzung des Stromnetzes zur Datenübertragung entsteht in den Projektstädten ein "Internet der Energie". Die Kunden erhalten für ihr Energiemanagement einen so genannten "Energiebutler", der von ISET und Papendorf SE weiterentwickelt wird.
Die universitären und institutionellen Forschungspartner (Universität Duisburg-Essen, ISET in Kassel, ifeu in Heidelberg, und IZES in Saarbrücken) werden im Projektverlauf die neuen Technologien testen, Geschäftsmodelle entwickeln und untersuchen, wie neue Energiedienste für die Kunden aussehen können. Zudem ermitteln sie, ob es auch Entlastungen für die Umwelt gibt.

Über E-Energy
Das Förderprogramm "E-Energy" der Bundesregierung entwickelt und erprobt mit hoher Breitenwirksamkeit in sechs Modellregionen neue Ansätze zur Optimierung der Stromversorgung durch den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). In dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) initiierten Programm werden in ressortübergreifender Partnerschaft mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) entsprechende FuE-Aktivitäten mit insgesamt etwa 60 Mio. € gefördert. Damit wird ein Gesamtvolumen von rund 140 Mio. € mobilisiert.

E-Energy soll das Optimierungspotenzial der IKT erschließen, um mehr Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit sowie Klima- und Umweltverträglichkeit in der Stromversorgung zu erreichen. So sichert E-Energy substantielle Innovations-, Wachstums- und Beschäftigungspotenziale am Standort Deutschland und vermindert nachhaltig die Abhängigkeit von Energieimporten. Internet der Energie Durch E-Energy wird erstmals ein "Internet der Energie" geschaffen, das das gesamte Elektrizitätssystem von der Stromerzeugung über die Netze bis hin zum Stromverbrauch intelligent steuert und regelt. Insbesondere wird eine Balance zwischen volatiler, wetterabhängiger Stromerzeugung und fluktuierendem Stromverbrauch verwirklicht.
Das bedeutet einen Paradigmenwechsel in der Energiewirtschaft, durch den neben der bislang üblichen verbrauchsorientierten Stromerzeugung nun auch ein erzeugungsorientierter Stromverbrauch möglich wird. Darüber hinaus führt E-Energy zu neuartigen Regel- und Speichermöglichkeiten und schafft damit auch die Basis für eine erfolgreiche Entwicklung der Elektromobilität. So eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Entlastung der Netze und die optimale Ausschöpfung vorhandener Kapazitäten.
Voraussetzungen dafür sind u.a. intelligente Systemeinheiten, die den aktuellen Verbrauch erfassen und abhängig vom Preissignal des Versorgers steuern. Mit Hilfe dieser "intelligenten Energiezentralen" kommunizieren die privaten Haushalte und Gewerbebetriebe mit den Stromanbietern und tauschen sich gegenseitig über die Verfügbarkeit und den aktuellen Strombedarf aus. Der Verbraucher wird so zum aktiven Marktteilnehmer. Gleichzeitig fördert eine intelligente IKT-basierte Infrastruktur die Integration dezentraler Energieerzeugungsanlagen beim Kunden wie Photovoltaikanlagen, Windräder und Blockheizkraftwerke. Damit hebt E-Energy die klassische Trennung zwischen Stromerzeuger und Verbraucher auf und schafft einen echten Internet-Marktplatz der Energie.

Die Projektpartner des Projekts "Modellstadt Mannheim":

DREWAG - Stadtwerke Dresden GmbH
(www.drewag.de)
Die DREWAG - Stadtwerke Dresden GmbH ist der regionale Energieversorger für die Stadt Dresden und versorgt 300.000 Kunden mit Strom, Erdgas, Trinkwasser und Fernwärme. In umweltfreundlichen Anlagen erzeugt die DREWAG den Großteil des Stroms, der Wärme und des Trinkwassers selbst. Neben der Versorgung der Dresdner Bevölkerung liegt der Fokus auf der Entwicklung innovativer Lösungen zur nachhaltigen Energieversorgung.

IBM Deutschland - Unternehmensberatung IBM Global Business Services (www.ibm.com/services/bcs/de)
Mit Beratungsexperten in über 160 Ländern ist IBM Global Business Services die größte Beratungsorganisation der Welt. IBM GBS bündelt Beratungs- und Geschäftsprozess- Expertise für unterschiedliche Branchenanforderungen der Kunden. Zu den Beratungsfeldern gehören Strategy & Change, Supply Chain Management, Customer Relationship Management, Financial Management, Human Capital Management sowie ITServices (Integration und Management von Applikationen); damit deckt IBM GBS die komplette unternehmerische Wertschöpfungskette ab.

ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH
(www.ifeu.de)
Das IFEU-Institut ist ein unabhängiges ökologisches Forschungsinstitut, das seit 30 Jahren praxisnahe Forschungsarbeiten zu fast allen Bereich des Umweltschutzes durchführt. Die etwa 40 Wissenschaftler und Ingenieure verschiedener Fachdisziplinen erstellen energiepolitische und umweltbezogene Studien für Ministerien, Gewerbebetriebe und Verbände sowie Angebote für die Öffentlichkeitsarbeit.

ISET - Institut für Solare Energieversorgungstechnik
(www.iset.uni-kassel.de)
Das ISET befasst sich seit 1988 mit anwendungsorientierter Forschung für die Elektro- und Systemtechnik zur Nutzung erneuerbarer Energien, insbesondere der Photovoltaik, Wind-, Meeres- und Bioenergie. Das Institut verfolgt mit dem ISET-BEMI+ einen kundenorientierten Ansatz zum dezentralen Energiemanagement, der künftig eine wesentlichen Beitrag zur Integration der erneuerbaren Energien in die elektrische Energieversorgung leisten kann.

IZES - Institut für Zukunfts Energie Systeme
(www.izes.de)
Das IZES betreibt angewandte Forschung und Entwicklung in den Arbeitsfeldern Energiewirtschaft/Zukunftsmärkte, Energiesystemtechnik und Stoffstrommanagement/ Biomassenutzung. Wir entwickeln neue Serviceangebote für Energiedienstleister im liberalisierten Energiemarkt und überprüfen neue Geschäftsfelder.

MVV Energie AG
(www.mvv-energie.de)
Die MVV Energie Gruppe ist mit einem Jahresumsatz von 2,3 Mrd. € und rund 6.000 Mitarbeitern das größte börsennotierte Stadtwerke-Netzwerk in Deutschland. Unser Geschäftsmodell basiert auf der horizontalen Vernetzung und Integration mehrspartiger Stadtwerke. Aus unserem Kerngeschäft mit Gas, Wärme, Strom und Wasser heraus haben wir unsere Wachstumsfelder Umwelt und Energiedienstleistungen zu wichtigen Pfeilern unserer Entwicklung ausgebaut.

Papendorf Software Engineering GmbH
(www.papendorf-se.de)
PSE ist ein mittelständiges Unternehmen mit dem Fokus der Entwicklung und Herstellung von Lösungen auf dem Gebiet der Betriebsführung von vor allem erneuerbaren Elektroenergie erzeugenden Anlagen unter dem Label SOL.Connect®. PSE betreut und bearbeitet zudem seit Jahren in enger Kooperation mit dem ISET Kassel e.V. Systemansätze für das dezentrale Management von Erzeugern und Verbrauchern von Elektroenergie. Weitere Entwicklungen führten in Zusammenarbeit mit der MVV Energie AG Mannheim zur Feldtestfähigkeit des Konzepts mit 20 Haushalten, welches die kostenoptimierte Verbrauchersteuerung anhand variabler Strompreise umsetzt.

Power PLUS Communications AG
(www.ppc-ag.de)
Die Power Plus Communications AG ist der führende Anbieter von Breitband-Powerline- Systemen zur Datenübertragung über Stromnetz (BPL) in Europa. Dank Echtzeitfähigkeit, offener Standards und der Unterstützung der in Europa üblichen komplexen, vermaschten Netze stellt PPCs BPL-Technik einen zentralen Baustein für Smart Grids, die intelligenten Stromnetze der Zukunft, dar.

Universität Duisburg-Essen
(www.uni-duisburg-essen.de)
Die Universität Duisburg-Essen ist am 01.01.2003 aus den ehemaligen Universitäten Duisburg und Essen hervorgegangen und hat rund 30.000 Studierende und 3.400 Mitarbeiter. Der Lehrstuhl Energietransport und -speicherung setzt sich mit Fragen der Hochspannungstechnik, der Elektromagnetischen Verträglichkeit und der Powerline Communication Technologie auseinander. Daneben beteiligt sich der Lehrstuhl aktiv an der nationalen und internationalen Standardisierung.

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

E-Energy "Modellstadt Mannheim"

Am Exerzierplatz 2
68167 Mannheim

Tel.: +49 (621) 401 165 128
Fax: +49 (621) 401 165 111

Email:
Web: http://www.ppc-ag.de